Städtelärmranking 2011 und der Bonner Lärmaktionsplan

25. November 2023 | Gesellschaft, Nachhaltigkeit, Nostalgie, Politik, Susanna Allmis-Hiergeist | 0 Kommentare

Spitze beim Straßenlärm

Nicht um jede Spitzenposition sollte man sich wirklich reißen. Das gilt zumindest für den 4. Platz, den die Stadt Bonn im Städtelärmranking 2011 des Fraunhofer Instituts für Bauphysik belegt. Dabei ist dieses Ergebnis nicht wirklich überraschend. Die von der EU vorgeschriebenen Lärmkartierungen weisen die Problemzonen in Bonn deutlich aus. Ein darauf aufsetzender kommunaler Lärmaktionsplan (LAP) soll helfen, die wichtigsten Brennpunkte der Stadt zu entschärfen.
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Susanna Allmis-Hiergeist


Autobahnlärm macht krank Foto: Jürgen Huber

Den einen treibt das Geräusch einer Mücke in den Wahnsinn, andere sitzen im Rockkonzert neben der Bassbox und fühlen sich pudelwohl. Keine Frage: die Lärmsensibilität hat eine individuelle Komponente. Aber ebenso klar ist: ab einem bestimmten Geräuschpegel macht Lärm krank.
60% der Bevölkerung bundesweit fühlen sich durch Lärm belästigt, Verkehrslärm ist die am häufigsten genannte Ursache. Eine dauerhafte Lärmbelästigung führt zu Stressreaktionen wie erhöhtem Puls und Blutdruck und steigert somit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies gilt insbesondere für Lärm in den Nachtstunden, denn das Ohr als „Nachtwächter“ kann man anders als die übrigen Sinnesorgane nicht abschalten.

Die Bonner Lärmkartierung

Dass Bonn mit seinen die Stadt einschnürenden Autobahnen, der B 9 und den beidseits des Rheins verlaufenden Eisenbahntrassen ein Lärmproblem hat, wird spätestens mit der von der EU initiierten strategischen Lärmkartierung für die 27 deutschen Ballungsräume mit mehr als 250.000 Einwohnern auch amtlich dokumentiert. Auf geographischen Karten weisen verschiedenfarbige Markierungen entlang der Straßen und Gleise auf die Höhe der Lärmintensität im jeweiligen Bereich hin. Was dabei kontrovers diskutiert wird: Die Lärmpegel werden für die Verkehrsarten getrennt erfasst und nicht überlagert, die Pegelwerte sind berechnet und nicht tatsächlich gemessen und zudem gibt es keine EU-verbindlichen Auslösewerte, bei denen eine Lärmaktionsplanung durchgeführt werden muss. Zumindest die letztgenannte Lücke hat das Land NRW gefüllt und einen Grenzpegel von 70 dB(A) gemittelt über 24 Stunden und von 60 dB(A) als 8 Stunden-Mittel während der Nacht als handlungsrelevant festgelegt.

Alarmierende Ergebnisse

Die Propellerflieger nerven Nachts um 3 Uhr Foto: Jürgen Huber

Im mittlerweile vorliegenden Lärmaktionsplan für die Stadt Bonn wurden auf der Basis obiger Grenzwerte die Lärmbrennpunkte und die Zahl der darin betroffenen Personen ermittelt. Die Ergebnisse sind alarmierend. Rund 5% der Bonner Bürger sind in den Nachtstunden einem Straßenlärmpegel ausgesetzt, der den obigen Grenzwert überschreitet, hinzu kommen knapp 3%, die vom Zugverkehr, teilweise sogar deutlich oberhalb dieses Pegelwertes, beschallt werden. Senkt man die Straßenlärmschwelle auf auch schon ungemütliche 55 dB(A), sind 25% der Bevölkerung, beim Bahnlärm rund 20% betroffen. Ob man das zu über 40% unruhig schlafender Bonner addieren kann, darüber sprechen wir im Interview auf Seite 2 mit Herrn Dr. Misterek, Sachgebietsleiter in der Abteilung Umweltvorsorge und -planung des Amtes für Umwelt, Verbraucherschutz und lokale Agenda.
Von Fluglärm betroffen ist übrigens in Bonn theoretisch so gut wie niemand, einfach schon deshalb, weil in den vom Land NRW erstellten Lärmkarten für den Flughafen Köln/Bonn kein erheblicher Lärm für das Stadtgebiet Bonn ausgewiesen ist. Das hört sich allerdings im Garten sitzend manchmal anders an und auch die alten Propellermaschinen aus Hangelar sind keine reine Wonne. Mit dem Thema Fluglärm befassen sich Manfred Roth aus Bonn und Frank Scholz als Einwohner des Rhein-Sieg-Kreises.

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