Klimawende in Stadt und Land
Ralf Wolff
Wir widmen uns in dieser Ausgabe den Wechselbeziehungen zwischen Stadt und Land und dem was dazwischen ist/liegt und möglicherweise den gleichwertigen Zugang zu neuer Klima- und Umweltschutzinfrastruktur ausbremst. Impulse aus dem ländlichen Raum können mit vorbildlichen Klimaschutzprojekten auf dem Land das gemeinsame Ziel ‚Klimaneutralität‘ unterstützen.
Akzeptanz für Umweltschutz-Maßnahmen zu schaffen, ist mehr und mehr schwierig als auch langwierig – sind wir doch gehalten, gleichwertige Lebensverhältnisse in der Stadt sowie auf dem Land zu erhalten und zu schaffen. Es besteht ein gesetzlicher Auftrag an den Bund, diese in Stadt und Land zu sichern. Gleichwertig bedeutet nicht gleichartig. Doch was ist gleichwertig? Der Autor Manfred Fuhrich begibt sich auf Spurensuche.
Gerade die Klimawende erzeugt mit ihrer neuen Infrastruktur, wie Windkraftanlagen oder Geothermieanlagen Widerstand auf dem Land. Warum soll die Landbevölkerung zugunsten der Städter die sogenannte ‚Verspargelung der Landschaft‘ mit Windkraftanlagen dulden, fragen sich Anwohner*innen dieser Anlagen.
Den in unserem Schwerpunktthema „Stadt-Land- Klima“ einführenden Artikel lesen Sie am 2. Januar 2023. Unser Autor und Soziologe geht der Frage nach, warum die Akzeptanz von Energiewende-Projekten im ländlichen Raum geringer ist als in den urbanen Zentren. Er greift dazu auf umweltpsychologische Erklärungsansätze zurück und schlägt Perspektiven vor, wie die Akzeptanz solcher Projekte im ländlichen Raum gesteigert werden kann.
Die Zustimmung ist gefestigter, wenn viele Fachkundige aus den Behörden sowie aus der Zivilgesellschaft sich mit dem Ob und Wie der angestrebten Projekte beschäftigt haben.
Auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte unterstützen die Naturschutzbeiräte die Naturschutzbehörden als beratendes Gremium.
Die Bezirksregierung Köln erklärt als höhere Naturschutzbehörde auf unserer Interviewseite (Veröffentlichung am 9. Januar) ihre Prüfvorgänge und Zuständigkeit beim Fahrradwegeausbau als Klimaschutzprojekt in der Bonner Rheinaue oder bei der Umgestaltung der Siegpromenade im Windecker Ländchen. Hier deutet sich an, wie neue Ertüchtigung von Fahrradinfrastruktur auf dem Land und gleichfalls in der Stadt zur Verdrängung von artenschutzrechlich geschützten Arten führen kann.
Als Umweltzeitung, mitgetragen von bedeutenden Umweltverbänden, haben wir den direkten Draht zu den Verbänden als Anwälte der Natur. Mit ihrem Verbandklagerecht können sie umweltpolitische Entscheidungen abmildern oder abwenden.
Unter der Stellungnahme der Bezirksregierung Köln (In der Print Ausgabe auf Seite 3) kommentiert der Artikel „Klimaschutz gegen Artenschutz ?“ die Prüfung der Naturschutzbehörden des Umgangs mit schutzwürdigen Biotopen an Rhein und Sieg. Umweltgutachten spielen in der Abwägung der Auswirkungen beabsichtigter Projekte eine große Rolle. Für politisch gewollte Projekte wird dann der richtige Gutachter gesucht – hat man zuweilen den Eindruck. Oft geht es beispielsweise darum, ob überhaupt das richtige Gutachten und/oder die richtige Methodik angewendet wurden.
Während beispielsweise die Ausführungsplanung einer neuen Siegpromenade in Windeck durch ein Sondergutachten bestätitigt werden soll, zwingt die gesetzlich vorgegebene Methodik des Endlagersuchverfahrens mit ihren vielfältigen Daten aus unterschiedlichen Datenquellen die Zeitpläne zu überdenken. Erfahren Sie mehr zur Methodik des Endlagersuchverfahrens und dazu, wie die drastischen Verschiebungen im Zeitplan zu erklären sind (30. Januar hier).
Für den hochradioaktiven Müll aus den AKW soll der sicherst mögliche unterirdische Einschluss gefunden werden. Das Motto lautet „Geologie first“. Jedoch schon an der Karte des im Jahr 2020 veröffentlichten „Zwischenberichts Teilgebiete“ sieht man, dass die großen Städte weitgehend als mögliche Endlagerstandorte ausgespart und allenfalls in Randbereichen tangiert sind. Kriterien wie Besiedelung, Emissionsbelastungen und Kulturgüter können darüber hinaus in die künftige Auswahlentscheidung einfließen. Diese Endlagersuche spiegelt wider, wie der Einsatz von Technologie und Ressourcen von Anfang an nicht bis zum Ende gedacht wurde.
Welche Bemühungen gibt es heutzutage im Bereich Ressourcenschonung auf dem Land und in der Stadt? Ein Blick auf verschiedene Zentren der Kreislaufwirtschaft in NRW bildet den vierten und letzten Beitrag der Artikelreihe zum zukunftsweisenden Konzept „Urban Mining“ (23. Januar). Die Reihe finden Sie bald auch kompakt auf der Website der Bonner Umwelt Zeitung.
Unser Kolumnist Jürgen war wieder unterwegs für Sie. Diesmal erkundete er, wie bequem und einfach Sie mit Bus und Bahn in der Stadt und raus aufs Land gelangen und dabei das Klima schonen. Sein Fazit ernüchert: Ausgedünnte bis nicht vorhandene Fahrpläne und große Umwege machen es den Bewohner*innen der ländlichen Regionen unmöglich, auf das Auto zu verzichten (6. Februar).
Im ländlichen Umland, im suburbanen Raum, sollten Bus und Bahn doch noch gut verfügbar sein. Das Buch „STADT LAND KLIMA“ gibt Ihnen einen Eindruck davon, ob das zutrifft. Es geht um die Frage, wo Sie im Sinne des Klimaschutzes am besten leben sollten. Die Buchbesprechung finden Sie in der Printausgabe.
Unsere Praktikantin Emelie, Mitgestalterin der BUZ-Interviewreihe „Das Denken befragen“, machte sich Gedanken wie lebenswert die Stadt tatsächlich für uns ist. Mit ihrer historisch-archäologischen Analyse kommt sie für sich zu dem Schluss, dass für den rastlosen Menschen die Suche nach dem guten Leben auf dem Land besser gelingen kann. Zumindest kann er in der Natur innehalten und neue Perspektiven für sich erkennen. Wie halten Sie es mit dem Land- oder Stadtleben? (Print Ausgabe).
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