Bezugnehmend auf unseren Schwerpunkt „Klimaschutz – No future?“ machen wir uns auf den Weg durch Bonn und schauen uns anhand dreier Beispiele an, wie es in Bonn mit dem Klimaschutz aussieht. Rein in die Puschen und los geht´s zu drei ausgewählten Tatorten.
Jürgen Huber
Balkonkraftwerke

Balkon Kraftwerk Bonn Mehlem © Foto Jürgen Huber
Das ist ein herrliches Wort für diese Anlagen. Als ich beim ersten Mal nicht genau hinhörte habe ich glatt Atomkraftwerke verstanden. Was genau ist das eigentlich, ein Balkonkraftwerk? Es handelt sich um eine Solaranlage nicht nur für den Balkon, es kann auch auf dem Garagendach oder auf dem Gartenhäuschen, sogar senkrecht an der Hauswand, installiert werden. Hier werden einzelne Solarpanele installiert, die dann einen Teil unseres persönlichen Stromes erzeugen können. Schukostecker rein und fertig. Aber Vorsicht, hier gibt es noch einiges an in meinen Augen unsinnigen Vorschriften. Seit 1. Januar 2024 dürfen von diesen „Kraftwerken“ maximal 800 Watt pro Stunde erzeugt werden, vorher 600. Das bedeutet eine jährliche Ausbeute von ungefähr 800 Kilowattstunden, je nach Ausrichtung der Zellen zur Sonne. Und nach der Sonne selber, wie sie zu scheinen beabsichtigt. Auf den heutigen Strompreis umgerechnet ist das eine Ersparnis von um die 320 Euro. Jetzt habe ich versucht, das auf die Investitionskosten umzurechnen. Die Preise beginnen bei ungefähr 400 Euro. Wir sind nach seriöser Nachforschung auf circa 1000 Euro gekommen. Somit ist die Anlage nach circa drei Jahren bezahlt. Werden die erzeugten 800 Watt nicht verbraucht, werden sie ins Netz eingespeist.

Photovoltaik Anlage Bad Godesberg © Foto Jürgen Huber
Wer nun auf einen Obolus des Versorgers hofft, tut dieses vergebens. Die Zuschüsse für Balkonkraftwerke lagen für Mieter*innen bei bis zu 600 Euro. Vorsicht, erst nachfragen, ob im Topf noch etwas vorhanden ist. Hier gibt es sehr detaillierte Informationen: https://www.spd-bonn-im-rat.de/wp-content/ uploads/sites/117/2023/10/Dr_Jens_Erler_ Von_der_Sonne_in_die_Steckdose.pdf
Solardach
Erheblich ergiebiger, dafür auch aufwändiger ist eine Solaranlage auf dem Dach. Hier ist in Bonn, auch auf städtischen Gebäuden noch sehr viel Platz vorhanden. Kann das „Balkonkraftwerk“ vom Bewohnenden selber installiert werden, muss eine Dachanlage durch einen Fachbetrieb installiert werden. Dafür ist der Ertrag der Anlage höher, denn was an Strom übrigbleibt kann auch eingespeist werden. Und für die nicht verbrauchte Energie, die eingespeist wird, erhält der Betreibende eine Vergütung, anders als beim Balkonkraftwerk.
Wer das nötige Geld (mindestens 1000 Euro) hat, sollte einen Stromspeicher einbauen und den eigenen Strom auch selbst verbrauchen, wenn die Sonne nicht scheint. Auch die Zuschüsse können sich sehen lassen, aber Vorsicht, auch hier kann täglich eine Änderung oder gar das Aus kommen.
Windpark Heiderhof

Windräder im Wald. Beispielfoto Quelle-SWB-Bonn
Am Stadtrand von Bonn, genau gesagt auf dem Haselingsberg zwischen Pech und dem Bad Godesberger Stadtteil Heiderhof, soll diese Anlage errichtet werden. Der Nutzungsvertrag zwischen der Eigentümergemeinschaft und der SWB Energie & Wasser ist laut Pressemitteilung der Stadt Bonn abgeschlossen. Dieser Windpark könnte mit zwei bis drei Windrädern Strom für circa 13.000 Haushalte erzeugen. Das ist ein aktiver und richtiger Beitrag zur Stromwende. Das für die Windräder ausgesuchte Waldgebiet besteht teilweise aus Kahlflächen, die vorrangig als Standort genutzt werden sollen. Wo das nicht möglich ist, sollen bevorzugt Nadelbäume den Windrädern weichen. Es soll lediglich in kleinen Bereichen gerodet werden, so eine Mitteilung der SWB Energie & Wasser. SWB-Chef Olaf Hermes teilt in einer Mitteilung der Stadt Bonn mit, dass die Bedenken aus der Bevölkerung „aufgrund des sichtbaren Eingriffs in eine natürlich gewachsene Umgebung“ ernst genommen werden. Er verspricht „volle Transparenz und einen offenen Dialog“.

Lageplan Windräder-Quelle-SWB-Bonn
SWB Energie und Wasser möchte dieses Potenzial als Bonner Energieversorger nutzen, bevor es andere Unternehmer tun, ohne dass Bonn davon profitiert. „Damit unsere Stadt bis 2035 klimaneutral werden kann, ist es wichtig, neben Solarenergie auf Dach- und Freiflächen auch die Windenergie in den Blick zu nehmen“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „So können wir Ökostrom in Bonn selbst produzieren, um uns unabhängiger zu machen von fossilen Energien.“ Die SWB äußern ausdrücklich den Willen, die im Bereich des geplanten Projekts wohnende Bürgerschaft an den Erlösen der Windenergieanlagen teilhaben zu lassen. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sollen die Möglichkeit bekommen, sich finanziell an den Investitionskosten zu beteiligen, um so über eine feste Verzinsung von den Erträgen zu profitieren.
Fazit:
Bonn hat Future, es tut sich viel in Sachen Energiewende und Klimaneutralität bis 2035. Es wurden auch Fördermittel zur Unterstützung der Investierenden bereitgestellt. Wie lange sich aus diesen Geldtöpfen allerdings bedient werden kann, ist nicht absehbar. Etwas mehr Unterstützung wäre aus Teilen der Bevölkerung zu erwarten, damit die Wende gelingt. Was ist wohl besser? Ein Windrad im Wald oder ein Atommüllendlager? Eine Solaranlage auf dem Dach oder ein Braunkohlekraftwerk in der Umgebung? Lasst uns gemeinsam dem Klimawandel etwas entgegensetzen, damit unsere Enkelkinder auch noch etwas von dieser Welt haben.
Mehr von Jürgen Huber
Sie sehen eine Anzeige unseres Unterstützers Biomöbel Bonn.
0 Kommentare