Tal und Tälchen
Esther und Andreas Reinecke-Lison, Ralf Wolff
In der Buchreihe „European Essays on Nature and Landscape“, herausgegeben im Klaas Jarchow Media Buchverlag (KJM-Buchverlag), sind Titel zu Landschaften wie Hochschwarzwald, Moor, Marschland oder Heide erschienen. Daher war es nur eine Frage der Zeit, wann der Herausgeber einen Titel dem durch besondere geologische Gegebenheiten emporgestiegenen Mittelrheintal widmen würde. Mit dem Germanistikprofessor Karl-Heinz Göttert fand sich ein Kenner dieses Durchbruchstals, welchem sogar 2002 der Welterbestatus zuerkannt wurde. Göttert stammt aus Ehrenbreitstein, nahe Koblenz.

Quelle: BUCH CONTACT | https://buchcontact.de
Der Autor bespricht profund und umfassend lyrisch Aspekte wie den Terrassenweinbau, Hochwald und Klammen und insbesondere die Burgen und Orte entlang des 67 Kilometer langen oberen Abschnitts des Mittelrheins zwischen Bingen und Koblenz, der hier aus den Bächen zahlreicher Seitentälchen sein Wasservolumen erhöht. Zuweilen beschreibt der Autor auch lyrisch die Schönheit dieses Rheinabschnitts. Durch das Buch zieht sich der Blick des Autors auf die Entwicklung dieser Region Schritt für Schritt in eine ganz besondere Kulturlandschaft, wodurch sie den Titel „Unesco-Weltkulturerbe“ erlangen konnte. Die Leser*innen erfahren, wie sich die Menschen den durch die geologische Bruchzone hervorgegangenen steilen Hängen annahmen und mit der Sonderkultur Weinbau das zunächst unbewirtschaftlich erscheinende Gelände zu einer Kulturlandschaft ausbauten.
Sie perfektionierten dabei den Terrassenweinbau. Die bevorzugte Rebsorte am Mittelrhein ist der Riesling (2023 mit 370 von 440 Hektar Rebfläche). Mit Kapiteln, namens ‚Auf dem Weingut‘ oder ‚Auf der Burg‘ kommt diese besondere Nutzung zum Ausdruck.
Die Authentizität seiner Aussagen erreicht Göttert, indem er sich beispielsweise auf einer Burg einquartiert, sich von einem Weinbauern den Terrassenweinbau erklären lässt oder vom Referenten für das Weltkulturerbe viel erfahren hat. Es kommt heutzutage nicht oft vor, dass ein Buch so schön gestaltet ist. Der Verlag arbeitet mit den Bildenden Künstler*innen Rüdiger Tillmann, Anika Tagaki und Markus Klugler zusammen, die den informativen und mit persönlichen Erlebnissen angereicherten Text Götterts sorgfältig bebildert haben. Im Vor- und Nachsatz ist mit einer Zeichnung des Rheinabschnitts Loreley der Autorentext ansprechend eingerahmt. Eine Kartenübersicht (Seite 124 ff.) bietet schnelle Orientierung, welchen Ort der Autor gerade bespricht. Die Herstellung und Gestaltung des Buches zeichnet sich nicht nur mit FSC-Papier aus, sondern auch durch einen hauseigenen klimafreundlichen Druck. Nach Berechnung des CO2-Fußabrucks erfolgt der Ausgleich durch Investition in zertifizierte Waldaufforstungsprojekte. Was vermissen die Rezensenten und die Rezensentin? Während die Leserschaft sehr viel über den Weinanbau erfährt, ist die Geschichte des Handels entlang der Verkehrsader Rheintal unterrepräsentiert. So gab es sicherlich bei so vielen Burgen ein Handels und Zollgeschehen, welches den gegenseitigen Austausch förderte und zum Wohlstand vor Ort als auch europaweit beitrug.
Die Rezensentin und die Rezenten finden:
„Wenn man ein kleines handliches und liebevoll gestaltetes Buch für einen umfassenden Überblick über das Obere Mittelrheintal haben möchte, dann ist dieses literarische Sachbuch ein schönes Geschenk nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst“. Durchaus ist es interessant, dieses literarische Sachbuchkonzept außerhalb des deutschsprachigen Raums anzuregen.
Die Autor*innen dieses Beitrags würden sich wünschen, dass die Reihe auch über den deutschsprachigen Raum hinaus ausgeweitet wird.
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