Heute: Stammtischgespräch im Kleingartenverein
Wir widmen uns diesmal dem monatlichen Stammtischgespräch des Kleingartenvereins „Sonnenblume“. Heute ist ein besonderer Tag, denn ich werde als neues Mitglied in die Spielregeln der Vereinssatzung eingeführt. Es nehmen teil: der Vereinsvorsitzende, Herr Scheffer, die Kassenwartin Moni, der Gerätewart Hammer und die Pflanzberaterin Frau Blum.
Walter Rodenstock
Scheffer: Willkommen Herr Rodenstock in unserem Kleingartenverein. Sie haben eine gute Wahl getroffen, denn wir sind eine engagierte Truppe. Damit alles gut gelingt, haben wir Spielregeln aufgestellt, die alle beachten müssen. Ich habe Ihnen ja schon die 20 Seiten Vereinssatzung vorab zugesandt. Wir sind 33 Mitglieder. Leider ist unser lieber Freund nach längerem Leiden von uns gegangen. So haben Sie die Chance bekommen, ihm nachzufolgen – ich meine: als neues Mitglied.
Hammer: Neben dem üblichen Betrag für die Pacht, sammeln wir einen bescheidenen Betrag für Neuanschaffungen. Wie Ihnen Herr Scheffer wohl schon mitgeteilt hat, haben wir die Entscheidung getroffen, Benzin getriebene Gartengeräte zu untersagen. Dafür steht allen ein Akku betriebener Rasenmäher – nach Anmeldung – zur Verfügung. Dieser Beschluss wurde einstimmig getroffen; die einen waren dafür, weil es private Kosten spart, und andere votierte dafür, weil es gut für die Umwelt ist, zudem auch leise.
Rodenstock: Dann kann ich meinen alten Benzinrasenmäher nicht benutzen?
Scheffer: Nein. Sie werden in den Unterlagen bestimmt schon gelesen haben, dass wir Hobbygärtner sehr viel Wert auf Ruhe legen. Deshalb legt unsere Vereinssatzung auch fest, dass von 12.00 bis 15.00 Uhr die Mittagsruhe einzuhalten ist. Weil wir fast alle Rentner sind, kommt diese Regelung unseren Lebensgewohnheiten sehr entgegen.
Rodenstock: Ich schätze noch mehr die Nachtruhe!
Hammer: Für etwas größere Gruppen steht unser Vereinshaus zur Verfügung. Das haben wir in Eigenleistung gebaut. Als Gerätewart bin ich sehr stolz darauf, dass wir diese Kraftanstrengung gestemmt haben – trotz unseres fortgeschrittenen Alters. Nach unserer Sitzung zeige ich Ihnen mal unseren gemeinsamen Bestand an Geräten und Werkzeugen.
Rodenstock: Ich habe auch einige Hobbywerkzeuge, die ich gerne in den Bestand einbringen möchte.
Scheffer: Gut so. Nicht, dass Sie einen falschen Eindruck bekommen: Wir haben auch junge Familien dabei. Die Begeisterung für das Gärtnern wächst auch bei Jüngeren. Allerdings bedürfen diese einer fachlichen Beratung. Dafür zuständig ist unsere liebe Moni.
Moni: Ja ich habe dieses Amt schon seit Jahren inne. Mich erfreut immer wieder die Dankbarkeit, die mir als ehemalige Biologielehrerin entgegengebracht wird. Es ist auch nicht leicht, die Regeln der Natur und besonders die Launen des Wetters zu kennen. Ich versuche immer wieder, die Prinzipien von naturnahem Gärtnern zu vermitteln. Das ist ein langer Weg. Selbstverständlich haben wir vereinbart, keine Pflanzenschutzmittel zu verwenden. Das macht auf den ersten Blick mehr Arbeit, aber es lohnt sich. Wenn Sie Rat brauchen, Herr Rodenstock, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Scheffer: Unsere Bio-Expertin kommt hin und wieder mit unseren Mitgliedern mit Migrationshintergrund ins Gespräch, weil diese andere Gewohnheiten hinsichtlich Art und Maß des Anbaus von Pflanzen haben. Nicht, dass diese fremde Pflanzenauswahl uns wirklich stört, aber wir achten doch sehr auf ein harmonisches Gesamtbild. Die Kommunikation ist nicht immer leicht. Unser traditioneller Name rührt daher, dass die Gründerväter und Gründermütter als Symbol die Sonnenblume gewählt hatten. So säumt der Mittelgang unserer Kleingartenanlage ein Spalier mit Sonnenblumen. Das ist Tradition. Unser Prinzip ist und bleibt, dass der Einblick vom Hauptweg in die einzelnen Parzellen offen sein muss. Das dient der Sicherheit und Überschaubarkeit. Am Eingang haben wir seit letztem Jahr eine solarbetriebene Videokamera positioniert; auch das Vereinshaus ist so gesichert.
Hammer: Wir sollten Herrn Rodenstock mitteilen, das auch auf den Dächern der Gartenhäuschen Solarpaneelen installiert werden können; dies dient der Beleuchtung in dunklen Zeiten. Wir haben seinerzeit eine größere Bestellung aufgegeben und Sie könnten aus den Lagerbeständen auch zwei Paneelen zum Sonderpreis bekommen. Sie sehen, wir pflegen nicht nur Tradition, sondern gehen auch mit der Zeit.
Frau Blum: Aber wir machen nicht jede Mode mit. So kommt der Anbau von Hanf nicht infrage. Schon mal hatten wir Ärger mit Jugendlichen, die in Opas Garten heimlich Hasch angebaut hatten. Aus diesen Erfahrungen haben wir unter meiner Anleitung einen detaillierten Pflanzkatalog, denn nicht alle Pflanzen sind erwünscht. Wir legen großen Wert auf ortstypische Arten.
Scheffer: Wir sind stolz auf unser kleines Paradies. Adam und Eva sind rausgeworfen worden, weil sie sich daneben benommen haben. Das passiert hier nicht.
Rodenstock: Bleibt Ihr – pardon: unser – Paradies denn dauerhaft erhalten oder ist zu befürchten, dass das Gelände irgendwann mal Bauerwartungsland wird – wie anderenorts?
Scheffer: Nein, niemals, da können sie sicher sein. Unser Grund und Boden ist zu weich, da können keine Bauwerke errichtet werden. Das haben wir amtlich. Wir blicken unbesorgt in die Zukunft. So haben wir uns zu dem Wettbewerb „Garten 2030“ angemeldet. Beim nächsten Stammtisch werden wir unser Sommerfest vorbereiten. Das wird wieder wie immer ein fröhliches Ereignis und stärkt unsere Gemeinschaft. Da müssen alle an einem Strang ziehen. Herr Rodenstock, da werden auch Sie gefordert sein. Haben Sie noch Fragen?
Es folgt eine Anzeige unserer Unterstützer*innen/in eigener Sache.
Werbung in der Bonner Umweltzeitung? Unsere Mediadaten

0 Kommentare