VCD Resümee aus Diskussionsveranstaltung am 1. April 2025

23. Mai 2025 | Ausgabe 3/2025 Nachhaltige Gartengestaltung im Blick, Nachhaltigkeit, VCD | 0 Kommentare

Verkehrsarm bauen/wohnen in Bornheim


Dr. Rolf Tüschen


Anlass für diese Veranstaltung ist die wachsende Kritik an der Bornheimer Siedlungspolitik der letzten Jahre. Weiterhin entstehen Neubausiedlungen, die auf den Autoverkehr ausgerichtet sind, während es an Flächen für Aufenthalt und Begegnung der Bürger fehlt. Ein eindrucksvolles Gegenspiel bot dann im Herbst ein Besuch in der autofreien Siedlung in Köln-Nippes.

Herr Hans-Georg Kleinmann vom VCD Köln kam jetzt zu einem Gegenbesuch nach Bornheim und referierte gemeinsam mit Dr. med. Rolf Tüschen vom VCD Bonn/Rhein-Sieg/Ahr und dem Bornheimer Architekten Helmut Görgen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Stefan Wicht, ADFC. In seiner Einleitung verwies er auf die verschiedenen Interessen im Konflikt um die Verteilung verfügbarer Flächen. Landwirtschaft, Autoverkehr, Siedlungsbau und Landschaftsschutz konkurrierten um sie. Angesichts der anstehenden Kommunalwahl versprächen die Parteien den Schutz aller Interessen, was so natürlich nicht möglich sei.

Herr Dr. med. Rolf Tüschen zeigte medizinische Argumente auf, die dafür sprechen den Autoverkehr in Wohnsiedlungen zu begrenzen und Flächen, die bislang im Übermaß dem Parken von Autos dienen, wieder den Bürgern zur aktiven Nutzung zukommen zu lassen. Gesundheit braucht öffentliche Räume, in denen sich die Bürger sicher bewegen können. Das gilt zum einen für ältere und gehbehinderte Menschen, zum anderen für die gesunde Entwicklung von Kindern. Gesundheit braucht Begegnungsräume für die Anwohner, um Isolation und Einsamkeit zu vermeiden. Größere Grünflächen sind notwendig, gegen den Klimawandel, aber auch für eine direkte positive Wirkung auf die Psyche der Anwohner.

Herr Hans-Georg Kleinmann stellte die autofreie Siedlung in Köln-Nippes vor. Er unterstrich dabei die Flächenersparnis durch die Gestaltung der Siedlung als Fußgängerzone, die von Fahrrädern genutzt werden kann. Autos werden am Siedlungseingang geparkt. Auf diese Weise bietet die Siedlung sicheren
Aufenthalt und Bewegung für die Bewohner. Der soziale Zusammenhang wird so gestärkt. Es gibt eine sehr gute Verkehrsinfrastruktur wie zwei benachbarte S-Bahn-Stationen, zwei Car-sharing-Stationen, Fahrradtiefgaragen und fußläufige Einkaufsmöglichkeiten.

Der Architket Helmut Görgen verwies auf verschiedene von der Stadt Bornheim geplante neue Baugebiete. Diese sähen zu wenige Grünflächen vor und räumten dem Autoverkehr zu viel Platz ein. Verkehrsarme Siedlungen seien notwendig. Besonders geeignet sei die geplante Siedlung am Hexenweg im Bornheimer Norden, die an das bestehende Einkaufszentrum und die geplante neue Haltestelle der Stadtbahnlinie 18 grenzt.

An der lebhaften Diskussion beteiligten sich Vertreter nahezu aller Ratsfraktionen. Sie teilten die Forderung, neu entstehende Siedlungen verkehrsärmer zu gestalten und so den Bewohnern wieder mehr öffentlichen Raum zu geben. Die Sorge um die künftige Wohn- und Lebenssituation der alternden Bevölkerung bewegte viele Teilnehmer, was bei künftigen Planungen berücksichtigt werden müsse.

Schwierig bleibt das Thema Binnenverdichtung. Politischen Vorrang hat die Bebauung bislang freier Flächen in der bestehenden Siedlung. So soll die Ausdehnung der Städte gestoppt werden. Andererseits bedeutet Binnenverdichtung eine weitere Zunahme des Autoverkehrs innerorts, sofern es nicht gelingt, den Autoverkehr generell zu reduzieren.

Aus Sicht des VCD Bonn/Rhein-Sieg/Ahr können das Beispiel der autofreien Siedlung in Köln und die kritischen Diskussionen in Bornheim hilfreich sein in den aktuellen Bonner Planungen für die Umgestaltung von Wohnquartieren und die neue Siedlung Rosenfeld in Buschdorf. Das Ziel muss doch sein, dass von Seite der Bürger nicht die reine Angst vor Veränderung dominiert, sondern Offenheit für wesentliche Verbesserungen gemeinsamen Wohnens.

 

Städtische Verkehrspolitik? – Kein neues Thema!


Dr. Rolf Tüschen


Wer glaubt, die Diskussionen um die städtische Verkehrspolitik seinen neu, der irrt. Eine starke Zäsur hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts stattgefunden, ein tiefer Einschnitt in die Qualität städtischen Lebens. Texte aus dem Köln der 1920er Jahre schildern den zunehmenden Eingriff des stark wachsenden KFZ-Verkehrs. Die Stadt war bis zum Ersten Weltkrieg noch recht beschaulich gewesen, geprägt von Fußgängern, Straßenbahnen und Pferdefuhrwerken. Nach dem Krieg nahmen in der Stadt Auto- und LKW-Verkehr rapide zu. Dabei spielte die englische Besatzung eine erhebliche Rolle. Der KFZ-Verkehr wurde als bedrohlich für die städtische Kultur erlebt. Wie sollte die Beziehung von Verkehr und Stadtleben geregelt werden? Wie sollte zudem der Verkehr zwischen den großen Städten erfolgen?

Als Beweis moderner Verkehrspolitik wird wiederholt die Eröffnung der ersten deutschen Autobahn zwischen Köln und Bonn von 1932 gefeiert, die Konrad Adenauer (und anderen) zu verdanken ist. Das verkehrspolitische Wirken Adenauers (und seiner Mitstreiter) wird allzu oft darauf verkürzt. Adenauer ein Autonarr? Offensichtlich nicht! So verfolgte er den Plan einer S-Bahn-Verbindung von Köln nach Dortmund und einen zweiten Fernbahnhof für Köln. Seine Idee einer Kölner U-Bahn wurde erst 1968 realisiert.

Wie stand Adenauer zum innerstädtischen Verkehr? „Es kommt nach meiner Meinung nicht darauf an, ob ich vom Rudolfplatz bis zum Rhein im Auto 1,5-2 Minuten schneller oder weniger schnell fahre.“ Sowohl denkmalpflegerische als auch wirtschaftliche Überlegungen sprächen vielmehr dafür, „die Verkehrsflut aus der inneren Stadt abzusaugen, …“. Einer breiten Ost-West-Straße durch die Altstadt über die Schildergasse erteilte er eine Abfuhr. „Köln und die Straßen des alten Kölns sind nicht in erster Linie für das Auto da, …“.

Wir müssen davon ausgehen, dass es sich hierbei nicht um die alleinige Meinung Adenauers handelte. Die bedrohlichen Veränderungen der Stadt durch den stark zunehmenden KFZ-Verkehr scheinen den Bürgerinnen und Bürgern sehr bewusst gewesen zu sein. Für alle spürbar verschwand die ruhige Beschaulichkeit des Alten Köln. Zu befürchten ist, dass wir uns im Gegensatz dazu schon so sehr an die Prägung der Städte durch massenhaften Verkehr gewöhnt haben, dass wir den Verlust städtischen Lebens oft nicht mehr wahrnehmen.

Übertragen wir einmal die verkehrspolitischen Überlegungen der 1920er Jahre auf das heutige Bonn. Wie steht es um eine S-Bahn? – Die müsste gar nicht mal bis Dortmund fahren, aber sie fährt nicht mal bis Köln.

Klammern wir Siegburg einmal aus, so könnte der zweite Bonner Fernbahnhof in Beuel sein, aber will man dort beim aktuellen Zustand internationale Gäste aussteigen lassen?

Und wenn es laut Konrad Adenauer im städtischen Autoverkehr auf 1,5 bis 2 Minuten mehr oder weniger nicht ankommt, wie sollte dann der Verkehr auf der Adenauerallee(!) geregelt werden?

Wagen wir den Blick zurück, so mischt sich Bewunderung für große Weitsicht mit Bestürzung über den erschreckenden Stillstand der letzten Jahrzehnte. Die Überlegungen der 1920er Jahre, wie wir die verschiedensten Verkehrsmittel optimal nutzen können und wie wir die Beziehung zwischen Verkehr und städtischem Leben regeln können, sind lange Jahre nicht fortgeführt worden.

Für eine Verkehrswende muss der Wunsch nach einer deutlichen Verbesserung städtischen Lebens ausschlaggebend werden. Allein der Verweis auf Umwelt- und Klimaschutz wird in der aktuellen Diskussion nicht zu einer Neuorientierung führen.

Quellen:

Hugo Stehkämper (Hrsg.): Konrad Adenauer. Oberbürgermeister von Köln. S. 165 ff. 1976.
Christoph Nonn: Köln in der Weimarer Republik. S. 62-70. 2024.

 

Wohnbauprojekt Rosenfeld in Bonn-Buschdorf

VCD fordert zeitgleiche Verlängerung der Stadtbahnlinie 63!


Rainer Bohnet


Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) begrüßt das Wohnbauprojekt Rosenfeld in Buschdorf und sieht darin eine Chance, in Bonn erstmals ein autoarmes Wohnquartier zu schaffen. „Durch die Anbindung an die Stadtbahnlinie 63 wäre dort eine hervorragende Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sichergestellt. Das ist eine Parallele zu einem autofreien Wohnviertel in Köln-Nippes. Deshalb fordern wir, dass die Verlängerung der Linie 63 möglichst zeitgleich mit dem Bau des Wohnquartiers realisiert wird,“ formuliert der VCD-Vorsitzende Rainer Bohnet.

Dem VCD geht es um drei Dinge: Die Schaffung von Wohnraum ist ein großes sozialpolitisches Thema. Dafür braucht man allerdings eine Akzeptanz in der Bevölkerung. Und die Mobilitätswende ist ebenso wichtig. VCD-Vorstandsmitglied Anja Niemeier ergänzt: „In Buschdorf bietet sich die einmalige Chance, verschiedene Ziele gemeinsam anzugehen.“

Sowohl das Wohnquartier Rosenfeld als auch die Stadtbahnverlängerung haben laut VCD in etwa den gleichen Planungsstand. Bohnet: „Es bietet sich daher an, beide Projekte, ebenso wie eine Taktverdichtung auf der Linie 16, parallel zu entwickeln und umzusetzen. Das hätte einen Vorbildcharakter für andere Kommunen,“ so Bohnet.

 

 

Langsamer Baufortschritt bei der S 13

VCD fordert Knotenpunkt zwischen Seilbahn, Straßenbahn 62 und S-Bahnlinie 13 am Schießbergweg mit Anbindung der Busse in Richtung Nieder- und Oberholtorf!


Rainer Bohnet


Der Baufortschritt bei der S 13 geht langsam aber stetig voran. Kürzlich wurde das unter Denkmalschutz stehende Gebäude des Güterschuppens transloziert.
Im Jahr 2026, wenn die rechte Rheinstrecke generalsaniert wird, soll die S 13 zwischen Troisdorf und Bonn-Beuel fertiggestellt werden. Wann und wie der südliche Abschnitt bis Bonn-Oberkassel an die Reihe kommt, ist derzeit noch offen.

Aktuell ist der VCD mit der Stadt Bonn, mit der DBInfraGO AG und go.Rheinland im Gespräch, um am Schießbergweg einen Knotenpunkt zwischen der Seilbahn, der Straßenbahn und der S 13 sowie dem RE 8 sicherzustellen.
Nach den Vorstellungen des VCD sollen an dieser Stelle auch Busse angebunden werden, die den Knotenpunkt mit Niederholtorf und Oberholtorf verbinden.

© Rainer Bohnet

© Rainer Bohnet

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