Über die Entstehung eines Gartens der Religionen in Bonn

2. Juni 2025 | Ausgabe 3/2025 Nachhaltige Gartengestaltung im Blick, Gesellschaft, Susanna Allmis-Hiergeist | 0 Kommentare

Biotop für Begegnung und Vielfalt

Die Stadt Bonn bietet ihren Bürger*innen an besonderen Orten Ruhezonen, Stille, aber auch die Möglichkeit zum Dialog. In der letzten Ausgabe der BUZ haben wir Ihnen den Room of One am Rande des Kreuzgartens des Bonner Münsters vorgestellt. Heute im Fokus: Der Garten der Religionen. Das Konzept soll der breiteren Öffentlichkeit voraussichtlich im August in Form eines anschaulichen Pop-Up-Gartens in der Innenstadt vorgestellt werden.


Susanna Allmis-Hiergeist und Kirsten Huppertz


Den Buchreihen im hinteren Gebäudeteil der Stadtbibliothek entlang der Fensterfront folgend, gelangt man zum Eingang einer mehrteilig angelegten Grünanlage. Linkerhand lädt der Lesegarten ein, Kaffee zu trinken, ausgeliehene Bücher und Zeitschriften zu studieren oder einfach in der Sonne zu plaudern. Daneben bietet die Volkshochschule Bonn im „Garten der Bildung“ Kurse rund um ökologisches Gärtnern und einen offenen Gartentreff an (Programm siehe Kasten). Wäre in diesem Biotop-Komplex auch ein Raum für den Bonner Garten der Religionen denkbar?

Gemeinsame Garten-Vision

Anne Phlag demonstriert die Sonnenuhr
Quelle: Susanna Allmis-Hiergeist

Die Idee für einen solchen Garten stammt vom Bonner Rat der Religionen, dessen Dialog federführend vom Amt für Integration und Vielfalt der Bundesstadt Bonn organisiert wird. Mitglieder sind die Katholische und die Evangelische Kirche, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, die Synagogengemeinde, jeweils ein*e Vertreter*in der Muslime, des Buddhismus und der Bahai-Gemeinde. Konsens der letzten Treffen war, dass der interreligiöse Dialog auch konkreter und greifbarer werden und innerhalb der Stadtgesellschaft ein gelebter Ort der Begegnung, des Kennenlernens und des Respekts in praktischer Anschauung und Erfahrung entstehen solle.

Um das Projekt zu starten, gab es im Februar eine Auftaktveranstaltung mit Vertreter*innen unterschiedlicher Religionsgemeinschaften, Stadtteile und weiterer verschiedener Kontexte zu einem Austausch über Vorstellungen und Erwartungen.

Rund 40 Personen fanden sich in lebhafter Runde zusammen. Welche Elemente sollten in einem Garten der Religionen nicht fehlen? Hochbeete, wilde Rosen, duftende Kräuter, ein
Naschgarten, ein Teich, aber auch wilde Ecken mit Nahrung für Insekten und Unterschlupf für Tiere wurden genannt. Wie könnte ein solches Areal für Veranstaltungen und Begegnungen genutzt werden? Begegnungsfeste wie Fastenbrechen seien naheliegend, ebenso Musik und Lesungen, Spiele könnten angeboten werden, aber auch Raum für Trauer und Abschiednehmen wurde in die Wunschliste aufgenommen. Und in welcher Form ließen sich spirituelle Inhalte in den Garten einbringen? „Für mich sind das Quellen, Klänge, biblische Pflanzen wie im Kreuzgarten des Münsters, gemeinsam in Stille meditieren,“ formulierte eine Teilnehmerin, „aber auch, dass ein naturnaher Garten für alle Lebewesen entsteht.“

Inspirationen aus Köln-Süd

Ideen liefert zum Beispiel der seit September 2011 für Besucher*innen geöffnete „Garten der Religionen“ des Kölner Sozialverbandes IN VIA. Er liegt im Innenhof eines früheren Jesuitenklosters. Im Klostergebäude selbst sind die Verwaltung des Vereins, Schulungsräume und das hauseigene Restaurant „Refektorium“ untergebracht. Im grünen Außenbereich finden sich noch Relikte des ursprünglichen Klostergartens, darunter die alte Obstbaumallee.
Zwischen dem ehemaligen Refektorium und der alten Sakristei betreten die Gäste das von der Bornheimer Landschaftsarchitektin Maria Mandt gemeinsam mit der Mitarbeiterschaft gestaltete Gelände. Den fünf großen Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus haben sie eine jeweils eigene besondere Fläche zugeordnet. Weitere fünf Stationen regen mit religionsübergreifenden Symbolen zu Reflexion und Austausch ein. Auch interaktive und spielerische Elemente sind auf dem Rundgang zu finden. Das „Spiel des Lebens“ lädt ein, eine launische, weil fehlerhaft konstruierte Kugel trotz Abdriftens und Ausscherens in das mittige Ziel zu lancieren. Eine Bodensonnenuhr braucht die Besucher*innen als Schattengeber und „Zeiger“. Der Klang einer angeschlagenen Glocke wird leiser und entschwindet in das umgebende Grün.

Am Rande der impulsgebenden Stationen laden stille Ecken und Bänken zum Verweilen und Entspannen ein. Zur ökologischen Weiterentwicklung des Gartens wurden in Zusammenarbeit mit dem NABU Totholzecken, Trockenmauern und Beete mit insektenfreundlichen Pflanzen für die tierischen Mitbewohner angelegt.

Von der Vision zur Tat?

Der Entstehungsprozess für den „Garten der Religionen“ ist in Bonn vielstimmiger und ehrenamtlicher angelegt. Nach dem ersten Treffen im Februar wurde am 25. März weiter beraten, wie die vielen kreativen Ansätze in die Tat umgesetzt werden können. Insbesondere Finanzen, geeignete Grünanlagen, Kommunikation und ein sogenannter „Pop-Up-Garten“ im August standen im Zentrum der Gespräche.

Bei geeigneten Örtlichkeiten befanden die Teilnehmer*innen, dass es bei den entlang des Rheins gelegenen zahlreichen Dörfern gar nicht so leicht sei, einen gleichzeitig zentral erreichbaren und ruhigen Ort zu finden. Hier böte sich auch der Südfriedhof an. Im Rahmen der Projekte „Lebensstätte Friedhof“ und „Vielfalt in Stille“ wurde von der Biologischen Station Bonn in Zusammenarbeit mit dem Amt für Stadtgrün schon viel Vorarbeit für die parkähnliche Gestaltung des Areals geleistet.

Auch die vom Verein TRIMUM ins Spiel gebrachte Variante, ein geplantes/erträumtes „House of Bonn“ samt Gartengelände für ein inklusives, interreligiöses und klimafreundliches Nachbarschaftszentrum nutzbar zu machen, fand großes Interesse. Ein bestehendes, von Grünflächen umgebenes Kirchengebäude umzuwidmen, wäre eine denkbare Vision. Oder wären gar ein Dachgarten zum Beispiel eines Museums oder ein Boot auf dem Rhein ein möglicher Standort?

Konkreter soll es bei einem weiteren Treffen zum Thema am 27. Mai im Haus Mondial werden. Der breiteren Öffentlichkeit wird das Projekt am 30. August möglicherweise im Lesegarten der Stadtbibliothek oder auch auf dem Münsterplatz bzw. der Hofgartenwiese vorgestellt. Ob aus der Vision ein realer „Garten der Religionen“ entsteht, wird vom Engagement der beteiligten auch ehrenamtlichen Mitspieler und einer ausreichenden Anzahl längerfristiger Sponsoren abhängen.

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