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18. November 2023 | Ausgabe 6 / 2023, BUND, Dr. Uwe Lipke, Nachhaltigkeit | 0 Kommentare

Naturschutz: Nicht nur wichtig, sondern auch schmackhaft!

Ende September war es mal wieder so weit: Wie in jedem Jahr erntete die BUND-Kreisgruppe Bonn den „Lohn“ für ihre Naturschutzbemühungen am Rodderberg.


Uli Krause und Andreas Schütt


Für die besten Äpfel muss man hoch hinaus, Foto: Dr.Uwe Lipke

Bei immer noch sommerlichen Temperaturen traf sich etwa ein halbes Dutzend BUND Mitglieder am Rodderberg, um auf der gemeinsam betreuten Streuobstfläche herrlich reife und saftige Äpfel zu pflücken – oder zu sammeln, sofern die bereits gefallenen Früchte immerhin noch für baldigen Verzehr zu gebrauchen waren.
Ausgerüstet mit Eimern, Säcken und einem verlängerten Greifarm ging es zügig voran. Für einige „Bilderbuchexemplare“ lohnte sich sogar die eine oder andere Kletterei bis in höhere Gefilde. Vom regelmäßig durchscheinenden malerischen Blick auf den Drachenfels durfte man sich allerdings nicht zu sehr ablenken lassen, um auch wieder sicheren Fußes den Boden zu erreichen. Mit fast 100 kg Äpfeln ging es dann zur Biologischen Station Bonn-Rhein-Erft in Dransdorf. Dort steht einen Tag im Jahr die mobile Saftpresse der Sauerland Obst GbR, die Äpfel ab einer Mindestmenge von 50 kg zu Apfelsaft presst. Informationen zu Preisen und Anmeldung sind auf http://www.obst-auf-raedern.de/ zu finden. Die angelieferten Äpfel werden nochmal überprüft, um faule Äpfel auszusortieren, da diese Giftstoffe in den Saft bringen. Nach Zerkleinerung und Pressung wird der Saft zur Haltbarmachung ohne Zusätze auf ca. 80 Grad leicht erhitzt (pasteurisiert) und in 5 L Kunststoffschläuche mit Zapfhahn gefüllt, die in Kartons zur einfacheren Handhabbarkeit gestellt werden. Aus den Vorjahren aufgehobene Kartons konnten so wiederverwendet werden. Der BUND-Apfelsaft vom Rodderberg kann bei unseren monatlichen Treffen an jedem zweiten Mittwoch im Monats im Ökozentrum Bonn, Friesdorfer Str. 6 in Bad Godesberg verkostet werden. Interessiert…?

Downhill am Venusberghang – gibt es keine Alternativen?

Mitte August veranstaltete die Stadt Bonn (Sportamt) einen Workshop zur Mountainbikeproblematik am Venusberghang. Die Auswahl der Teilnehmer (u.a. ein Institut der Sporthochschule Köln und das Kompetenz- und Koordinationsteam MTB NRW, aber keine überregionalen Naturschutzverbände) und die Zeitplanung des Abends (ein Vortrag einer Firma für den Bau von „Action Sport Parks“ nahm über die Hälfte der verfügbaren Zeit ein) bildeten einen einseitigen Schwerpunkt für die Genehmigung von „Mountainbike Korridoren“.


Michael Schaake und Dr. Uwe Lipke


Der Workshop bot insbesondere durch den recht langen Vortrag der Firma für den Bau von „Action Sport Parks“ wenig Zeit für echte Diskussionen. Der Vortrag war eine Werbeveranstaltung sowohl für das Mountainbiking als auch für die Firma. Kritische Nachfragen während des Vortrags wurden abgewiesen. Als es dann um den Input der Anwesenden ging, wurde mehrfach auf die knappe Zeit hingewiesen, die sicherlich mehr vorhanden gewesen wäre, wenn der Vortrag der Firma nicht oder nur in abgespeckter Version gehalten worden wäre. Das Resümee des Abends aus Sicht des Sportamts, es gebe keinen strikten Widerspruch gegen das Projekt, muss aus Sicht der Naturschutzverbände hinterfragt werden. Solange wir über die Verwirklichung eines Mountainbike/Downhill-Korridors innerhalb eines Schutzgebietes sprechen (auch wenn es „nur“ ein Landschaftsschutzgebiet ist), sind die Naturschutzverbände und nicht zuletzt die Einwohner Bonns (über 2500 Unterschriften bei der Petition gegen das Projekt auf „OopenpPetition“) in dieser Form nicht mit dem Projekt einverstanden. Es kann nicht sein, dass die Schutzgebiete der Region immer wieder als Reservoir für neue Nutzungsansprüche herhalten müssen. Aus Sicht der Naturschutzverbände sind neue Nutzungsansprüche vordergründig vorrangig in Arealen zu realisieren, die keinen Schutzstatus haben. Hoffentlich wird beim nächsten Termin eine neutralere Herangehensweise realisiert – oder vielleicht sogar ein einleitender Vortrag zu den Nachteilen des Projekts (u.a. Bodenverdichtung, Gefahr von Schlammlawinen bei Starkregenereignissen, Verdrängung der Tierwelt, Ausgrenzung anderer Nutzender wie z.B. Kinder) zugelassen, damit wirklich alle Aspekte des Vorhabens auf den Tisch kommen.

Der Mittelwald – Ein Modell für die Zukunft?

Der Klimawandel stellt für unsere Wälder zweifelsohne die größte Herausforderung dar. Dabei nehmen die Häufigkeiten und Intensitäten extremer Wetterereignisse auch in unseren Breiten stetig zu. Um die Widerstandsfähigkeit des Waldes zu steigern und diesen Lebensraum für die heimische Flora und Fauna zu erhalten, besteht daher dringender Handlungsbedarf, denn die natürliche Anpassungsfähigkeit der Wälder stößt zunehmend an ihre Grenzen.


Dennis Paeßens


Blick vom Haager Weg auf das BUND-Waldgrundstück, Foto: Dennis Paeßens

2013 erwarb der BUND das stadtnah am Haager Weg gelegene Waldgrundstück mit einer Fläche von insgesamt 4.104 Quadrametern.
Das sog. Mittelwald-Projekt im Kottenforst sieht vor, den bestehenden Waldabschnitt in einem zukunftsfähigen und möglichst klimaresilienten Mittelwald zu überführen. Für den Artenschutz stellt diese heutzutage selten gewordene Form des Waldes einen besonders schützenswerten Lebensraum dar. Bei dieser Kombination aus Nieder- und Hochwald werden die hohen Eichen beispielsweise in ihrer Kronenausbildung nicht vom Hainbuchen-Bestand gestört. Als weiteres charakteristisches Merkmal für diese Waldform gilt insbesondere eine höhere Insekten-Dichte im (bodennahen) Totholz welches in diversen Zersetzungsgraden vorliegt und bedrohten Tierarten geeignete Rückzugsmöglichkeiten bietet. Darüberhinaus ist das Artenspektrum in Mittelwäldern grundsätzlich dem eines Hochwaldes überlegen, da die teils besonnten Böden insbesondere vielen wärme- und lichtliebenden Insektenarten ein Habitat bieten. Für die Forstwirtschaft trug in der Vergangenheit der hohe (Brenn)-holzertrag maßgeblich zur großflächigen Bewirtschaftung dieser Waldart bei. Ein höherer Lichteinfall in den Wald fördert dabei jedoch auch die Austrocknung des Waldbodens. Das Waldgrundstück wird forstwirtschaftlich jedoch nicht genutzt und die Krautschicht weist einen ausgeprägten Strukturreichtum auf und wird auffallend stark von Brombeer-Sträuchern dominiert.
Die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens liegt ebenfalls deutlich über dem eines „aufgeräumten“ Nutzwaldes.
Im Hinblick auf die voranschreitende Klimakrise und der damit einhergehenden immer heißeren und länger anhaltenden Trockenperioden im Sommer muss dem aber Rechnung getragen werden. Der Schutz der deutschen Mittelwaldbestände sollte meiner Auffassung nach über der aktiven Neugestaltung bzw. Umwandlung intakter Hochwälder Vorrang haben. Inwiefern Mittelwälder sich als zukunftsträchtige Lösung für große Waldregionen in Deutschland erweisen, bleibt eine interessante Frage, die sich Stand heute gewiss nicht seriös beantworten lässt.

„Das Kombinat“ – Kann Wirtschaft auch solidarisch?


Karin Rinne


Das Kombinat (2023) von Moritz Springer, © Real Fiction

Am 04.10.23 wurde in Kooperation mit der BUND KG Bonn der Film „Das Kombinat“ in der „Neue Filmbühne“ in Beuel gezeigt. In dem Film wird die wechselhafte Geschichte der größten Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) in Bayern erzählt und dabei werden auch schwierige Phasen nicht ausgeklammert, sondern einfühlsam dargestellt.
Bei der von Uwe Lipke und Diethelm Schneider von der BUND KG Bonn geleiteten Diskussion im Anschluss waren erfreulich viele Vertreter:innen von SoLaWi-Projekten im Bonner Raum einschließlich einer solidarischen Imkerei anwesend und es zeigte sich, dass eine ganze Reihe der gezeigten Erfahrungen und Auseinandersetzungen nicht unbekannt waren. So bspw. über die rechtliche Form – von der GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts, also Privatbetrieb), über Verein bis zur Genossenschaft – oder auch die optimale Größe der SoLaWi . Eine wichtige Frage war auch die nach den Grenzen der Selbstausbeutung, die im Film thematisiert wurde und ebenfalls den Diskussionsteilnehmern nicht fremd war.
Der Untertitel des Films „Kann Wirtschaft auch solidarisch?“ ließ sich zwar weder im Film noch in der Diskussion eindeutig beantworten. Die vielen Projekte, die es mittlerweile gibt (auf der Webseite https://www.solidarische-landwirtschaft.org/solawis-finden/auflistung sind es bundesweit aktuell 459 und 99 in Gründung), machen aber Hoffnung.

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