Nostalgie- Mangelnder Hochwasserschutz gefährdet Fauna und Flora

11. Mai 2024 | Gesellschaft, Nachhaltigkeit, Nostalgie, Umwelt | 0 Kommentare

Extremes Hochwasser Foto: Jürgen Huber

Die Wasserpolitik ist eine Katastrophe

Die heftigen Gewitter Ende Mai und Anfang Juni haben es wieder eindrucksvoll gezeigt! Wie die Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis noch immer Regenwasser von Straßen und Dächern entsorgen, ist katastrophal. Anstatt das Wasser dezentral in Rigolen und Versickerungsbecken zu versickern und es somit in der Fläche zurückzuhalten, wird es nach wie vor ungeniert den Bächen und Flüssen zugeleitet.
Ein Artikel aus dem Jahre 2007


Achim Baumgartner


 

Innerhalb von nur einer Stunde (!) stieg am 22.5.2007 durch ein kurzes Gewitterereignis der Pegelstand der Sieg bei Menden von 45cm auf fast 70 cm an, also auf ca. 150%!. Dasselbe Gewitter führte am Pleisbach, in den die Stadt Sankt Augustin große Regenwassermengen einleitet, zu einer Pegelerhöhung von 13cm auf 82cm, das sind 630%!

Mit dem gesetzlichen Hochwasserschutz haben solche Zustände rein gar nichts gemein und ökologisch stellen diese extremen und häufigen Hochwasserwellen eine Katastrophe dar. Denn eine derart schnelle Wasserspiegelreaktion eines Gewässers auf ein so kurzes Regenereignis ist absolut untypisch und extrem bedenklich. Solche Flutwellen entstehen durch die unbedachte und massenhafte Einleitung von Regenwasser aus der Getrenntkanalisation, hier bedarf es daher dringend grundlegender Änderungen. Gesetzlich bestehen mit der Wasserrahmenrichlinie, dem Wasserhaushaltsgesetz und dem Landeswassergesetz die Grundlagen hierfür, sie werden im Rhein-Sieg-Kreis jedoch völlig unzureichend vollzogen.

Für die Tiere an und im Gewässer sind derartige Megaereignisse extrem schädlich, vor allem deshalb, weil sie unnatürlich oft und schnell auftreten. Denn solche Flutwellen überschwemmen schlagartig Nester am Ufer, zahlreiche Tiere, auch Jungfische, werden aus ihren Verstecken abgetrieben und damit leichte Beute für Beutegreifer.
Besonders negativ wirkt sich die Schlamm- und Staubfracht aus. Die vom Regenwasser eingespülten Feinstaubpartikel der Straßen und Dachflächen verstopfen das lebenswichtige Porensystem der Flussbetten, dem eigentlich Ort des Lebens und die Kinderstube zahlreicher Arten in den Fließgewässern. Mit dem Staub, der etwa durch den Abrieb von Reifen entsteht, gelangen außerdem zahlreiche giftige Schadstoffe ins Gewässer. So gelangten 2002 27.807 kg/a Zink (Quelle: Ergebnisbericht zur Sieg, StUa Siegen) allein aus Straßenschmutzwasser in die Sieg. Zink ist extrem fischgiftig und schädlich für Fischnährtiere. Zudem schlagen Temperatur und pH-Wert des Flusswassers durch die Direkteinleitung von Niederschlagswasser Purzelbaum.

Der Mehlemer Bach sorgte immer wieder für Überschwemmungen Foto: Jürgen Huber

Natürliche Fließgewässer speisen sich durch seitlichen Grundwasserzutritt, niemals durch Regenwasserzuflüsse, sie sind in ihren Veränderungen daher stets ausgeglichen und langsam.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V. erinnert in zahlreichen Einzelverfahren die untere Wasserbehörde und die Gemeinden immer wieder daran, dass die Wasserrahmenrichtlinie der EU schon bis zum Jahre 2015 umgesetzt worden sein soll. Bis dahin sollen die Gewässer in einen guten naturnahen Zustand zurückversetzt worden sein. Dazu ist es notwendig, (nahezu) alle Regenwassereinleitungen in die Gewässer zu unterbinden. Ein enormer Planungs- und Investitionsstau zeichnet sich somit ab. Jede Kommune ist aufgerufen, für ihre Gemeinde entsprechende Versickerungskonzepte zu entwerfen und der Kreis verantwortlich, darüber zu wachen, dass die gesetzlichen Vorgaben beachtet werden. Die wenigsten Kommunen gehen hier mit gutem Beispiel voran. Die Regel sind immer noch die Einleitung in natürliche Fließgewässer. Sankt Augustin entwässert gleich das Regenwasser von halb Niederpleis in den Pleisbach – ein riesiges Problem.

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