Deutsche sorgen sich um ihre Umwelt
Seit Anfang der 1990er Jahre werden im Rahmen des Umweltforschungsplans der Bundesregierung regelmäßig Studien zum Umweltbewusstsein der Bevölkerung durchgeführt. Die Daten, die mittlerweile alle zwei Jahre erhoben werden und zu einem festen Bestandteil der Umweltberichterstattung geworden sind, sollen Trends und Entwicklungen deutlich machen sowie Akzeptanz und Mängel aktueller Umweltpolitik aufzeigen. Das aktuelle Ergebnis stimmt die verantwortlichen Umweltpolitiker hoffnungsfroh.
Es ist nicht allerorten offensichtlich – aber die Deutschen räumen dem Umweltschutz eine hohe Bedeutung ein. 92 Prozent der Bevölkerung halten einen wirkungsvollen Umweltschutz für wichtig, 93 Prozent sprechen sich für Naturschutzmaßnahmen aus und ebenso viele bewerten den Klimaschutz als dringliche politische Aufgabe. Die bemerkenswerten Zahlen entstammen der aktuellen Studie zum Umweltbewusstsein in Deutschland, die das Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt in Auftrag gegeben haben. Angesichts der angespannten Wirtschaftslage, wachsender Arbeitslosigkeit, der Diskussionen über Hartz IV und den drohenden sozialen Belastungen hatte sicherlich so mancher nachlassendes Interesse und Problembewusstsein für Umweltfragen erwartet. Doch dem ist keinesfalls so. Zu den vielen Sorgen der Deutschen gehört auch die Sorge um die Umwelt. Knapp jeder Fünfte zählt den Umweltschutz zu einem der wichtigsten Probleme in Deutschland, über die Hälfte fürchtet gar, dass wir auf eine Umweltkatastrophe zusteuern, wenn wir so weitermachen wie bisher. Von 53 Prozent der Befragten werden die Risiken eines globalen Klimawandels als äußerst gefährlich oder sehr gefährlich eingeschätzt und auf die Sicherheit der Atomtechnologie vertrauen nur die wenigsten. So beurteilen 59 Prozent der Studienteilnehmer Atomkraftwerke und radioaktiven Müll als äußerst oder sehr gefährlich. Doch neben den Einschätzungen einzelner Themenkomplexen wie beispielsweise Umwelt und Gesundheit, Nachhaltig Wohnen, Mobilität und Verkehr, die in der Studie ausgewertet werden, interessiert natürlich vor allem, ob die Bevölkerung auch bereit ist, ihrem Bewusstsein für bestehende Umweltprobleme Taten folgen zu lassen, und ob sie hinter umweltpolitischen Maßnahmen steht. Hierzu könnten die Fragen zur persönlichen Zahlungsbereitschaft für den Umweltschutz, zum eigenen Umwelt-engagement und zur Einschätzung der aktuellen Umweltpolitik der Bundesregierung Aufschluss geben. Immerhin sind rund die Hälfte der Befragten bereit, zum Schutz von Umwelt- und Natur höhere Preise für Ökoprodukte zu bezahlen und Abstriche beim Lebensstandard in Kauf zu nehmen. 63 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Bundesregierung mehr für den Umweltschutz tun sollte, speziell im Bereich Klimaschutz wünschen sich 56 Prozent, dass Deutschland in der Europäischen Union eine Vorreiterrolle einnimmt. Bundesumweltminister Jürgen Trittin sieht dadurch die Politik der Regierung bestätigt. „Wirksamer Umweltschutz braucht gesellschaftliche Mehrheiten und das Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Dafür ist das hohe Umweltbewusstsein der Menschen eine wichtige Voraussetzung.“, so der Minister in einer ersten Stellungnahme. „Ich freue mich besonders, dass der Klimaschutz und der Ausbau der erneuerbaren Energien eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung findet. Das bestätigt unseren eingeschlagenen Kurs, den wir konsequent weiter verfolgen werden.“
Trotz dieser aus Sicht des Umweltschutzes erfreulichen Umfrageergebnisse sollte den verantwortlichen Politikern jedoch auch eines klar sein: Dass die Deutschen Umweltschutz für ein wichtiges Thema halten und sich Sorgen machen, ist nicht unbedingt ein Indiz für ausreichendes Umweltbewusstsein und umweltgerechtes Handeln. Denn selbst wenn die Säulen in den Diagrammen steigende Tendenzen zu Gunsten der Umwelt zeigen – die Erhebung sagt letztendlich wenig über das tatsächliche Verhalten der Bevölkerung aus. Eine Ahnung davon bekommt man möglicherweise, bei der Auswertung zur Frage nach der Bereitschaft zum eigenen Engagement im Umwelt- und Naturschutz. Die Zahlen sprechen für sich: Es kann sich jeder Dritte vorstellen, selbst aktiv zu werden, tatsächlich engagieren sich aber lediglich vier Prozent.
Das Titelbild wurde uns netterweise von Axel-Hoffmann auf pixelio.de zur Verfügung gestellt.
0 Kommentare