Es funktioniert!
Das zeigt uns die Besitzerin eines Einfamilienhauses in der Siebengebirgsregion. Die Kinder sind flügge, das Haus ist nun viel zu groß. Anneliese Schmitz ist jetzt fünfzig. Der richtige Zeitpunkt, sich zu verkleinern, fand sie und fing an zu planen.
Susanne Gura
Zuerst wollte sie das Erdgeschoß mit einer kleinen Wohnung für sich selbst aufstocken. Dann fragte eine Bekannte: „Willst Du nicht das Dach ausbauen?“ So entstand die Idee von zwei weiteren Wohnungen, und der Plan, sie jeweils zum Teil in der ersten Etage, zum Teil im Dachgeschoß zu bauen.
Mit dem neuen Zuschnitt möchte Anneliese Schmitz ein weiteres wichtiges Ziel erreichen: Flächensparen. Mit nur 50 Quadratmetern zusätzlich wird sie 160 Quadratmeter neue Wohnfläche für die beiden neuen Wohnungen von 70 und 90 Quadratmetern schaffen. Ins Erdgeschoß, das nur um einen Technikraum verkleinert wird, soll künftig eine Familie mit Kindern einziehen.
Dämmung ist das Wichtigste
Heizkosten spart Anneliese Schmitz seit langem, ihre Eltern hatten schon 2008 das Haus dämmen lassen. Diese Kosten fallen nun nicht mehr an. Trotzdem kommt sie mit dem vorhandenen Budget nicht sehr weit, stellte sie schnell fest. PV-Anlage und Wärmepumpe wären, auch wenn sie die Förderungen nutzen würde, vorerst nicht im Budget. Energiesparen durch gute Dämmung ist ohnehin das Wichtigste, das hilft nicht nur, die Heizkosten zu senken, sondern auch in Hitzeperioden bei der Kühlung. Vorerst muss also aus finanziellen Gründen mit Gas geheizt werden, aber eben möglichst wenig!
Nützliche Holzmodule
Anneliese Schmitz fand, Holz ist das richtige Material, um eine Etage höher zu bauen. Weil Holz leichter als Beton und Stein ist, reicht die Statik von Erdgeschossen meist für eine zusätzliche Holzetage aus. Sie wird dick mit Mineralwolle gedämmt und könnte mit Wärmepumpe sogar KW40 erzielen. Anneliese Schmitz kannte einen Zimmermann, der ihr Holzmodulbau vorschlug und damit Erfahrung hat. Die vorgefertigten Teile sind bis zu sechs Meter lang. Türen und Fenster sind bereits ausgespart, und die Kanäle für Rohre und Kabel schon eingebaut.
Das Dach ist bereits abgebaut und während der Bauphase gut abgedichtet. Die alten Balken sind sehr gut erhalten und können für Gartenhaus oder Pergola wiederverwendet werden. In wenigen Wochen werden die Module für die erste Etage aufgestellt, von innen verkleidet und dann mit der Dämmung gefüllt. Anneliese Schmitz rechnet mit nur zehn Tagen, um erste Etage und Dach zu errichten. Und noch ein wichtiger Sparfaktor: Holz kann sofort ausgebaut und bewohnt werden, das monatelange Trocknen und Lüften entfäll.
Langzeitplanung
Weil Anneliese Schmitz künftig PV-Anlage und Wärmepumpe haben möchte, sobald das Budget dafür ausreicht, hat sie schon jetzt mithilfe der Handwerker an alle Voraussetzungen dafür gedacht. Im Technikraum wurde Platz für den Warmwasserspeicher eingeplant, und die Holzmodule bekamen zusätzliche Leerrohre. Der Dachdecker sieht schon jetzt die Halterungen und Durchlasse für die PV-Anlage vor. Bei der neuen Gasheizung ist für einen Aufpreis der Anschluss für Wärmepumpe und Warmwasserspeicher schon eingebaut. Durch eine heutige Investition von wenigen Tausend Euro kann sie später Umbaukosten von einigen Zehntausend Euro sparen.
Fast perfekt
Irgendwas ist immer, aber trotz Baustress und Stress beim Wohnen auf einer Baustelle gibt es bisher keinen Grund zur Reue. Anneliese Schmitz freut sich, dass sie bald bezahlbarer und klima-freundlicher wohnen kann. Sie muss dafür nicht aus ihrer Nachbarschaft und von ihrem Garten wegziehen. Sie hat 50 Quadratmeter des Gartens für zwei zusätzliche Stellplätze, Treppenaufgänge und Aufzug opfern müssen, aber es entstehen 160 Quadratmeter neue Wohnfläche für zwei neue Wohnungen. Eine passende Familie fürs Erdgeschoß möchte sie mithilfe eines guten Maklerbüros finden. Sie hat Handwerker, die zwar nicht die preisgünstigsten sind, dafür aber mit Sorgfalt und Voraussicht arbeiten, so dass bisher alles einigermaßen gut geklappt hat.
Wie dieser Artikel entstand
Die Hauseigentümerin hat unserem Verein dieses Interview gegeben, weil sie andere anspornen möchte, einen solchen Schritt zu wagen. Viele neue Wohnungen könnten entstehen, ohne dass neues Bauland ausgewiesen werden muss.
Im Artikel „Aufbruch zum Bauen im Bestand“ wurde in der Ausgabe Januar/Februar 2024 der Bonner Umweltzeitung über aktuelle Forschungsergebnisse berichtet, wonach das Potenzial klima- und flächenschonender Wohnungen im Bestand auf 300.000 geschätzt wird, das ist etwa so viel wie 2023 in Deutschland neu gebaut wurden.
In der BUZ vom Mai/Juni wird über die schon bestehenden Erfahrungen und Beratungsmöglichkeiten berichtet, die in Berlin auf einer Tagung der Umweltorganisation Grüne Liga zum Wohnraumpotenzial im Einfamilienhaus zusammengetragen worden sind.
Gemeinsam bei „Bonn – Rundum nachhaltig“
Am 21. September kann man sich auf dem Bonner Münsterplatz über Initiativen informieren, die in Bonn und der Region sich gegen die Klimaerwärmung, und für Natur und gesunde Umwelt engagieren. Der Verein Lebenswerte Region Bonn/ Siebengebirge ist an einem gemeinsamen Stand mit dem Ökozentrum und seinen Mitgliedsorganisationen zu finden. Hier können Sie die Gründe für die Petition gegen Riesen-Siedlungen im Naturpark Siebengebirge erfahren, Ihr Wissen in einem Quiz testen, und die Petition unterschreiben.
Wer darf unterschreiben?
Alle, Menschen jeden Alters und nicht nur aus Königswinter oder Bonn, können unterschreiben. Jede/ r kann online oder auf Papier nicht nur unterschreiben, sondern auch Unterschriften sammeln!
Warum die Petition?
Ohne Eintrag als Siedlungsbereich im Regionalplan dürfen keine Bebauungspläne aufgestellt werden. Deswegen wendet sich unsere Unterschriftenaktion „STOP Riesen-Siedlungen im Naturpark“ gegen die Einträge in den Regionalplan. So kann das weitere Versiegeln des Naturparks Siebengebirge langfristig besonders wirksam verhindert werden.
Reaktionen auf die Petition
Der Bonner Stadtrat hat bereits richtig reagiert und die Siedlungsbereiche in Gielgen, Hoholz, Roleber und Oberholtorf aus dem Regionalplan herausempfohlen.
Anders der Königswinterer Stadtrat: Er hat die Riesen-Siedlungen in Stieldorf und Vinxel NICHT aus dem Regionalplan herausempfohlen. Im Gegenteil, er hat bereits den nächsten Schritt getan: Im Entwur für die Überarbeitung des Königswinterer Flächennutzungsplans sollen die Äcker im kleinen Stieldorf mehr als 60 Prozent des gesamten Flächenbedarfs von Königswinter bis 2040 decken! Dabei wird der Bedarf an neuen Bauflächen stark überschätzt. Wie das geht: Siehe unseren Kommentar zum Flächennutzungsplanentwurf im Downloadbereich bei www.ennertaufstieg.de
Der Regionalrat hat bisher noch nicht reagiert. Wegen schwerwiegender Fehler beim zugrundeliegenden Landesentwicklungsplans, 2016 durch die Regierung Armin Laschet beschlossen und durch den BUND erfolgreich angefochten, wird die Regionalplanung noch länger dauern.
Weitere Infos
Faktenchecks zum Regionalplan und zu den Riesen-Siedlungen im Naturpark Siebengebirge unter www.ennertaufstieg.de
Über Alternativen für den Wohnungsbau in der Siebengebirgsregion hat unser Verein ein Positionspapier erstellt, siehe Download unter www.ennertaufstieg.de
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