Würde Ihnen „Frieden“ als Reiseziel gefallen?
Esther und Andreas Reinecke-Lison
EcoPeace Middle East (EcoPeace) ist eine Nichtregierungsorganisation von Umweltaktivist* innen aus Israel, Palästina und Jordanien und setzt sich seit 1994 für dieses Ziel ein – und das für den Nahen Osten, eine der konfliktreichsten Regionen der Welt (siehe BUZ 4/2018).
EcoPeace vertritt dabei den Ansatz, dass der Klimawandel keine Grenzen kennt und daher eine Zusammenarbeit aller Menschen und Staaten dieser Region dringend erfordert. Diese Erkenntnis „schafft ein anderes Gespräch, über eine gemeinsame Bedrohung, aber auch über eine gemeinsame Chance“, so Gidon Bromberg, Gründer und Co-Direktor von Ecopeace. Der Aufbau von Vertrauen ist hier essenziell. Das geschieht, indem die Notwendigkeit zum gemeinsamen Umweltschutz aus Eigeninteresse aufgezeigt wird. EcoPeace vermittelt Menschen vor Ort Wissen über Umwelt und Klima. Dadurch konnten auch grenzüberschreitende kommunale Partnerschaften aufgebaut werden, die eine Erneuerung des Wassermanagements des Flusses Jordan ermöglichten, über skeptische Einwände und Anfeindungen hinweg. Kooperationen nützen allen drei Staaten und führen zum Aufbau einer dauerhaft friedlichen Gemeinschaft.
Angestrebt wird eine Drei-Staaten-Kooperation in den Bereichen Wasser, Energie und Klima, ein „Green Blue Deal“. Dieses Konzept hat EcoPeace internationale Beachtung und Unterstützung (etwa durch Norwegen, Europäische Union) eingebracht. Der Präsentation vor dem UN-Sicherheitsrat 2019 stimmten sogar die UN-Vertreter Israels und Palästinas einvernehmlich zu.
Nun ist EcoPeace für den Friedens-Nobelpreis 2024 vorgeschlagen worden, zusammen mit den Friedensbewegungen „Women Wage Peace“ aus Israel und „Women of the Sun“ aus Palästina, weil sie sich für eine israelisch-palästinensische Zukunft in Frieden, Sicherheit und Freiheit einsetzen.
Wenn wir auf Reisen erleben, dass unser Denken, unsere Weltsicht nicht der Standard der übrigen Welt ist, können sie zu inneren Wandlungen führen, sofern wir uns öffnen und uns überraschen lassen, auch von uns selbst. Trotz aller Gewalt muss die Reise in das für den Nahen Osten nahezu unbekannte Ziel „Frieden“ selbst jetzt noch nicht zu Ende sein, kann zu nicht für möglich gehaltenen positiven Ergebnissen führen. EcoPeace lehnt Gewalt vor allem gegen Zivilisten ab, befürwortet eine Zwei-Staaten-Lösung. Sie werden momentan als Träumer abgetan, als Verräter angefeindet.
Doch:
„Jeder von uns hat eine Verantwortung. Von meinem intellektuellen Standpunkt aus gesehen bin ich Pessimist, von meinem emotionalen Standpunkt aus jedoch Optimist, weil ich weiß, dass die Welt sich weiterdreht und die Dinge sich ändern werden. Genau jetzt müssen wir alle im Anderen den Menschen sehen.“,
so Daniel Barenboim, Mitbegründer des West-Eastern Divan Orchestra.
Er hat sowohl die israelische als auch die palästinensische Staatsbürgerschaft.
© EcoPeace Middle East Good Water Neighbors: Ein „big jump“ von Bürgermeistern aus Palästina, Jordanien und Israel mit EcoPeace in den Fluss Jordan, 2010. Foto mit Erlaubnis von EcoPeace Middle East Quellen (Auswahl): Jerusalem Post, 6.5.23 und 7.1.24 // Center for Strategic and International Studies, 23.1.24 // Christian Science Monitor, 24.3.21 // arte: Privatkonzert bei Barenboim //Ecopeaceme.org
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