Keine Treibstoffe für die Zukunft!
Die EU will bis 2020 den Biospritanteil im Treibstoff auf mindestens Zehn Prozent anheben. Obwohl wissenschaftliche Studien darauf hinweisen, dass Biodiesel und Bioethanol kaum zur Lösung des Kohlendioxidproblems beitragen können, werden sie stark gefördert. Hier sind andere Gründe vorrangig: die Unabhängigkeit vom Erdöl und neue Lebensgrundlagen für die Landwirte.
Ein Beitrag aus 2008
Claria Weber
Trotz Staus und Parkplatzproblemen entscheiden sich viele Bürger, auch bei längeren Fahrten, für das Auto. Die Deutsche Bundesbahn scheint für viele keine besonders attraktive Alternative zu sein. Ständige Verspätungen, lästiges Umsteigen und hohe Preise schrecken viele potenzielle Bahnkunden ab. Manch einer hat da vielleicht ein schlechtes Gewissen, wenn er jeden Tag sein Kohlendioxid in die Luft bläst. Da kommt die Diskussion um den Biosprit gerade recht. Wenn erst mal alle Fahrzeuge zu 100 Prozent mit biologischem Treibstoff fahren können, ist dann das Klimaproblem, nicht wenigstens teilweise, gelöst? Leider ist es nicht so einfach.
Biotreibstoffe werden aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen hergestellt. Das hört sich erst mal gut an. Bei der Verbrennung dieser Treibstoffe wird in der Tat nicht mehr Kohlendioxid frei, als die Pflanzen vorher aus der Luft entnommen haben. Aber die Bedingungen, unter denen diese Stoffe hergestellt werden, sind oft alle andere als ökologisch.
Biodiesel nicht besser als Erdöldiesel
Zum Ende des Frühjahrs sieht man wieder die riesigen gelben Blütenmeere aus Rapspflanzen. Aus den Samen gewinnt man Öl, das auch für die Ernährung verwendet werden kann. In der Regel wird dieses Öl chemisch zur einem sogenannten Ester verändert und kann dann dem normalen Diesel aus Erdöl bis zu sechs Prozent zugesetzt werden. Man spricht von Biodiesel. So schön die gelbe Pracht auch anzuschauen ist, es handelt sich um Monokulturen, die viel Dünger und Pestizide benötigen. Die Herstellung des Stickstoffdüngers ist besonders energieaufwändig. Im Boden wird daraus zum Teil Lachgas, das in die Atmosphäre gelangt und dort als Treibhausgas aktiv ist und zwar 300 mal stärker als Kohlendioxid. Außerdem wirkt das stickstoffhaltige Gas ozonzerstörend. Auch die eingesetzten Maschinen benötigen viel Energie und erzeugen entsprechend Kohlendioxid.
Ein Alkohol mit ökologischen Nachteilen
Hinter der Abkürzung E 10 oder E 85 verbirgt sich Bioethanol, das in unterschiedlichen Mengen dem normalen Benzin oder dem Superbenzin zugemischt werden kann. Im Moment tankt man E 5, das heißt fünf Prozent Bioethanol und 95 Prozent Benzin. Ab 2009 soll nur noch E 10 angeboten werden. In einigen Städten gibt es auch schon E 85-Tankstellen. Dieser Kraftstoff aus 85 Prozent Ethanol ist aber nur für bestimmte Motoren geeignet. Bioethanol wird aus zucker- oder stärkehaltigen Pflanzen, zum Beispiel Zuckerrüben oder Mais, produziert. Der Zucker wird, ähnlich wie bei der Wein- oder Bierherstellung, durch Mikroorganismen vergärt. Dabei entsteht Ethanol, das heißt, es handelt sich um Trinkalkohol. Die Reaktion liefert aber zusätzlich das Treibhausgas Kohlendioxid. Die ethanolliefernden Pflanzen müssen wie der Raps in Monokulturen angebaut werden, sodass ähnliche Probleme auftreten wie oben schon beim Biodiesel erwähnt.
Zurzeit wachsen auf 17 Prozent der genutzten Agrarflächen in Deutschland nachwachsende Rohstoffe, über die Hälfte davon ist Raps. Wollten wir ganz auf Biosprit umsteigen, würde es noch nicht einmal reichen, wenn wir alle Äcker in Rapsfelder umwandeln würden. Alle
pflanzlichen Lebensmittel müssten dann importiert werden. Ethisch und ökologisch überhaupt nicht zu vertreten wäre die Möglichkeit, unseren Biosprit aus Entwicklungsländern zu beziehen. Entweder müssen dafür noch mehr Tropenwälder gerodet werden oder es werden Flächen genutzt, die sonst für die Lebensmittelerzeugung der Bevölkerung vorgesehen sind.
Treibstoff der Zukunft
Die aus so genannten Energiepflanzen hergestellten flüssigen Treibstoffe scheinen jedenfalls nicht geeignet zu sein. Die Energie, die in der Biomasse steckt, lässt sich wesentlich effektiver und ökologischer nutzen, wenn man Pflanzenreste, zum Beispiel Stroh, verbrennt und daraus Strom und Wärme bezieht. Autos, die auf Elektrobasis fahren, bereiten im Augenblick jedoch noch Probleme. Die Akkus sind zu schwer und reichen nicht weit. Durch Vergärung lässt sich aus pflanzlichen Abfällen auch Biogas herstellen. Es besteht zum größten Teil aus Methan und könnte auch in Fahrzeugen verbrannt werden. Ob die Mengen an Pflanzenresten ausreichen würden, um alle Autos mit Biogas zu betanken, ist eine offene Frage. Man wird auch nicht umhinkommen, sparsamere Fahrzeuge zu entwickeln und sie für den Bürger auch attraktiv zu machen.
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