Nachhaltig wirtschaften
Claria Weber
Der Begriff “Energiewende” kam in Deutschland in den 70er/80er Jahren auf. Man versteht darunter die Abkehr von den fossilen Energierohstoffen (Kohle, Erdöl, Erdgas) hin zu den regenerativen Möglichkeiten der Energiebereitstellung und eine effizientere Nutzung. Auch die Stromgewinnung aus Kernkraft soll in Deutschland spätestens 2022 der Vergangenheit angehören. Gründe für die Energiewende sind die Emissionen, die Endlichkeit der Energieressourcen und der Klimaschutz. Ein Blick auf die Krise in Osteuropa läßt auch eine stärkere Unabhängigkeit von Importen aus dem Ausland als wünschenswert erscheinen.
Die Kohle war im 19. Jahrhundert die Basis der Industriellen Revolution. Später kamen dann noch Erdöl und Erdgas hinzu. Der Abbau der fossilen Brennstoffe geht mit Umweltzerstörung und – beim Braunkohletagebau – mit der Vertreibung von Menschen aus ihren Dörfern einher. Die Verbrennung dieser Rohstoffe führt zur Anreicherung der Luft mit Schadstoffen. Die Folgen waren in den 70er und 80er Jahren häufiger Smogalarm und sterbende Wälder. Die Bekämpfung der Schadstoffe durch Katalysator und Rauchgasentgiftung verbesserte die Luft. In den letzten Jahren sind aber die Treibhausgase, wie z.B. das Kohlendioxid ins Rampenlicht gerückt.
Die genannten Probleme treten bei der Spaltung des Urans im Kernkraftwerk zwar nicht auf. Wie dramatisch aber schwere Unfälle sein können, zeigen Tschernobyl und Fukushima. Auch die Probleme der Endlagerung des radioaktiven Abfalls sind ein großes Problem. In Deutschland wurde das erste Kernkraftwerk 1961 erbaut. Alte Werbefilme zeigen, mit wieviel Elan und Begeisterung man damals bei der Sache war. Nach der Ölkrise 1973 wurde die Kernkraft noch stärker forciert.
Aus Protest gegen Umweltverschmutzung und Kernkraft bildeten sich in den 70er und 80er Jahren verschiedene Umweltbewegungen, sowohl in West- als auch in Ostdeutschland. Aus diesen heraus formierte sich im Westen 1980 die Partei der Grünen und im Osten die Listenvereinigung Bündnis 90, die sich 1993 vereinigten. Außer über Naturschutz wurde jetzt auch immer häufiger über die Energiewende diskutiert.
Während die Stromgewinnung mit Hilfe von Solarzellen noch ausbaufähig ist, ging es in den letzten 10 Jahren bei der Windenergie voran. Es setzte ein regelrechter Boom ein, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Dagegen gibt es an einigen Standorten heftige Proteste. Es ist von “Verspargelung” der Landschaft und Lärmbelästigung die Rede. Welche Probleme die Windräder auch für die Natur bereiten können, beschreibt Ann-Sybil Kuckuk in ihrem Artikel auf Seite 4. Sonne und Wind stehen uns oft zur Verfügung, aber nicht immer. Um so wichtiger ist eine effektive Energiespeicherung. Welche interessanten Möglichkeiten es hier gibt, zeigt Natalia Rudaya auf Seite 4. Gespeicherte Energie enthalten auch Holzpellets, die man zur Wärmebereitung nutzt. Es handelt sich um Biomasse, deren Basis letzten Endes die Sonnenenergie darstellt. Leonie Scheid beschäftigt sich mit Holz als nachwachsendem Rohstoff auf Seite 7.
Strategien zur Förderung der grünen Energien
Die rot-grüne Koalition (1998–2005) machte die ersten entscheidenden Schritte, die aus der wenig nachhaltigen Energieversorgung herausführen sollten. Das 100 000-Dächer-Programm,zur Förderung der Solarenergie wurde aufgestellt. Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wurde Erzeugern von regenerativem Strom eine Einspeisung ins öffentliche Netz zu einem festen Abnahmepreis garantiert. Im Jahr 2000 wurde der Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen, der dann 10 Jahre später von der schwarz-gelben Regierung teilweise wieder rückgängig gemacht wurde. Das Unglück von Fukushima im Jahre 2011 sorgte dann endgültig für den Ausstieg aus der Kernkraft.
Das EEG hat über die Jahre gute Dienste geleistet. Im Moment aber steht es in der Kritik. Mit der EEG-Umlage werden die Kosten der Energiewende dem Bürger aufgebürdet. Dadurch wird der Strom teurer.
Wirtschafts- und Energieminister Gabriel will jetzt das EEG reformieren, sprich die Überförderung abbauen. Man hofft, dass dadurch die Strompreise sinken werden. Besonders die Bioenergie soll stark beschnitten werden. Aber gerade diese Form der Energie wäre gut geeignet die Schwankungen bei der Solar- und Windenergie auszugleichen. Nun hagelt es Kritik von allen Seiten. Die Bundesländer, die besonders viel in die Erneuerbaren investiert haben, sehen ihre Felle davonschwimmen. Auch die Umweltverbände reagieren empört auf die Pläne Gabriels. Für sie liegt das Problem bei den Ausnahmeregelungen für die stromintensiven Unternehmen. Sie brauchen sich kaum an der Energiewende zu beteiligen. Die nächsten Wochen werden jedenfalls noch spannend.
Erschienen in der BUZ 2_14
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