Im Einsatz für Mensch und Natur
Aktion Schutzwald, die in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag gefeiert hat und ggf. noch ein Bericht zur aktuellen Sonderausstellung im Alpinen Museum in München, die auf die Folgen des Klimawandels
Björn Langer (DAV, Sektion Bonn e.V.)
Wälder sind so etwas wie „eierlegende Wollmilchsäue“, erfüllen sie doch zahlreiche Aufgaben: Sie sind Wasserspeicher, Luftfilter, Kohlendioxidsenke, Lebensraum für teils seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten, Erholungsort und Arbeitsplatz. In den Bergen sind sie noch etwas: Beschützer vor Naturgefahren wie Steinschlag, Felsstürzen, Muren, Lawinen oder Fluten.
In den bayerischen Alpen sind rund 260.000 Hektar von Wäldern bedeckt. Mehr als die Hälfte davon, rund 60 Prozent, gilt als Schutzwald, ohne den zahlreiche Tallagen unbewohnbar wären. Beispiele: Bei Starkregen nehmen diese Niederschläge auf und geben das Wasser nach und nach wieder ab. Herabstürzende Felsen und Steine werden von den Bäumen gebremst. Im Winter fangen die Kronen den Neuschnee ab, der dann in Paketen zu Boden fällt; der meist nur schwache Wind verhindert die Verfrachtung der gefrorenen Wasserkristalle; der Schatten sorgt für gleichmäßigere Temperaturen, wodurch das Risiko von Schwachstellen in der weißen Decke minimiert wird. Insgesamt sinkt so das Risiko von Lawinen.
1984 wurde die Aktion Schutzwald, ein gemeinsames Programm des Deutschen Alpenvereins, der Bayerischen Staatsforsten und der Bayerischen Forstverwaltung, ins Leben gerufen.
Bei diesem pflanzen Freiwillige fünf Tage lang junge Bäume, sanieren Wege und Zäune, räumen Sturmflächen, pflegen Biotope oder bauen Jagdeinrichtungen. Alle diese Maßnahmen halten das Ökosystem im Gleichgewicht – wovon nicht nur bewohnte Gebiete und die Infrastruktur profitieren. So kann sich ein Wald nur verjüngen, wenn der Verbiss durch Wildtiere nicht zu groß ist. Das kann mit der Jagd reguliert werden, aber auch mit dem Offenhalten von Lichtungen. Denn dann fressen Rehe und Rothirsche dort das Gras, statt an jungen Trieben von Bäumen zu knabbern. Davon profitieren auch verschiedene Pflanzenarten, beispielsweise Orchideen, die im Schatten der Wälder zu wenig Licht zum Wachsen erhalten.
Was vor vier Dekaden mit ein oder zwei Einsätzen pro Sommer begann, ist zu einem umfassenden Programm gewachsen. Bis zu 15-mal pro Jahr engagieren sich freiwillige Helfer für wenige Tage. Die insgesamt mehr als 4.600 Teilnehmenden der rund 650 Aktionswochen haben in mehr als 142.000 Arbeitsstunden Beeindruckendes geleistet: Rund eine halbe Million Bäume wurden in den Boden gebracht (unter anderem Bergahorn, Buche, Fichte, Kiefer und Lärche), mehr als 200.000 Jungpflanzen vor Verbiss geschützt, 286 Kilometer Steige gebaut und gepflegt. Diese erfolgreiche Entwicklung wurde 2007 mit dem Alpinen Schutzwaldpreis gewürdigt sowie 2020 als vorbildliches Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt von den Vereinten Nationen ausgezeichnet.
„Dass sich so viele Menschen in ihrer Freizeit für die Wälder in den bayerischen Bergen einsetzen, macht mich glücklich und auch stolz. Da steckt großartiges Engagement dahinter, das auch zukünftigen Generationen zugutekommt“, freut sich DAV-Vizepräsident Wolfgang Arnoldt über die Beliebtheit der Aktion. „Nur gesunde Schutzwälder können uns Menschen effektiv vor Naturgefahren wie Hochwasser, Lawinen oder Steinschlag schützen“, betont die zuständige bayerische Forstministerin Michaela Kaniber. Und Rudolf Plochmann, Vorstand der Bayerischen Staatsforsten, betont, dass die Aktionswochen eine willkommene Unterstützung seien: „Die Teilnehmenden helfen mit, den Schutzwald zu pflegen und zu sanieren und lernen dabei, wie dieses wertvolle Ökosystem funktioniert, vor welchen Herausforderungen es steht und wie wichtig es ist, dass wir dem Wald aktiv unter die Arme greifen.“
Termine für die Aktionswochen 2025 werden im Februar auf der Webseite des Deutschen Alpenvereins (www.alpenverein.de) veröffentlicht. Wer per Mail erinnert werden möchte, schreibt an natur@alpenverein.de.
Naturkundliche Wanderungen im Nationalpark Eifel der DAV-Sektion Bonn
Ein Fluss, drei Staaten, vier Namen
Björn Langer (DAV, Sektion Bonn e.V.)
Im Jahr 2025 werden die naturkundlichen Wanderungen der DAV-Sektion Bonn einem Fluss gewidmet, der auf seinem 165 Kilometer langen Verlauf drei Staaten durchquert: als Rour entspringt er im belgischen Hohen Venn, gibt als Rur einem Teil der Eifel ihren Namen, bis er in den Niederlanden als Roer in die Maas mündet.
Hier, kurz vor der Mündung, beginnen wir unsere naturkundliche Entdeckungsreise entlang des Flusses. Dieser schlängelt sich in weiten Mäandern durch die flache Landschaft kurz vor Roermond. Auf unserer Wanderung folgen wir auch dem die deutsch-niederländische Grenze bildenden Rothenbach, passieren den Nationalpark De Meinweg und können im Bruchwald des Naturschutzgebiets Turfkoelen mit etwas Glück brütende Graugänse beobachten (Samstag, 29. März 2025; ca. 22 km, ca. 60 Hm Auf-A/abstieg, ca. 5,5 Std. Gehzeit).
Den Europäischen Tag der Parke nutzen wir, um den einzigen Nationalpark Nordrhein-Westfalens zu besuchen. Unsere Wanderung führt von Heimbach vorbei an der Abtei Mariawald auf den Kermeter. Unter teils alten Buchen führt uns der Weg zum Aussichtspunkt Hirscbley, wo wir einen Blick auf den Rursee werfen können.
Dann geht es wieder abwärts, bis wir über den Meuchelberg zurück zum Ausgangspunkt gelangen.
Die Rur erleben wir auf dieser Wanderung fast nur als vom Menschen aufgestauter See – mit unübersehbaren Folgen für die Natur (Samstag, 24. Mai 2025; ca. 21 km, ca. 500 Hm Auf-/Abstieg, ca. 6 Std. Gehzeit).
Schließlich erreichen wir das Hohe Venn bei Sourbrodt.
Hier schauen wir uns das Quellgebiet des Flusses an, passieren dort, wo drei Sprachen aufeinandertreffen, ganz nach Belieben die noch junge Rur
(Deutsch), Roer (Niederländisch) oder Rour, erleben die Weite der Moorgebiete ebenso wie vom Menschen angepflanzte Forste und zuletzt auch die Spuren eines traurigen Kapitels der europäischen Geschichte.
Hier versteckt sich auch der vierte Name – aber der wird erst vor Ort verraten (Samstag, 1. November 2025; ca. 17 km, ca. 150 Hm Auf-/Abstieg, ca. 4,5 Std. Gehzeit).
Gäste sind im Rahmen der „Schnuppermitgliedschaft“ willkommen. Anmeldungen und weitere Infos per Mail an bjoern.langer@dav-bonn.de.
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