Rückgang in Bonn
Rückgang der Mehlschwalbe in Bonn – Kartierungen der NABU-Hochschulgruppe Bonn aus den letzten zwei Jahren zeigen einen eindeutigen Trend im Vergleich zu den frühen 1990er-Jahren. Ein Rückgang ist überall zu verzeichnen; in einigen Stadtteilen ist die Art bereits als Brutvogel verschwunden. Neben dem Studium widmen sich Bonner Studierende der Mehlschwalbe bereits im dritten Jahr.
Mehlschwalben gehören wie Rauchschwalben und Mauersegler in unserer Region zu den häufig vorkommenden Gebäudebrütern. Ihre markanten Rufe und besonderen Flugmanöver gehörten bis vor wenigen Jahrzehnten zum charakteristischen Bild im urbanen Bereich. Bei allen drei Arten handelt es sich um Langstreckenzieher, welche den Winter südlich der Sahara in Afrika verbringen. Ihre Nahrung besteht ausschließlich aus Fluginsekten, die vor allem während der Brutzeit in größeren Mengen vorhanden sein müssen. Moderne Umgestaltung von Häusern wie die energetische Sanierung, das Insektensterben und zunehmende Probleme auf den Zugstrecken und in den Überwinterungsgebieten lassen die Populationen teils drastisch sinken. Die Mehlschwalbe ist zusätzlich auf temporäre, kleine und lehmige Wasserstellen für den Nestbau angewiesen, denn dieses besteht ausschließlich aus Lehm und Speichel. Die genannten Gründe und das Fehlen solcher Strukturen sorgen auch in Bonn für das Verschwinden der ehemals häufigen Mehlschwalbe.
Im Frühjahr 2019 wurde die NABU-Hochschulgruppe auf Initiative der NABU Kreisgruppe Bonn und des NABU NRW sowie NAJU NRW nach längerer Zeit wiederbelebt. Zurzeit setzt sich die Gruppe aus circa 25 Studierenden verschiedener Fachrichtungen zusammen. Neben anderen Projekten wie zum Beispiel der Landschaftspflege und Aktionen wie dem Bau von Insektenhotels widmet sich die Gruppe 2021 im dritten Jahr dem Monitoring der Mehlschwalbe in Bonn. Um die Bestandsentwicklung darzustellen, werden die Ergebnisse mit einer Erfassung von Alexander Heyd aus dem Jahre 1993 verglichen. Hierzu wurden einzelne Stadtteile von Ende Juni bis Anfang August auf Öffentlichen Straßen begangen und besetzte Nester an Fassaden gezählt. Die Ergebnisse aus 2019 und 2020 werden im Folgenden zusammengefasst dargestellt, jedoch konnte nicht das gesamte Stadtgebiet vollständig abgedeckt werden. Nichtsdestotrotz verdeutlichen die Ergebnisse den Rückgang der Mehlschwalbe in Bonn.
Die Kartierung von 1993 konnte in 15 von 16 begangenen Stadtteilen brütende Mehlschwalben nachweisen. In den Jahren 2019 und 2020 wurden 13 Stadtteile kartiert, in lediglich sechs davon waren aktive Nester zu finden. In sechs weiteren wurden Reste oder unbesetzte Nester gezählt. In Poppelsdorf wurden keine Spuren von Mehlschwalben nachgewiesen. Mindestens 97 aktive Nester konnten in den letzten zwei Jahren von der Hochschulgruppe bestätigt werden, während hingegen 1993 noch 388 Mehlschwalbennester erfasst wurden. Dies entspricht einem Rückgang von 75 Prozent in den letzten 27 Jahren. Die Stadtteile Geislar und Meßdorf sind von den kartierten Gebieten mit 62 und 18 brütenden Paaren am stärksten besetzt. In Poppelsdorf, Kessenich und Auerberg ist die Mehlschwalbe als Brutvogel bereits verschwunden. An vielen Gebäuden in eigentlich geeigneten Habitaten konnten Vergrämungsmaßnahmen wie Drähte, Gitter oder falsch montierte Kotbretter beobachtet werden. Dies war vor allem an Neubauten der Fall. Die NABU-Hochschulgruppe Bonn weist auf die korrekte Montage von Kotbretern mit einem Mindestabstand von 50 Zentimeter zum Schwalbennest hin, um einen freien Anflug der Tiere zu ermöglichen. Auch aus Sicht des Naturschutzes ist auf ein Entfernen der Nester zu verzichten, denn hierbei handelt es sich nach Bundesnaturschutzgesetz und Tierschutzgesetz um eine Ordnungswidrigkeit, bei Beeinträchtigung von Eiern oder Jungvögeln sogar um eine Straftat. Für Nistmaterial und eine gute Nahrungsgrundlage sind wilde Ecken in Gärten und feuchte Stellen auf Brachflächen im Stadtbereich zu schaffen und zu erhalten. Um die Bestandssituation weiter im Blick zu halten, will die NABU-Hochschulgruppe Bonn auch in diesem Jahr wieder Mehlschwalben im Bonner Stadtgebiet
kartieren. Für Hinweise auf Nester, welche von öffentlichen Wegen aus nicht leicht sichtbar sind, wären wir sehr dankbar.
Kontaktdaten der Hochschulgruppe:
E-Mail: hochschulgruppe@NABU-Bonn.de
Instagram: nabu_hsg_bonn
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