Zahlen und Fakten aus 2023
Der Amazonas-Regenwald und andere tropische Wälder bedürfen aus vielerlei Gründen unsere Aufmerksamkeit. Ein Blick auf ausgewählte „Meilensteine“ im letzten Jahr.
Dieser Artikel entstammt der Print Ausgabe 2024-01
Carmen Planas
September 2023. Zum Tag der Tropenwälder 2023 veröffentlichte die Tropenwaldstiftung OroVerde am 14. September folgende Zahlen und Fakten:
„Im Jahr 2022 gingen 4,1 Millionen Hektar tropischer Regenwald verloren. Das entspricht einer Fläche von 11 Fußballfeldern pro Minute. Laut dem World Ressource Institute wurden dabei 2,7 Gigatonnen CO2 freigesetzt – so viel, wie Indien pro Jahr an fossilen Emissionen in die Atmosphäre bläst. Weichen müssen die Bäume für Viehhaltung, Landwirtschaft, aber auch für Bodenschätze. Im Kongo ist die Abholzung allgegenwärtig und in Indonesien auch. Aber Brasilien hat den größten Anteil an der Entwaldung. Unter dem ehemaligen Präsidenten Bolsonaro stieg sie auf ein Rekordhoch.“
Neue Hoffnung
Januar 2023. Mit dem Amtsantritt von Lula da Silva wuchsen die Hoffnungen. Lula da Silva, so eine vorsichtige Bilanz von Greenpeace, priorisiere im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger den Schutz des brasilianischen Regenwaldes. Einige Zahlen von Greenpeace: „Im August 2023 wurden im brasilianischen Teil laut dem brasilianischen Institut für Weltraumforschung über 70 Prozent weniger zusätzlich abgeholzt als 2022. Während im Vorjahr noch mehr als 1600 km2 Wald zerstört wurden, waren es ‚nur‘ etwa 470 km2. Im Juli 2023 ging die Abholzung im Vergleich zum Vorjahresmonat von etwa 1500 km2 auf 50 km2 und damit um etwa zwei Drittel zurück.“
Amazonas-Gipfel 2023
August 2023. Die Erdölbohrungen will Lula da Silva jedoch nicht aufgeben. Das wurde auf dem Amazonas-Gipfel in Brasilien deutlich. Die Hoffnungen auf diesen Gipfel waren groß. Der Umweltverband WWF forderte unter anderem: „Um den Amazonas vor dem Kipppunkt und seinen verheerenden Folgen für das Weltklima zu bewahren, muss die Entwaldung jetzt gestoppt werden. Der WWF fordert deshalb im Namen aller Menschen der Erde, dass 80 Prozent des Amazonasgebiets unter Schutz gestellt werden. Auch müssen die Akteure der entwaldungstreibenden Lieferketten in die Pflicht genommen und kontrolliert werden.“ Die Abschlusserklärung war für viele enttäuschend. Sie enthielte nur eine Erklärung zur gemeinsamen verstärkten Zusammenarbeit der acht Anrainerstaaten und keine konkreten Verpflichtungen, so die Mitteilung des evangelischen Pressedienstes.
Jahrhundertdürre am Amazonas
Herbst 2023. „Jahrhundertdürre am Amazonas“ – diese Schlagzeile ging im Herbst um die Welt. Das Extremwetter trifft die Menschen, die Flora und Fauna der Region besonders hart. Greenpeace forderte von Brasilien: „Obwohl die Abholzung im Amazonasgebiet in diesem Jahr deutlich zurückgegangen ist, gibt es immer noch eine hohe Zahl von Bränden, vor allem in den Gebieten, in denen die Trockenheit am stärksten ist. Diese Brände haben neben ihrem Beitrag zur Klimakrise direkte Auswirkungen auf die Gesundheit der lokalen Bevölkerung, die mit einer Kombination aus hohen Temperaturen, Dürre und Luftverschmutzung zu kämpfen hat. Der Stopp der Waldzerstörung ist somit der größte Beitrag, den Brasilien leisten kann, um die Auswirkungen der Klimakrise abzumildern und die Zunahmegeschwindigkeit und Intensität der aktuellen und zukünftigen extremen Wettereignisse im Land zu verlangsamen.“
Unsere Verantwortung
Mercosur-Abkommen, 2019 bis heute. Verantwortung für den Schutz der Regenwälder wird aber auch von Europa und Deutschland verlangt.
Kritisch gesehen wird etwa das noch nicht ratifizierte EU-Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay). Seit 2019 steht dieser Plan am Start und in der Kritik. Denn unter anderem geht es um die Förderung eines Handels mit umwelt- und klimaschädlichen Produkten wie Rindfleisch oder Pestiziden. Die EU reagierte mit einer Zusatzerklärung zum Abkommen. Im Mai 2023 wurde vom Umweltinstitut München hierzu ein Rechtsgutachten veröffentlicht. Fazit von Ludwig Esser, Referent am Umweltinstitut: „Die Zusatzerklärung ist nicht mehr als ein Greenwashing-Versuch. Nach wie vor bleibt das EU-Mercosur-Abkommen schädlich für Umwelt- und Klimaschutz. Es fördert den Handel mit Rindfleisch aus Brasilien und droht so die Abholzung des Amazonas-Regenwald weiter voranzutreiben.“ Darüber hinaus: der UN-Menschenrechtsausschuss forderte auf der Grundlage eines Umweltinstituts-Berichts vom September, das Abkommen grundlegend auf den Prüfstand zu stellen. Zum Redaktionsschluss im Dezember war das Abkommen weiterhin nicht ratifiziert. Wie geht es 2024 weiter?
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