Nostalgie – Ein Überblick über die verschiedenen Biosiegel in Deutschland

20. Juli 2023 | Nostalgie, Umwelt | 0 Kommentare

Im Dschungel der Biosiegel


Cynthia Roggenkamp


Es gibt über 100 verschiedene Biosiegel, die auf Produkten abgebildet werden dürfen. Da verliert der Verbraucher leicht den Überblick. Besonders die Unterschiede hinsichtlich der jeweiligen Anforderungen sind auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Dazu kommt, dass vor allem bei den Handelsmarken fraglich ist, was hinter den Versprechen der Verpackung steckt.

Auf einer Fläche von ca. 1. Mio. ha wird in Deutschland von 24.736 landwirtschaftlichen Betrieben (Stand Ende 2015) nach europäischen Rechtsvorschriften ökologischer Landbau betrieben, was einem Anteil von 8,7 % entspricht. Dabei ist die größte Anzahl der landwirtschaftlichen Öko-Betriebe in Verbänden organisiert.

Europäisches und deutsches Biosiegel

Die Kennzeichnung von Bioprodukten mit dem europäischen Biosiegel ist europaweit rechtsverbindlich und einheitlich geregelt sowie Begriffe wie „Öko“, „Bio“, „biologisch“, „ökologisch“ oder „aus kontrolliert ökologischem/biologischem Anbau“ sind seit 1993 geschützt. Diese Produkte erfüllen u.a. folgende Kriterien: Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz-/ Düngemittel, Einhaltung vielfältiger Fruchtfolgen, Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, tiergerechte Haltung (größeres Platzangebot, biologische Futtermittel, Verbot von Antibiotika zu anderen als medizinischen Zwecken), Gentechnikverbot, nachhaltige Bewirtschaftung, Verbot von Lebensmittelbestrahlung sowie Zulassung von weniger Zusatzstoffen (derzeit 49 statt 316 in konventionellen Produkten). Dabei müssen mind. 95 Prozent der Zutaten aus ökologischem Landbau stammen. Die restlichen 5 Prozent dürfen jedoch konventionellen Ursprungs sein, wenn diese nicht aus ökologischen Quellen verfügbar sind. Des Weiteren müssen sich die Erzeuger, Verarbeitungsunternehmen regelmäßigen (auch unangekündigten) Kontrollen unterziehen. In Deutschland gibt es 18 Kontrollunternehmen, die diese Aufgaben übernehmen (diese können bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft u. Ernährung eingesehen werden). Zudem werden die Produkte gekennzeichnet (DE-ÖKO-000). Hinter dem deutschen Bio-Siegel stecken keine anderen Anforderungen an die Erzeugung / Produktion. Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrad bei den Verbrauchern wird dies jedoch zusätzlich zu dem europäischen Siegel weiterhin auf vielen Produkten verwendet.

Kritik

Am EU-Siegel bzw. der europäischen Ökoverordnung besteht jedoch auch Kritik. So werden bei der Zertifizierung der Bioprodukte Kriterien wie der bei der Erzeugung anfallende Wasserverbrauch, die Transportkosten sowie der Verarbeitungsgrad nicht berücksichtigt. Dies verhindert einen fairen Wettbewerb zwischen konventionellen und biologischen Erzeugern, da Ökobauern – im Gegensatz zu konventionellen Bauern – weniger Umweltschäden verursachen und dadurch höhere Kosten tragen, die einen höheren Preis der Bioprodukte zur Folge haben. Aus diesem Grund fordert z.B. foodwatch die Anwendung des Verursacherprinzips (wer Umweltschäden verursacht, muss für die Beseitigung zahlen).

Siegel der Anbauverbände

Die Anbauverbände dagegen nutzen (zusätzlich) eigene Kennzeichnungen, deren Anforderungen über die Vorgaben der EU hinausgehen und vor allem hinsichtlich der Haltung und Fütterung von Tieren strenger sind. Insgesamt wirtschaften 70 Prozent der ökologischen Betriebe nach den strengeren Anforderungen der Anbauverbände.

Handelsmarken

Neben den bereits genannten Siegeln gibt es weitere, die von Supermärkten, Discountern, Biomärkten oder Reformhäusern eigens für hauseigene Produkte herausgegeben werden. Hierbei werden Qualitätsstandards verwendet, die von den Unternehmen selbst festgelegt werden.

Tipps für den Einkauf

Der NABU hat z.B. eine Siegel-Check-App für Smartphones herausgebracht, die den Verbraucher darüber informiert, inwieweit ein Produkt aus ökologischer Sicht empfehlenswert ist. Der BUND hat auf seiner Homepage eine Übersicht über die einzelnen Biosiegel zusammengestellt und spricht Empfehlungen aus. Weitere Informationen erhalten Sie direkt bei den Anbauverbänden auf den Internetseiten (s. Tabelle).

Tabelle: Cynthia Roggenkamp

Erschienen in der BUZ 5_16

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