Zu Perspektiven für einen attraktiven Umsteigebahnhof Bonn-Beuel

Bahnhof Bonn-Beuel: Schandfleck mit Potenzial

Der Bahnhof Beuel ist in die Jahre gekommen und wird gerade generalsaniert.
Der Autor, Jonathan Schildberg (14 J.), hat bei der Deutschen Bahn ein Berufspraktikum abgeleistet. Im Rahmen des Praktikums
hat er die Idee, den Bahnhof für Musik und Kunst bereitzustellen, aufgegriffen und stellt sie Ihnen hiermit vor.


Jonathan Schildberg


Der Beueler Bahnhof ist wahrscheinlich Bonns zweitwichtigster Bahnhof und bietet aktuell ein nicht einmal zweitklassiges Bild. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs wurde Ende Juli 2024 für die Öffentlichkeit geschlossen, somit ist dort nun kein Fahrkartenverkauf am Beueler Bahnhof mehr möglich. Schon lange ist der zu Beginn des 20. Jahrhunderts
errichtete Beueler Bahnhof kein attraktives Gebäude mehr. Das Gebäude von Beginn des 20. Jahrhundert befindet sich augenscheinlich in keinem besonders guten Zustand und macht den
Bahnhof Bonn-Beuel nicht attraktiver.

Zur Geschichte des Beueler Bahnhofs

Blick in Bahnhofshalle Beuel 2024
Bild: Rainer Bohnet

Doch das war nicht immer so: In vergangenen Zeiten war der Beueler Bahnhof nicht eine einfache Haltestelle an der rechtsrheinischen Bahnstrecke, sondern ein vollwertiger Bahnhof. Der Bahnhof wurde noch vor 1900 eröffnet und besaß in der größten Ausdehnung über zehn Gleise, davon allerdings nicht alle mit Bahnsteig. Auch existierte dort bis zum Beginn des Umbaus
für die S-Bahn noch die letzte Güterverladungsmöglichkeit im Bonner Stadtgebiet, hier wurde oft Holz und in den 2010er-Jahren sogar ein Zirkus verladen. Doch am Beueler Bahnhof existiert nicht nur die Rheinstrecke, sondern auch eine Kleinbahnstrecke von Beuel bis nach Hangelar. Diese wurde lange Zeit durch die Rhein-Sieg-Eisenbahn betrieben und diente als Bahnstrecke um Güter zu transportieren. Doch erst 2021 musste diese Strecke leider stillgelegt und der Betrieb eingestellt werden. In den vorigen Jahren verkehrten hier immer Sonderzüge von Bonn-Beuel nach Pützchen, wenn Pützchens Markt stattfand.

Generalsanierung Bahnhof Beuel

Der Bahnhof ist aktuell ohnehin aktuell eine große Baustelle, denn hier entsteht ein neuer Bahnsteig sowie die neue Trasse für eine S-Bahn. Der Beueler Bahnhof und die Bahnstrecke in Richtung Troisdorf werden aktuell viergleisig ausgebaut. Damit die neue S-Bahn auch im Bonner Osten halten kann, wird am Bahnhof ein neuer Bahnsteig entstehen, sodass in Zukunft am Bahnhof vier Bahnsteiggleise vorhanden sind. Mit der Generalsanierung, welche 2026 durchgeführt werden soll, werden alle Bahnsteige auf den barrierefreien Standard angepasst. Es soll ebenfalls am nördlichen Bahnsteigende eine Unterführung mit Aufzügen entstehen, welche alle Bahnsteige vom Bahnhofsvorplatz erschließen wird. Im Zuge dieser Modernisierung wird auch das ältere Stellwerk gegen ein moderneres Stellwerk ersetzt, so wird voraussichtlich auch das südlich des Bahnhofsgebäude gelegene Stellwerksgebäude nicht mehr genutzt werden können. Im Zuge der Generalsanierung und der damit verbundenen Modernisierung der verkehrlichen Anlagen gibt es allerdings keine Pläne das Bahnhofsgebäude selbst wieder in Betrieb zu nehmen.

Musikerbahnhof Beuel?

musikerbahnhof-beuel-idee-vorhalle
© Deutsche Bahn AG / Axel Hartmann Fotografie

Im rechtsrheinischen Bonn hat sich eine Initiative gegründet, welche den Bahnhof als Musikbahnhof nutzen möchte. So würden neue, dringend für die Kunst- und Musikszene benötigte Räume geschaffen. Diese Initiative hat für den Bahnhof auch bereits einen Nutzungsplan vorgelegt, in dem Bahnhof Beuel soll die alte Gaststätte zu einem Ort für kulturelle Veranstaltungen aller Art werden und daneben, sowie im Obergeschoss neue Räume, beispielsweise Ateliers entstehen. Die Vorteile dieser Nutzungsform liegen auf der Hand, es würden neue Räume geschaffen
und der Leerstand hätte ein Ende im Bahnhof. Für das alte nicht mehr benötigte Stellwerksgebäude hatte im General-Anzeiger die Initiative Musikbahnhof den Vorschlag unterbreitet, dieses Gebäude als Proberaum für Bands zu nutzen. Proberäume, wären in diesem Gebäude besonders gut untergebracht, da an diesem Standort die Probenden mit ihrer Musik niemanden stören. Außerdem könnte so weiterer Leerstand verhindert werden.

Attraktivität verbessern

Egal wie man es dreht und wendet wird sich für den einfachen Reisenden am Bahnhof nicht viel verbessern. Nun stellt sich die Frage, wie man den Beueler Bahnhof für Reisende attraktiver
machen könnte. Dies ist insbesondere besonders wichtig, da der Beueler Bahnhof immer öfter Ausweichbahnhof für den Bonner Hauptbahnhof darstellt und hier in Kürze sogar ICEs bei Störungen halten sollen. Zudem halten besonders oft Nachtzüge am Beueler Bahnhof für deren Fahrgäste einen Aufenthaltsraum auch sehr hilfreich wäre. Zunächst würde der Bahnhof deutlich attraktiver, falls das Reisezentrum wieder eröffnet werden würde. So wäre auch Vandalismus vorgebeugt, weil immer ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin der Deutschen Bahn vor Ort wäre,
Tickets verkaufen und Auskunft geben könnte. Zudem könnte die Empfangshalle, in der sich bis vor Kurzen noch das Reisezentrum befand, wieder etwas aufgehübscht werden, indem dort
die Wände frisch gestrichen und einige bequeme Sitzmöglichkeiten eingerichtet werden. Es wäre zur Steigerung der Attraktivität sicher auch hilfreich Schließfächer im Bahnhof zu verbauen. Dann wäre diese Räumlichkeit auch wieder ein Ort, an dem man sich angenehm aufhalten kann. Bei dieser vom Budget her günstigen Variante wäre es in jedem Fall sehr wichtig, dass man dafür
sorgt, dass der ehemalige Kiosk am Beueler Bahnhof wieder eröffnet wird und so die Reisenden hier Snacks und Getränke erwerben könnten. Allerdings wäre bei dieser Option die Empfangshalle
voraussichtlich immer noch nicht maximal attraktiv, weil es keine Umbauten für eine Sanitäranlage gäbe und die Bahnhofshalle immer noch unter fehlendem Licht leiden würde.

Mehr Attraktivität durch Investition

Mehr Attraktivität durch Investition Alternativ wäre es ebenfalls möglich am Beueler Bahnhof deutlich aufwändiger zu investieren. Die Bahnhofshalle ist aktuell relativ dunkel und kalt. In dieser Halle existiert in Richtung des Bahnhofsvorplatzes ein nachträglich eingebauter Kiosk. Dieser Kiosk würde an dieser Stelle zurückgebaut und durch eine weitere Glastür in Richtung des Bahnhofsvorplatz ersetzt. Somit käme von dieser Seite aus deutlich mehr Licht und die Bahnhofshalle wäre ein deutlich hellerer Ort. Es wäre zudem zu prüfen, ob von der Bahnsteigseite durch das Reisezentrum ebenfalls mehr Licht in die Bahnhofshalle gelenkt werden könnte. Hierbei müsste auch in Überlegung gezogen werden, ob man das Reisezentrum hier abbauen und in der neuen entstehenden Nische des alten Kiosks einbauen könnte. Allerdings könnte es hier bei zu Problemen mit dem Denkmalschutz und der Stabilität des Gebäudes kommen. Deshalb ist diese Überlegung wahrscheinlich eher unrealistisch. Stattdessen könnten an dieser Stelle zwei neue Türen in Richtung des Bahnsteigs entstehen, so würde die Halle noch besser mit dem Licht von beiden Seiten durchflutet. Die neue Bahnhofshalle sollte dann mit modernen Sitzmöglichkeiten ausgestattet werden, zudem würde hier ein Monitor mit den Abfahrten der Züge entstehen. Doch im Erdgeschoss befinden sich neben der Bahnhofshalle und dem Bereich, welcher durch den Musikbahnhof genutzt werden könnte, weitere Räumlichkeiten. Diese befinden sich direkt neben der Bahnhofshalle und sind aktuell wahrscheinlich vollständig ungenutzt. Der an anderer Stelle abgebaute Kiosk könnte in diesen Räumen in größerer Form auf einer Fläche von bis zu 45 Quadratmetern wiederaufgebaut werden oder aber auch hier in kleiner Form wiedererrichtet werden. Selbstverständlich könnte auf dieser Fläche auch ein anderes Gewerbe entstehen. Manchmal werden kleine Bedürfnisse zu großen Problemen, so auch in Beuel, den dem Bahnhof fehlen Toiletten. In diesem Teil des Erdgeschosses existiert definitiv noch genug Fläche, um eine WC-Anlage einzubauen, diese würde dem Bahnhof in Beuel nun noch sein letztes Manko nehmen.

Fazit

Das Einzige, das feststeht, ist, dass die Situation in Beuel am Bahnhof nur noch besser werden kann. Die Musikbahnhofs-Initiative hat in jedem Fall ein gutes Kulturkonzept vorgelegt, welches schon durch geringe zusätzliche Investitionen einen guten Bahnhof auch für Passagiere schaffen kann. Nun müssen sich die Deutsche Bahn, die Stadt und die Musikbahnhof-Initiative an
einen Tisch setzen, um eine gute Lösung für die Kulturszene und auch für die Fahrgäste herbeizuführen.
Außerdem müsste geprüft werden, inwieweit vielleicht ein Bahnhof mit kommunaler Trägerschaft möglich wäre.

 

Resümee zur Teilnahme an Bonn-Rundum nachhaltig 2024


Siegfried Wohlfahrt


Am 21. September war der VCD mit einem Infostand beim Nachhaltigkeitsfestival „Bonn-Rundum nachhaltig 2024“ auf dem Münsterplatz vertreten.
Einige Standbesucher nutzten die Möglichkeit, ihr Anliegen im Verkehrsbereich mit uns zu diskutieren und zusätzlich auf unserer Tafel schriftlich zu formulieren.
Folgende Themen wurden genannt:
• Die Ticketpreise, besonders wenn die Reise über mehrere Tarifzonen geht, seien viel zu hoch.
• Weiterhin seien die Bahnen oft verspätet. Überall fehle spürbar Personal.
• Auch wurden neue Schienenangebote gefordert. Hier wurden eine S- Bahn zwischen Bonn- Mehlem und Köln und die Westbahn nach Endenich und Duisdorf genannt.
• Auf der Stadtbahnlinie 16 wird ein fünf-Minutentakt gefordert
• und für die Stadtteile werden Quartiersbusse gewünscht, die dort eine bequeme Mobilität ermöglichen.
• Einer Person war es äußerst unangenehm, dass ein Reisebus mit Touristen über den doch sehr verkommenen zentralen Omnibusbahnhof fuhr.
• Auf Karten an unserer Pinnwand fordern Fußgänger mehr Schutz vor Radfahrern,
• zudem werden verwirrende Verkehrsregelungen auf der Kaiserstraße und der Adenauerallee bemängelt.

 

Das Deutschlandticket
– Instrument der Sozialund der Verkehrspolitik –


Rainer Bohnet


Das Deutschlandticket ist für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) eine Revolution.  Allein deshalb, weil man in ganz
Deutschland nur noch ein Ticket benötigt.
Leider wird das Deutschlandticket immer wieder negativ diskutiert. Denn die Finanzierung des Tickets steht bisher auf tönernen Füßen. Zum 01. Januar 2025 wird es von bisher
49,00 EUR auf 58,00 EUR verteuert. Darauf hat sich die Verkehrsministerkonferenz der Länder nach hartem Ringen geeinigt. Leider ist bisher unbekannt, wie sich der Bund künftig an
der Finanzierung beteiligt. Denn die 1,5 Mrd. EUR, die sowohl der Bund als auch die Länder bezahlen, reichen natürlich nicht aus, das Ticket dauerhaft zu finanzieren. Und leider argumentiert
der Bundes-verkehrsminister immer wieder, für die Finanzierung des Tickets seien die Länder und nicht der Bund zuständig. Und es gäbe natürlich mehr Finanzierungsspielraum, wenn man  z.B. das Dienstwagenprivileg und die Subventionierung des Dieselkraftstoffs zugunsten des ÖPNV/SPNV abschaffen würde.
Das Deutschlandticket hat auch einen wichtigen sozialen Aspekt. Denn erstmals können sich arme Menschen damit ihre Mobilität leisten. Deshalb trifft diese die anstehende Preiserhöhung
hart. Vielleicht gelingt es den Kommunen, den Preis des Deutschlandtickets durch Zuzahlungen zu subventionieren. So kostet das Ticket in Bonn für Inhaber des Bonn-Ausweises nur 39,00 EUR. Da die städtischen Haushalte allerdings unter erheblichem Druck stehen, ist die Zukunft des Sozialtickets fraglich.
In Deutschland gibt es über 60 Verkehrsverbünde, die zum Großteil sehr aufwendige Strukturen mit Aufsichtsräten, anderen Gremien und Geschäftsstellen aufweisen. Wenn man
sich darauf einigen könnte, das Deutschlandticket dauerhaft zu etablieren und alle anderen Tickets sukzessive abzuschaffen, könnten die Verkehrsverbünde zusammengelegt oder abgeschafft
werden. Das hierdurch eingesparte Geld wäre bei den Bussen und Bahnen erheblich besser aufgehoben.
Es bleibt abzuwarten, was in nächster Zeit passiert. Hoffentlich nutzen die Verkehrsminister des Bundes und der Länder die einmalige Chance, die Verkehrswende durch das Deutschlandticket nachhaltig zu untermauern

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