Nostalgie – 2011 Jahr der Wälder

13. Januar 2024 | Claria Weber, Gesellschaft, Nachhaltigkeit, Nostalgie, Ökologie | 0 Kommentare

Gesunde Wälder braucht der Mensch

Sie lesen einen Artikel aus dem Frühjahr des Jahres 2011

Das Jahr 2011 ist von den Vereinten Nationen zum Jahr der Wälder auserkoren worden. Damit will man auf die Bedrohung des Waldes hinweisen. Im Minutentakt sollen weltweit mehr als 35 Fußballfelder verschwinden. Ganz so schlimm steht es in Deutschland nicht um den Wald. In den letzten 40 Jahren sollen die Waldflächen um 10 Prozent zugenommen haben. Allerdings sind viele Bäume krank und steigende Temperaturen machen auch den noch gesunden Bäumen zu schaffen.


Claria Weber


Der kalendarische Frühlingsanfang hat seinem Namen alle Ehre gemacht. Die Sonne schien die ganze Woche und dazu war es schon richtig angenehm warm. Zeit mal wieder einen Waldspaziergang zu machen. Das erste Baumgrün läßt sich noch nicht blicken, aber dafür kommt genug Licht zum Boden, um Scharbockskraut und Buschwindröschen zum Blühen zu bringen. Viele Menschen können sich im Wald entspannen und dem Stress des Alltags entfliehen. Der Erholungswert des Waldes kann kaum überschätzt werden. Seine Schönheiten wurden schon in früheren Jahrhunderten beschrieben. Das Thema „Wald“ findet sich häufig in der Literatur (siehe S: 4).

Knapp ein Drittel der Fläche Deutschlands ist mit Wald bedeckt. Nur ein Prozent davon ist Naturwald, der nicht bewirtschaftet wird und den man sich selbst überläßt (siehe auch Lexikon, Stichwort: Naturwald). 44 Prozent des Waldes sind in privater Hand, der Rest gehört z.B. Ländern oder Kommunen. Die vorherrschende Baumart ist mit 28 Prozent die Fichte. Dies hängt mit ihrer wirtschaftlichen Bedeutung zusammen. Fichten wachsen schnell und sind unempfindlich gegen Wildverbiss, sind aber anfällig gegen Sturm, da sie flache Wurzeln besitzen. Bei den Laubbäumen stehen die Buchen mit 15 Prozent an erster Stelle. Im Bonner Kottenforst ist dagegen die wärmeliebende Eiche mit 37 Prozent am häufigsten.

Im 19. Jahrhundert begann man Wälder anzulegen, bei denen die Bäume alle das gleiche Alter hatten. Dies war wirtschaftich interessant, da größere Mengen an Bäumen relativ einfach gefällt werden konnten. Typisch dafür sind Fichtenwälder. Zum Spaziergang lädt ein solcher Wald nicht ein. Es ist darin dunkel und ungemütlich. Die Fichte bevorzugt eigentlich einen Standort im Gebirge. Fichtenforste im Flachland sind dagegen nicht standortgemäß. Die Fichtennadeln versauern den Boden und unterdrücken das Wachstum vieler Organismen. Fichtenforste sind instabil, artenarm und anfällig gegen Schädlinge. .
Man bemüht sich daher seit einigen Jahren um den Aufbau von naturnahen Mischwäldern.
Hier fühlen wir uns wohl und können entspannen. Solche Wälder sind vielfältig gestaffelt.

Buschwindröschen im Kottenforst, Foto: Claria Weber

Am Boden wachsen Kräuter in verschiedenen Höhen. Es folgen Sträucher und anschließend Bäume unterschiedlicher Größe. Ein solcher Wald ist im allgemeinen relativ artenreich, weil viele Tiere und Pflanzen hier ihre Nische finden. Bäume werden einzeln geschlagen, sodass eine Altersvielfalt immer erhalten bleibt (siehe auch Lexikon, Stichwort: Plenterwald). Es gibt allerdings auch natürliche Monokulturen, zum Beispiel artenarme Buchenwälder oder Erlenbruchwälder (Bruch = sumpfiges Gebiet). Da diese an ihren Standort angepasst sind, sind sie stabiler als Fichtenmonokulturen.
Die Aufgaben eines Waldes erschöpfen sich nicht im Erholungswert und der Lieferung von Holz. Lebenswichtig für uns ist die Bereitstellung von Sauerstoff durch die Photosynthese, mit der gleichzeitig eine Aufnahme des Treibhausgases Kohlendioxid verbunden ist. Photosynthese betreiben zwar alle grünen Pflanzen, aber der Wald ist hier auf Grund der riesigen Oberfläche der Blätter extrem effizient (siehe auch Artikel unten: „Waldschutz ist Klimaschutz“). Im Gebirge schützt der Wald vor Erdrutschen und Lawinen. Eine radikale Rodung, zum Beispiel für die Schaffung von Skipisten, kann hier katastrophale Folgen haben. Starke Regenfälle können einen Hang ins Rutschen bringen. Die Baumwurzeln halten dagegen den Boden fest und dieser saugt wie ein Schwamm das Wasser auf. So wird ein Hang stabilisiert.

Das Thema „Waldsterben“ ist in den letzten Jahren in den Medien kaum noch aufgetaucht. Sind die Bäume plötzlich alle gesund geworden? Dem ist leider nicht so. Der Waldschadensbericht 2010 berichtet zwar von einer leichten Erholung des „Patienten Wald“, vor allem den Buchen soll es etwas besser gehen als in den Jahren zuvor. Trotzdem sind nur 38 Prozent er Bäume ohne Nadel- und Blattverlust. Die Gründe sind vielfältig: Trockenheit, Schädlinge, verschiedene Schadstoffe und Überdüngung. Eine Versauerung des Bodens sorgt dafür, dass die Wurzeln nur im Oberboden bleiben und das Wurzelsystem dadurch flacher wird.
Der Wald soll Schutz gegen die Klimaveränderung bieten, gleichzeitig sind aber unsere heimischen Bäume selber durch ansteigende Temperaturen gefährdet. Vor allem die Fichte fühlt sich bei zunehmender Trockenheit im Sommer unwohl. Forstexperten wollen sie durch nichtheimische Arten wie Roteiche oder Douglasie ersetzen. Ob das sinnvoll ist ? Die Einführung von nichtheimischen Tieren oder Pflanzen hat in der Vergangenheit oft erst recht Probleme geschaffen.

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