Von Schlamm bis Plastik

1. März 2018 | Ökologie, Nachhaltigkeit, Ralf Wolff | 0 Kommentare

Spezielle Fragen an SWB und Remondis

Die letzte Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetz von Juli 2017 gibt der stofflichen Verwertung als „Recycling“ den Vorrang vor der energetischen Verwertung von Abfällen. Inwiefern dies in der Praxis Widerspruch oder Probleme bedeutet, kann am Beispiel von Klärschlamm und Verpackungsmüll gezeigt werden.


Ralf Wolff


In Bonn steht am Salierweg die Klärschlammverbrennungsanlage. Der Klärschlamm wird dort jedoch nur verbrannt und nicht energetisch genutzt. Die Bonner Klärschlammverbrennungsanlage ist in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr den gestiegenen technischen Anforderungen. Zum Beispiel sollen dort korrodierte Rauchgaswärmetauscher erneuert werden. Da diese Anlage nicht gemäß der Verordnung zur Neuordnung der Klärschlammverwertung vom 27. September 2017, die eine eine Phosphorrückgewinnung ab Januar 2029 vorgibt, ausgestattet werden kann, steht ein Neubau unausweichlich an. Drei Standorte kamen in einem Workshop der Stadtverwaltung mit den zuständigen politischen Gremien am 20. November letzten Jahres ins Gespräch. Neben der Option Neubau am Salierweg, könnte die neue Anlage im Umland von Köln an einem RWE Standort 40 Kilometer entfernt stehen oder in Bonn-Endenich am Standort der Bonner MVA entstehen.

Letzterer wird derzeit seitens der MVA, die zu den Stadtwerken Bonn gehört, favorisiert. Denn hier könnte nach Angaben des Betreibers die Energie aus der Klärschlammverbrennung für die Produktion von Strom und Fernwärme im benachbarten SWB-Heizkraftwerk nutzbar gemacht werden. Leider ist der wirtschaftliche Betrieb einer solchen Anlage nur mit 35.000 Tonnen Klärschlamm möglich. Die 8000 Tonnen Bonner Klärschlamm müssten demnach von anderen Kommunen im Umland durch 24.000 Tonnen ergänzend angeliefert werden (s. Antwort der Verwaltung auf Große Anfrage der Fraktion Allianz für Bonn, Drucksache-Nr.: 1713503). Dieser weitere Mülltourismus würde ein weiteres Mal, wie schon in den 80er Jahren heftigen Widerstand der Endenicher [Anm der BUZ: s. Engagement Bürgeraktion Umweltschutz Bonn seinerzeit] hervorbringen, weil die damaligen Zusagen nicht eingehalten würden. Aus Sicht der Bonner Verwaltung sind weitere Emissionsbetrachtungen und die Umweltrelevanz von besonderer Bedeutung. (Drucksache-Nr.: 1713503ST3).

Die Bonner Müllverwertungsanlage (MVA) ist eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Bonn. Sie nahm am 5. Mai 1992 ihren regulären Betrieb auf.
Der Betrieb beschäftigt 85 Mitarbeiter*innen und übernimmt die Verwertung der Siedlungsabfälle aus Bonn und der Region. Es werden jährlich rund 250.000 Tonnen Müll verbrannt und 500 Millionen Kilowattstunden Energie recycelt und Einsatz von fossilen Energieträgern ersetzt.

 

Seit Einführung der Verpackungsverordnung 1990 gibt es in Deutschland ein zweites Entsorgungssystem, repräsentiert durch die Duale System Deutschland mbH (DSD), für den Verpackungsmüll. Die Trennung dieses Mülls von dem Restmüll begann der Verbraucher über den sog. Grünen Punkt zu lernen. In Bonn ist die Firma Remondis von DSD beauftragt die Wertstoffe aus der Gelben Tonne dem Recycling und sortenunreine Stoffe der thermischen Verwertung zu zuführen.

Die Behauptung der Endverbraucher, dass ohnehin alles verbrannt wird und die Trennung vom Restmüll keinen Sinn macht, weist Remondis ganz und gar zurück. Die Recyclingquote sei von Jahr zu Jahr besser geworden. Heute sind es laut Remondis nur noch 40-50 Prozent des Mülls aus der Gelben Tonne, die einer thermischen Verwertung zugeführt werden müssen. Wenn keine Umverpackung in der Tonne ist, dann geht diese Fehlbefüllung leider nur in die thermische Verwertung. Remondis kann dem Vorrang des Recyclings besser mit sortenreinem Splitten in der Anlage gerecht werden, wenn der Verbraucher grundsätzlich nur getrennte Umverpackungen in die Tonne wirft, so sei beispielsweise der Aludeckel von dem Plastikbecher abzuziehen, so der Pressesprecher von Remondis, Michael Schneider.

Die Recyclingmöglichkeiten für die unterschiedlichen Kunststoffqualitäten seien heutzutage vielfältiger als bei Einführung des DSD. Bis aus dem Recyclingprozess aus dem sogenannten downgecycelten Plastikmüll nur eine Parkbank entsteht, sind zahlreiche hochwertigere Produkte, wie Spritzgussbestandteile, Dübel oder Übertöpfe möglich. Dieses Kreislaufwirtschafts-Netzwerk von Verpackungsmüllabnehmern bedient Remondis ausgiebig bis schließlich nur noch die thermische Verwertung anstehen kann. Das DSD trage zudem zum Klimaschutz bei, indem eine Tonne Recyclingersatz rund 1,2 Tonnen C02 aus der Atmosphäre fernhalte. Gut eingesetzte Lizenzgebühren der Fabrikanten, findet Schneider.

Das Unternehmen wurde 1934 gegründet und mit der Übernahme von RWE Umwelt Ende 2004 in das Unternehmen Remondis, dass wir heute kennen, umfirmiert. Es ist das größte deutsche Unternehmen für Recycling, Wasser- und Kreislaufwirtschaft. Mittlerweile hat es seinen Sitz in Lünen und beschäftigt 32 000 Mitarbeiter.
Sie leisten einen erheblichen Beitrag zur nachhaltigen Ressourcenschonung und Rohstoffversorgung.

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