VCD Der Blick vor die Tür

21. Februar 2025 | Ausgabe 2/2025 Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Nachhaltigkeit, VCD | 0 Kommentare

Bonn wird abgehängt

An unpünktliche und ausfallende Züge haben sich die Bonner fast schon gewöhnt: Termine in Köln oder Anschlüsse an den Fernverkehr sind nicht mehr zuverlässig zu erreichen, Pendler sind völlig frustriert oder steigen auf das Auto um. Doch was auf Bonn in den nächsten fünf Jahren zukommt, droht noch ungleich schlimmer zu werden: Lange Zeiten, in denen Bonn weitgehend von Köln und vom Fernverkehr abgehängt wird.


Dr. Karl-Heinz Rochlitz


Zur Entstehung

Baufahrzeug zwischen Bonn Hbf und UN Campus

Gerade, Ende Januar, wird auf der linken Rheinstrecke wieder gebaut: Die Eingleisigkeit für Baumaßnahmen zwischen Bonn Hauptbahnhof und Oberwinter sorgt für häufig unpünktliche Züge, weil die Baufahrpläne kaum zuverlässig gefahren werden können und sich die beiden Nahverkehrslinien RE5 und RB26 gegenseitig behindern. Und doch ist das nur ein schwacher Vorgeschmack auf das, was Bonn in den nächsten Jahren droht.
Wegen der maroden Infrastruktur wird im 2. Halbjahr 2026 die rechte Rheinstrecke von Wiesbaden/Koblenz über Bonn bis Troisdorf für fünf Monate komplett gesperrt. Nur mit Mühe konnte erreicht werden, dass der Bahnhof Bonn Beuel so ausgebaut wird, dass dort künftig alle umgeleiteten Fern-, aber auch Regionalexpresszüge wie der RRX an den Bahnsteigen halten können. Doch statt während der Totalsperrung die restlichen 3,6 Kilometer bis Bonn Oberkassel endlich so auszubauen, dass danach keine Sperrpausen mehr nötig sind, soll der Ausbau dieses kurzen Abschnitts in die 30er Jahren verschoben werden – ein Stück aus dem Tollhaus. Und die in Ramersdorf West, hinter den heutigen Telekom-Gebäuden endende Seilbahn muss bis zu fünf Jahre auf ihren S-Bahn-Anschluss warten. Keine guten Aussichten für die erste urbane Seilbahn Deutschlands …

Der wahre Horror folgt erst!

Aber es kommt noch schlimmer: Die für Bonn viel wichtigere linksrheinische Strecke soll von Mainz/Koblenz bis Hürth-Kalscheuren im 1. Halbjahr 2028 ebenfalls für eine Generalsanierung fünf Monate lang gesperrt werden, der anschließende Streckenabschnitt bis Köln Hauptbahnhof in direkter Folge dann sogar von Juli 2028 bis Dezember 2029. Das linksrheinische Bonn soll also auf der Schiene für fast 23 Monate von Köln und vom Fernverkehr abgeschnitten werden.

Akzeptabler Ersatz im Nahverkehr auf der rechtsrheinischen Strecke ist eher unwahrscheinlich, weil dorthin die Güter-, vielleicht auch gelegentliche Fernzüge umgeleitet werden. Denn die S13 kann statt in Bonn Oberkassel nach derzeitiger Planung bestenfalls in Beuel starten. Und nur dann im 20-Minuten-Takt Troisdorf passieren, wenn gleichzeitig dafür Züge aus dem Siegtal ausfallen. Die Beseitigung des rechtsrheinischen Engpasses zwischen Beuel und Oberkassel soll – siehe oben – nicht 2026, sondern erst viele Jahre später erfolgen, zumal die rechtsrheinische Generalsanierung zusätzlich mindestens fünf Jahre „Baufreiheit“ garantieren soll und die Fertigstellung der S13-Strecke um viele weitere Jahre hinauszögern soll.
Wie sollen aber 2028/29 die mindestens 35.000 Fahrgäste, die heute täglich linksrheinisch auf der Schiene unterwegs sind, nach Bonn, in Gegenrichtung nach Köln und zum Fernverkehr kommen? Mit der Stadtbahn nach Siegburg, deren 5-Minuten-Takt ab 2026 immer noch nicht als sicher realisierbar erscheint? Mit der Stadtbahn 16, die heute spätestens ab der Kölner Stadtgrenze völlig überlastet ist, zumal die Kölner ihren kurzen Nord-Süd-Stadtbahn-Tunnel nicht rechtzeitig fertig gebaut bekommen? Mit der ebenfalls völlig überlasteten Linie 18, wenn diese angesichts der 2028/20 geplanten Brückenbaustelle Luxemburger Straße gerade mal nicht gesperrt ist? Mit einem Schienenersatzverkehr, also Bussen auf den übervollen Straßen, die in den Hauptverkehrszeiten im Stau stecken werden? Zumal dann auch gerade der „Tausendfüßler“ Großbaustelle ist …

Die Politik in Bonn weiß bereits weitgehend, was auf Bonn kommt, konzentriert sich derzeit aber auf den Bundestagswahlkampf. Das Abhängen der „Bundesstadt Bonn“ auf der Schiene ist allerdings ein sowohl kommunal- wie bundespolitisch enorm wichtiges Thema. Menschen ohne Auto sind 2028/29 in Bonn quasi abgehängt: Eine Katastrophe für die Betroffenen, aber auch für die großen Stakeholder wie Bundesministerien, Bundesbehörden, UN, Telekom, DHL und UKB. Wie viele mögen sich angesichts solcher Aussichten nach neuen Standorten umschauen? Der zuständige Aufgabenträger für den Nahverkehr, go.Rheinland, scheint die Planungen der DB InfraGO bereits akzeptiert zu haben und die Bauplanung noch nicht einmal kritisch zu hinterfragen, und zu den beiden Stadtbahnlinien 16 und 18 verweist man auf die kommunalen Aufgabenträger.
Zusammenarbeit für die

Bundesstadt Bonn tut not!

Was wir brauchen, ist ein engagiertes und gemeinsames Auftreten aller Betroffenen und die Suche nach Lösungen: Warum wird die Generalsanierung 2026 bei der rechten Rheinstecke nicht für die Fertigstellung der S13 bis Oberkassel sorgen, statt an einer gerade einmal 13 Kilometer langen S-Bahn-Strecke peinliche 18 Jahre lang zu bauen? Warum wird Köln-Süd nicht wenigstens zwischen Mitte 2028 und Dezember 2029 von dort wendenden, aus Bonn kommenden Zügen angefahren, die Brücke über die Luxemburger Straße also stufenweise erneuert? Wie kann man die Leistungsfähigkeit der Stadtbahnlinie 16 deutlich erhöhen? Region und Bundesstadt Bonn sind zusammen mit Köln gefordert, Lösungen aufzuzeigen: Es ist Krise – und höchste Zeit, an Lösungen zu arbeiten!
Die Berichterstattung im KStA wurde von der DB am selben Tag gegenüber einer Journalistin des GA dementiert. Aber unabhängig davon, wann die Baumaßnahmen mit den Sperrungen konkret kommen: Die Region muss gleichwohl für die schnelle Realisierung von Alternativen sorgen und gewinnt durch eine Verzögerung eventuell – immerhin! – sogar Zeit und hat mehr Chancen.

 

Egal wann – engagieren!

Der Kölner Stadtanzeiger meldete am 6.2.2025, die Sanierung der Kölner Brücken, möglicherweise auch die Generalsanierungen könnten verschoben werden – nicht ganz unwahrscheinlich, weil niemand derzeit sicher weiß, wie es mit der Bahn und ihren Finanzen nach dem Regierungswechsel weitergehen wird.
Wichtig aber: Die beschriebenen Sanierungen mit langen Sperrpausen werden in jedem Fall kommen, und wenn sie später als angekündigt kommen, erhöht das die Chancen, bis dahin für bessere Alternativen zu sorgen. Insofern ist die Politik weiterhin gefordert, für mehr Schnelligkeit beim Ausbau der S13, aber auch u.a. bei der rechtsrheinischen Rheinuferbahn zu sorgen.

 

Taktverdichtung der Linie 63 ist unbedingt notwendig


Rainer Bohnet


Die Taktverdichtung der Linie 63 zwischen Tannenbusch/Buschdorf und Bad Godesberg hält der Verkehrsclub Deutschland (VCD) für unbedingt notwendig. „Die ständigen und oftmals hohen Verspätungen der Linie 16 sind ein großes Ärgernis und wirbeln jeden Tag den Terminkalender von Pendlern und Schülern durcheinander,“ kritisiert der VCD-Vorsitzende Rainer Bohnet.

Da die Fahrzeuge laut Stadtwerke Bonn (SWB) vorhanden sind müssen die SWB jetzt zusätzliche Fahrer einstellen und ausbilden. Bohnet: „Das ist sportlich. Wenn das bis zum „kleinen Fahrplanwechsel“ nicht klappen sollte, muss die Taktverdichtung spätestens im Herbst umgesetzt werden. Und das sollte nach Möglichkeit vor dem „großen Fahrplanwechsel“ im Dezember angestrebt werden.“

Das Thema verdeutlicht laut VCD die aktuellen multiplen Probleme des Öffentlichen Personnahverkehrs (ÖPNV). „Neben dem Personalmangel steht der ÖPNV und damit auch die SWB vor finanziellen Herausforderungen, vor allem dann, wenn sie einen Beitrag zur Konsolidierung des städtischen Haushalts leisten müssen,“ so Bohnet. Und er ergänzt: „Aber die Qualität und die Zuverlässigkeit von Bussen und Bahnen ist ein aktiver Beitrag für den Klimaschutz und ist für uns eine unverzichtbare Zukunftsinvestition.“

 

An alle VCD-Mitglieder in Bonn,
dem Rhein-Sieg-Kreis und im Kreis Ahrweiler

Einladung zur Jahreshauptversammlung 2025

am Samstag, 22. März 2025, 14:00 Uhr

im Digital Hub, Raum Palo Alto, Am Hauptbahnhof 6, 53111 Bonn

Der Digital Hub befindet sich unmittelbar vor dem Bonner Hauptbahnhof.

Wir schlagen folgende Tagesordnung vor:

 

  1.  Eröffnung und Begrüßung.
  2.  Gespräch mit dem Eisenbahnexperten Herbert Dopstadt über Baustellen, Verspätungen, Ausfälle und Perspektiven des Schienenverkehrs.
  3.  Bericht des Vorstands, der Kassiererin und der Kassenprüfer.
  4.  Aussprache zu den Berichten.
  5.  Wahl von drei Delegierten für die VCD-Delegiertenversammlung am 30.08.2025 in Münster (Westfalen).
  6.  Kommunalwahlen in NRW am 14.09.2025.
  7.  Verschiedenes.

 

Mit freundlichen Grüßen

gez. Rainer Bohnet

Vorsitzender

    Rainer Bohnet, Kreisvorsitzender

Siebengebirgsstraße 152, 53229 Bonn

Tel.: 0172 – 6242453

 

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