Häuser der Zukunft

Claria Weber

Von Passivhaus spricht man, wenn pro Quadratmeter und Jahr zum Heizen nicht mehr als die Energie von 1,5 Liter Öl benötigt wird. Da wird kaum noch Kohlendioxid in die Luft gepustet und die steigenden Öl- und Gaspreise können einem egal sein.

Auf den ersten Blick sehen sie eigentlich ganz normal aus: Häuser, die hauptsächlich mit Hilfe der Sonnen- , der Körperwärme und der Wärme der Haushaltsgeräte ihrer Bewohner geheizt werden. Es sind die Häuser der Zukunft, daher erwartet man eine eher futuristische Architektur.
Natürlich gibt es auch solche, wie die Libeskind- Villa in Datteln (NRW). Andere fallen dagegen weniger ins Auge. Man rechnet in Deutschland mit circa 10 000 Passivhäusern, Tendenz steigend.
In Bonn gibt es 26 davon, eins ist vom Passivhaus- Institut zertifiziert. Zunehmend werden auch öffentliche Gebäude, wie Krankenhäuser oder Schulen, als Passivhäuser gebaut.
Das Passivhaus-Institut in Darmstadt ist ein unabhängiges Institut, in dem nicht nur geforscht wird, sondern das auch entsprechende Bauvorhaben plant und begleitet. Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, sind entsprechende Produkte notwendig, die vomPassivhaus-Institut (PHI) geprüft und zertifiziert werden. Auch Häuser können entsprechende Zertifikate erhalten, wenn sie die Voraus-setzungen erfüllen. Passivhäuser müssen nicht neu gebaut werden – in Frankfurt konnten mit Hilfe des PHI Altbauten aus den 1950er Jahren so saniert werden, dass über 90% der Heizenergie eingespart werden kann.

Man sieht rot

Schaut man sich Thermobilder von Häusern an, kann man erkennen, wo die Schwachstellen eines Hauses liegen. Hierbei wird die Temperatur der Wärmestrahlung gemessen, die das Haus an den verschiedenen Stellen verlässt. Die unterschiedlichenTemperaturen werden dann unterschiedlich eingefärbt. Die Farbe Rot steht für warm und damit schlecht gedämmt. In Häusern, die vor 1995
gebaut wurden, geht circa 20 – 25 Prozent der Wärme über Wände und Fenster verloren, ein kleinerer Teil über das Dach. Noch größereMengen, nämlich circa 30-35 Prozent verschwinden ungenutzt, weil die warmen Heizungsabgase das Haus ungenutzt verlassen oder weil der Heizkessel schlecht gedämmt ist. Bei einem warmen Keller sollte man daher skeptisch sein.
Beim Passivhauswird daher auf eine gute Dämmung von Wänden und Dach geachtet. Über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Dämmmaterialien gibt der BUZ-Artikel „Das A & O eines Sanierungsfahrplans“ Auskunft. Die Fenster müssen dreifach verglast sein. Wichtig sind auch gut dämmende Rahmen. Die Fenster sollten nach Süden ausgerichtet und möglichst groß sein, damit an sonnigen, aber nicht an heißen Tagen, viel Strahlung eingefangen werden kann. Für den Sommer ist eine Verschattungsmöglichkeit durch Jalousien, Markisen und Rollladen wichtig. Im Prinzip sollten die Fenster geöffnet werden können. Es wird aber geraten, sie an kalten Tagen geschlossen zu halten.

An heißen Sommertagen sollte nur morgens gelüftet werden. Danach sollte durch Rollladen oder Jalousien die Wärme draußen gehalten werden.

Durchgepustet

Obwohl die Fenster zu öffnen sind, haben Passivhäuser oft eine Lüftungsanlage. Im Winter würde sonst zuviel Wärme verloren gehen. Die Lüftung ist nicht mit einer Klimaanlage zu verwechseln. Es geht hier nicht um die Kühlung, sondern um den Austausch der verbrauchten Luft. Küchendünste und Feuchtigkeit aus dem Bad müssen herausgeleitet werden. Besondere Filter, die von Zeit zu Zeit erneuert werden müssen, sorgen auch an vielbefahrenen Straßen, für eine saubere Luft. Für Allergiker gibt es besondere Pollenfilter.
Über Wärmetauscher erfolgt eine Wärmerückgewinnung aus der Abluft. So kann kühle Luft von draußen ohne Energieeinsatz erwärmt werden. Die Lüftung sorgt für ein angenehmes Raumklima ohne Geräusche und ohne Zug. Eine Lüftung ist besonders in Räumen, wo sich viele Menschen aufhalten, wichtig. Beispielsweise muss in Schulräumen normalerweise ständig gelüftet werden, da das sich ansammelnde Kohlendioxid müde macht. Dadurch geht im Winter viel Wärme verloren, im Sommer dagegen werden die Räume zu stark aufgeheizt.
Passivhäuser sind nicht unbedingt „Häuser ohne Heizung“. An kalten und regnerischen Wintertagen kommt man oft nicht ganz ohne Heizung aus. Dies gilt vor allem für Häuser ohne Lüftung, da hier die Fenster häufiger geöffnet werden müssen. Zunächst kann die Luft aus der Lüftungsanlage aufgewärmt werden. Manche Hausbesitzer ziehen eine zusätzliche Flächenheizung vor. Außerdem muss auch das Dusch- und Waschwasser erwärmt werden. Für Heizung und Warmwasser bietet sich aus ökologischen Gründen die Solarthermie an.
Wer sich ein Passivhaus von innen anschauen möchte, sei auf die „Tage des Passivhauses“ verwiesen.

www.passivhaus-institut

Beitragsbild zeigt ein Passivhaus Bildrechte: Michael Lorenzet  / pixelio.de

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