Landwirtschaftliche Böden

13. April 2023 | Nostalgie, Umwelt | 0 Kommentare

Gefährdete Äcker

Claria Weber


Ein guter Ackerboden muss gepflegt werden. Anstatt das Bodenleben anzuregen werden Mineraldünger und Pestizide aufgetragen. Der Bioanbau versucht hier gegenzuhalten.

Der mineralische Anteil des Bodens entsteht dadurch, dass festes Gestein im Laufe von Jahrtausenden verwittert. Darüber liegt eine Humusschicht aus toten Tieren und Pflanzen, die durch Kleinstlebewesen zersetzt werden. Poren sorgen für eine gute Belüftung und Bewässerung des Bodens. Ein Boden kann nach der Größe seiner mineralischen Teilchen unterteilt werden: Sand-, Schluff- und Tonboden. Mit feinkörnigem Ton kann man “Kuchen” backen, weil er viel Wasser aufnehmen kann. Für die Pflanzen wichtige Mineralstoffe halten sich an den kleinen Tonteilchen fest. Sand dagegen rieselt zwischen den Händen durch. Er ist gut luftdurchlässig, kann aber weder Wasser noch Pflanzennährstoffe binden. Für die Landwirtschaft ist ein Schluffboden ideal. Er verbindet die Vorteile von Ton- und Sandboden. Bodentiere, vor allem Regenwürmer, sorgen für eine ständige Durchmischung aller Teilchen.

Kleine Helfer in der Erde

Mehr Wachstum durch Wärme
Bild: Claria Weber

Feldfrüchte werden in Monokultur angebaut, bei der der Boden einseitig ausgenutzt wird. Daher benötigen sie Dünger, vor allem Stickstoff (z.B. als Nitrat), Phosphor (als Phosphat) und Kalium. Der konventionelle Bauer streut diese Mineralien direkt aus, während der Biobauer sich der kleinen Helfer im Boden bedient. Er verwendet natürliche Dünger, wie z.B. Mist oder Ernterückstände. Pilze und Bodenbakterien bauen dann die darin enthaltenen organischen Stoffe (z.B. Eiweiße) so ab, dass die Pflanzen sie nutzen können. Auf diese Weise wird das Bodenleben angeregt und die natürliche Fruchtbarkeit gesteigert . Ein konventionell bearbeiteter Acker dagegen hat nach einigen Jahren kaum noch organische Stoffe. So haben die Bakterien kein “Futter” mehr und sterben ab.
Eine besondere Fähigkeit der Nährstoffbereitstellung für die Pflanzen haben einige spezielle Bakterienarten entwickelt. Sie können den Stickstoff aus der Luft binden, umarbeiten und den Pflanzen zur Verfügung stellen. Eine spezielle stickstoffbindene Bakteriengruppe, die Knöllchen- bakterien, leben in einer Wohngemeinschaft mit Hülsenfrüchtlern und nisten sich dort in Gewebsaussackungen ein. Da Gastgeber und Gast voneinander profitieren, spricht man von Symbiose. Viele Biobauern pflanzen daher als Zwischenfrüchte Erbsen oder Lupinen an.
Werden die Kulturpflanzen von Insekten oder Pilzen attackiert, dann werden synthetische Pestizide verspritzt. Diese sind je nach Wirkstoff mehr oder weniger giftig für Mensch und Tier. So ist auch anzunehmen, dass sie sich negativ auf Bodennützlinge auswirken. Idealerweise sollen Pestizide im Boden gut in unschädliche Abbauprodukte zerfallen. Ob das tatsächlich immer der Fall ist, darüber weiß man nur wenig. Bei fast 400 verschiedenen Präparaten, die in der EU angewendet werden, ist das auch kein Wunder. Auch die Äpfel des Biobauerns sind nicht von Pilzangriffen gefeit. Der ökologische Anbau erlaubt zwar keine synthetischen Pestizide, aber auch Naturstoffe können giftig sein: Kupferspritzungen sind im Notfall erlaubt. Unser Körper benötigt Kupfer in kleinen Mengen, aber ab einer bestimmten Konzentration greift es, besonders bei Kindern, Leber und Immunsystem an. Auch das Leben im Boden kann durch zuviel Kupfer aus dem Gleichgewicht geraten.

Dem Boden geht die Luft aus

Um seinen Acker zu bearbeiten und um zu ernten, setzt der Bauer schwere Maschinen ein. Besonders wenn der Boden nass ist, wird er so stark zusammengedrückt, dass Hohlräume verschwinden. Wasser findet keinen Weg mehr in den Boden und läuft an der Oberfläche ab. Luft dringt kaum ein, Tiere sterben ab. Anaerobe Bakterien, die ohne Sauerstoff leben, vermehren sich und verdrängen die Aerobier. Zu denen gehört auch die Bakteriengruppe, die den Pflanzen das wichtige Nitrat zur Verfügung stellt. Viele wichtige Mineralstoffe werden außerdem unter Sauerstoffmangel chemisch so verändert, dass sie sich lösen und schnell aus dem Boden ausgewaschen werden. So verarmt der Boden an wichtigen Nährstoffen. Unter anaeroben Verhältnissen entstehen außerdem vermehrt Methan und Lachgas – Gase, die stärker noch als Kohlendioxid, den Treibhauseffekt fördern.
Weltweit stellen Erosionsvorgänge ein weiteres wichtiges Problem dar, nicht nur bei Ackerböden. Es wird mehr Boden erodiert als neu gebildet. Eine dicke Humusschicht kann den Boden schützen. Ackerböden besitzen jedoch davon nur ca. 2% (im Vergleich zu Waldböden mit ca. 20%). Um die Humusschicht zu erhalten, sollte sie mit einer Mulchschicht bedeckt werden (z.B. Erntereste). Hecken sorgen ebenfalls dafür, dass nicht zuviel Erdreich von Wind und Wetter abgetragen wird. Auch das Pflügen wird aus diesem Grund nicht mehr empfohlen. In gefährdeten Gebieten kann es sogar verboten werden. Wer dies übertrieben findet, der sollte sich klar machen, dass es 1000 Jahre und mehr dauern kann, bis sich wieder eine neue Bodenschicht bildet.

Erschienen in der BUZ 2_15

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