Imagewechsel bei Fernreisen

5. August 2024 | Ausgabe 4 / 2024 Reisen, Umwelt | 0 Kommentare

Fernweh trotz Umweltbewusstsein

Kein Corona mehr, Sommerferien und genug Geld gespart, wann also, wenn nicht jetzt die Chance ergreifen und nochmal in den Urlaub zu fahren. Werbungen von Fernreisen sind gerade auf allen Plattformen zusehen. Auf den Sozialen Medien, in Zeitschriften oder im Fernsehen finden sich zahlreiche Angebote. Und natürlich ist den meisten auch bewusst, welche Auswirkungen das auf die Umwelt hat, aber einmal weg sollte doch für jeden mal drin sein, oder?


Lina Jechow


Einmal ganz weit weg, von den Sorgen, den Problemen, vom Alltag das wünschen sich viele. Gerade jetzt nach dem Abitur oder Studium ist der Wunsch, sich selbst zu finden, groß. Die Lösung dafür ist, laut Medien, eine Reise, die am besten so weit weg, wie möglich führt.

Umweltpolitik nur noch lästig?

Nach den Wahlergebnissen der EU-Wahl ist es offensichtlich, dass die meisten Menschen genug von Umweltpolitik haben. Es gehört zu einen der nervigen Themen im Alltag, denen man lieber aus dem Weg gehen möchte und den Trend zur Fernreise wieder aufnimmt.
Die Zeitung Welt prognostiziert für 2024: „Die Reisefreude der Deutschen war 2023 hoch, im laufenden Jahr dürfte sie weiter steigen.“
Auch der Deutsche Reiseverband (DRV) berichtet über diesen Trendverlauf: „Obwohl der Sommer üblicherweise nicht Hochsaison für Fernreisen ist, sind auch zahlreiche weiter entfernte Ziele in den kommenden Ferienmonaten gefragt: 26 Prozent mehr Bundesbürger als im vergangenen Jahr haben für den Sommer bereits eine Fernreise gebucht.“
Die Diagnose ist klar, die Deutschen haben Fernweh. Das Bedürfnis zu reisen ist groß. Doch wie geht man damit um? Letztendlich kann man es niemanden verbieten oder die Möglichkeiten nehmen, auf der anderen Seite ist es bekannt, wie umweltschädlich Flüge sind. Gerade im Freundes- oder Verwandtenkreis wird man mit diesem Konflikt immer wieder konfrontiert.

Reisen bei der Gen Z

Ausschnitt aus einer Fraunhofer-Studie zum Flugverhalten in Deutschland und Europa (Seite 12), 2020
© Fraunhofer Institut

Und tatsächlich ist das Reisebedürfnis bei der jüngeren Generation (18-25 Jahre) höher, als bei den älteren Menschen. Besonders die Abiturient*innen und Studierenden zieht es ins Ausland. Deutlich wird das auch bei den Ergebnissen einer Studie des Fraunhofer Instituts (s. Abb.), denn dort fällt nicht nur die Altersgruppe auf, sondern auch die Parteizugehörigkeit scheint eine Rolle zu spielen. Entgegen der Erwartung reisen Leute aus der jüngsten Altersgruppe, die sich der Grünen Partei angehörig fühlen mehr mit dem Flugzeug, als beispielsweise von der CDU.
Trotz des Umweltbewusstseins der Gen Z (Beschreibt die Generation, die zwischen 1995 und 2010 geboren ist), wollen anscheinend viele Jugendliche nicht auf das Fliegen verzichten. Zu dem Ergebnis kam auch der Jugendforscher Simon Schnetzler in seiner aktuellen YouGov-Studie. Laut dieser wollen 47 Prozent der Generation Z dieses Jahr mehr Geld für Reisen ausgeben als vor der Pandemie.

Vom Feed ins Flugzeug

Die Bewerbung von Fernreisen scheint auf den sozialen Medien gut anzukommen. Besonders seit dem Reiseagenturen die Social-Media-
Plattformen Instagram oder TikTok für sich erkannt haben. Die Werbung muss dort nur am Anfang einmal ins Rollen gebracht werden und schon verselbstständigt sie sich. Auf einmal gehört ein guter Urlaub genau so zum eigenem Image wie die Kleidung. Wo man hinfliegt, wie man dort den Urlaub gestaltet, bei welchen Sehenswürdigkeiten man ist: alles wird geteilt. Und natürlich ist es aufregender über Reisen von Bali, Südafrika oder Mexiko zu berichten. Das Reiseverhalten der Gen Z ist dadurch stark beeinflusst worden und wird es auch in Zukunft werden.
Im Hinblick auf die Weltuntergangsrhetorik, die in der Klimapolitik oft benutzt wird, haben viele das Bedürfnis, Dinge zu erleben, die bald eventuell nicht mehr möglich sind (vgl. Seite 4). Bei diesen ganzen Reisen werden dann gerne die massiven Auswirkungen des Massentourismus auf die Umwelt bewusst übersehen oder ignoriert. Ganz nach dem Motto „Was kann ich schon für einen Unterschied bewirken?“.

 

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