Ein Streifzug durch Bad Godesberg
Susanna Allmis-Hiergeist
Brunnen dienen seit alters her der Versorgung mit Trink- und Brauchwasser. Sie sind überlebenswichtig in vielen Ländern der Welt. In den urbanen westlichen Zentren dagegen hat sich die Rolle der Brunnen gewandelt. Dennoch: auch heute ist kaum ein neu gestalteter öffentlicher Platz denkbar, in dem nicht ein Objekt aus Stein und Wasser eine herausgehobene Rolle spielt.
Brunnen bringen einen lebendigen Zug in das Gesicht einer Stadt. Sie kühlen geschäftige Plätze in der Sommerhitze, sie grenzen geschützte Winkel ab zum Ruhen und Träumen. Und sie erzählen Geschichten. Geschichten von Pforten zu untergründigen Welten und zauberischen Begegnungen.
Godesberg, traditionsreiche Kur- und Bäderstadt, birgt eine gewachsene Vielfalt großer und kleiner Wasserspiele. Unsere Erkundung beginnt an der Draitschquelle. Das Mineralwasser dieses Brunnens war vermutlich schon zu Zeiten der Römer bekannt. Es stammt aus in über 1000 Metern Tiefe lagernden vulkanischen Gesteinsschichten und enthält u.a. Magnesium, Kalzium und Eisen. 1790 wurde die Brunnenanlage neu gefasst und in die Bad Godesberger Kuranlagen eingebunden. Das bei Magen-, Galle- und Lebererkrankungen wohltuende Heilwasser wurde von den Gästen des damaligen Kurfürsten Max Franz geschätzt und sogar bis an den Hof von England exportiert. Ähnliche Inhaltsstoffe wie die Draitschquelle weist die hinter der Stadthalle in 1962 erschlossene, aber weniger mineralisierte Kurfürstenquelle aus.
Am Draitschbrunnen Pavillon kann noch heute dieses heilsame Nass erworben werden. Weitere Infos finden Sie hier.
Rund um die Redoute
Gleich zwei künstlerisch gestaltete Brunnen gibt es rund um die Redoute anzusehen, in der einst der junge Beethoven vor Joseph Haydn musiziert hat. Zwischen Blumenbeeten spiegelt sich eine junge Frau, die kleine Anglerin, in einer bläulich schimmernder Wasseroberfläche; den Seitenausgang zur Kurfürstenzeile mit seinen ehemaligen Logierhäusern bewacht ein steinernes Becken mit der Skulptur „Faun und Nymphe“ von Wilhelm Neumann-Torborg. 1909 hier aufgestellt, soll sie an einen Ort umgesetzt werden, an dem sie künftig wieder als Wasserspender betrieben werden kann.
Auf dem Weg durch den weitläufigen Stadtpark, der 1890/91 von einem Kölner Gartenbaumeister im englischen Stil mit vielen exotischen Bäumen angelegt wurde, begegnet man hinter den Tennisplätzen einer lange rätselhaften Bronzefigur: soll die liegende, aus einer hervorspringenden Quelle trinkende Gestalt einen Knaben oder ein Mädchen darstellen? Die Frage ist nun beantwortet. Auf einem Schild des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V. ist zu lesen: Naoum Aronson – Knabe an der Quelle. Ein anmutiges Rätsel weniger in Bad Godesberg. Irgendwie auch schade.
Von den Tennisplätzen führt der Weg vorbei an der Stadthalle mit der größten aller Godesberger Brunnenanlagen und seiner imposanten Fontäne zur Koblenzerstraße und in den Hubertinumshof, einer grünen Oase mit Akazien, Rhododendron und einem steinernen, wasserüberströmtem Pilz inmitten eines zum Sitzen einladenden Rondells.
Begegnungen am Brunnen
Nun ist es nicht mehr weit bis zum Moltkeplatz, der im Jahr 2005 u.a. durch Einfügen eines Natursteinpodests mit integrierter Brunnenanlage neu gestaltet wurde. In der Oststraße am Ausgang des Moltkeplatzes erinnert eine Gedenktafel an die während der Reichsprogromnacht am 10.11.1938 in Brand gesteckte Synagoge.
Die Runde schließt sich über die Villichgasse mit einer während der Sommermonate von Kindern gerne als Wasserrutsche benutzten roten Ziegeltreppe und einem anschließenden Abstecher zum Theaterplatz, auf dem der Künstler Hans Karl Burgeff vor den Kammerspielen einen Brunnen aus einer gekrönten Stele und froschähnlichen Wasserspeiern gestaltet hat. Hier kann man vor allem im Sommer erleben, was Brunnen von je her anziehend macht: man begegnet sich, hält inne, Kinder spielen ….. und ein bisschen Klatsch und Tratsch gehören auch dazu.
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