Was brachte das Forum Endlagersuche?

6. Dezember 2023 | Endlagersuche, Susanna Allmis-Hiergeist | 0 Kommentare

Wir hatten sie Anfang November auf das zweite Forum Endlagersuche am 17./18.11 in Halle hingewiesen. Unsere Autorin Susanna Allmis-Hiergeist hat daran teilgenommen und berichtet über die Ergebnisse.


Susanna Allmis-Hiergeist


Nach dem Gorleben-Debakel ist die wirksame Beteiligung der Zivilgesellschaft ein viel diskutiertes Thema bei der Suche nach einem Atommüllendlager. Das im Standortauswahlgesetz festgelegte Beteiligungsformat, die Fachkonferenz Teilgebiete, ist im September 2021 zu Ende gegangen. Danach wurde lange um ein Anschlussformat gerungen. In intensivem, teils strittigem Austausch mit dem Bundesamt für Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) wurde das Forum Endlagersuche entwickelt, in dem nun neben der Zivilgesellschaft das BASE selbst und auch die Trägerin des Suchverfahrens, die BGE, vertreten sind.

Potentiell kontaminierte Eigenabfälle im Westfeld der Anlage Morsleben
Foto: Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH

Im Mai 2022 startete dieses neue Format, im November fand die hybrid durchgeführte zweite Veranstaltung statt. Vor dem Hintergrund der Verschiebung der Standortentscheidung vom ursprünglich angepeilten Jahr 2031 in die Jahre 2043 (Best Case) bzw. 2068 (Worst Case) war ein wesentliches Thema, wie der Auswahlprozess beschleunigt werden kann. Weitreichende Vorschläge wie der Verzicht auf eine untertägige bergtechnische Erkundung oder die Konzentration auf nur eines der in Deutschland vorkommenden möglichen Wirtsgesteine Salz, Ton und Kristallin wurden vorgebracht. Auch die Frage, ob nicht ein „möglicher“ statt des gesetzlich vorgeschriebenen „bestmöglichen Standortortes“ gesucht werden solle, wurde gestellt.

Ein weiteres großes Thema war die von der BGE vorgestellte künftige Klassifizierung der 90 Teilgebiete in die Kategorien A (gut geeignet) bis D (ungeeignet). Die A-Gebiete sollen in einem mehrstufigen Prozess herausgefiltert werden, sodass die D- und C-Gebiete zeitlich am ehesten ausgewiesen werden können. Dabei hat die BGE angekündigt, jährlich einen Fortschrittsbericht mit zumindest einer Liste der bis dahin identifizierten D-Gebiete herauszugeben. Er soll jeweils mit zeitlichem Vorlauf zu den ebenfalls jährlich stattfindenden Foren zur Endlagersuche veröffentlicht werden.

Die Forderung insbesondere der Vertreter*innen der Gebietskörperschaften, die D-Gebiete aus der Standortsicherung herauszunehmen und so für Vorhaben der Tiefengeothermie zu öffnen, stieß auf wenig Gegenliebe bei BASE und BGE. Letztlich sei ein Gebiet selbst nach Festlegung von Standortregionen erst nach der endgültigen Entscheidung durch den Bundestag zur oberirdischen Erkundung aus dem Rennen, also realistischerweise Anfang der dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts.

Deutliche Kritik am Verfahren und an der Informationspolitik äußerte der BUND. „Mehrere Studien über die Geologie Deutschlands lassen darauf schließen, dass eine weitere Eingrenzung des Gebiets bereits jetzt möglich ist“, stellt der Vorsitzende des BUND, Olaf Bandt, fest. Der BGE liege seit über einem Jahr ein Bericht zu sogenannten Kaltzeiten vor, der zeige, dass kommende Eiszeiten und dadurch entstehende Vergletscherungen ein Endlager in weiten Teilen Norddeutschlands negativ beeinflussen können.

Einig waren sich die Teilehmer*innen jedoch, dass alle Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Standortentscheidung bis zum Best Case 2043 zu treffen, auch, um den Atommüll aus den Zwischenlagern in einen sicheren unterirdischen Verschluss zu bringen.

 

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