Appell
Verkehrswende versus Fachkräftemangel
Rainer Bohnet
Für die Verkehrswende brauchen wir mutige politische Beschlüsse, viel Geld, neue Busse und Bahnen, neue Infrastrukturen und engagiertes sowie gutes Personal. Denn was nützt es, wenn wir die Rahmenbedingungen geschaffen haben, aber jede Expansion am Fachkräftemangel scheitert?
Der strukturelle Fachkräftemangel betrifft fast alle arbeitsmarktpolitischen Bereiche. Egal ob ungelernte Aushilfstätigkeiten oder hoch qualifizierte Akademiker*innen. Und das obwohl in Deutschland noch nie so viele Menschen in Arbeit waren und die Bevölkerungszahl durch Einwanderung und Migration ständig steigt.
Allein die Deutsche Bahn AG hat jedes Jahr einen Personalbedarf von über 20.000 neuen Lokführern, Fahrdienstleitern, Servicepersonal und Planungsingenieuren. Die Personallücke wird eher noch größer, weil die Babyboomer jetzt in Rente gehen.
Bei den lokalen und regionalen Verkehrsunternehmen sieht die Lage nicht anders aus. Sowohl SWB Bus&Bahn als auch die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) suchen händeringend Personal für ihre Busse und ihre Straßenbahnen. Allein für die politisch beschlossene Taktverdichtung der Linie 66 zwischen Siegburg und Bonn Hbf auf einen 5-Minutentakt sind viele neue Fahrer*innen erforderlich.
Die Angebote der Verkehrsunternehmen sind durchaus konkurrenzfähig. Die Arbeitsplätze sind relativ sicher, werden auf der Basis von Tarifverträgen bezahlt und zum Teil wird sogar der Erwerb des Busführerscheins finanziert. Die soziale Absicherung im öffentlichen Dienst ist hervorragend und alle Verkehrsunternehmen haben einen Betriebsrat.
Natürlich ist die Verantwortung als Fahrer*in eines Busses oder einer Straßenbahn sehr groß und die Arbeitszeiten werden im Schichtdienst erbracht. Aber auch dafür werden Erschwerniszulagen gezahlt. Und die Fahrzeuge sind hoch modern und mit unterstützenden Techniken ausgerüstet.
Grundsätzlich ist der akute Fachkräftemangel ein großes Problem, das viele dringend notwendige Transformationen erheblich erschwert. Insbesondere für die Verkehrswende brauchen wir in allen Bereichen engagiertes und qualifiziertes Personal. Und als jemand, der über 40 Jahre in der Verkehrsbranche gearbeitet hat kann ich sagen, dass die Jobs auch Spaß gemacht haben.
Ich appelliere daher an alle jungen Menschen sich zu bewerben und aktiv daran mitzuwirken – die Verkehrswende zum Erfolg zu führen.
Einladung zur Europäischen Mobilitätswoche (16.-22.9.2023)
„Fahr´mal Bus und hilf dem Klima“
Der Klima-Treff Eitorf wirbt zusammen mit dem VCD Bonn/Rhein-Sieg/Ahr während der diesjährigen Europäischen Mobilitätswoche vom 16. bis 22. September für eine Verkehrswende auf dem Land am Beispiel des Windecker Ländchens an der Oberen Sieg. Sie sind eingeladen mitzumachen!
Annelore Menge-Küster (Klima -Treff Eitorf)
Über den Klima-Treff
Der Klima-Treff ist eine unabhängige, überparteiliche Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig zu einem nachhaltigeren und Klima schonenden Leben anregen und Veränderungen zu mehr Klimaschutz voranbringen möchten. Wir wollen zu einem gesellschaftlichen Wandel beitragen, der allen Menschen ein nachhaltiges Leben ermöglicht und unseren Kindern einen lebenswerten Planeten hinterlässt.
Mobilitätsengagement in Windeck und Eitorf
Die Klimainitiative Windeck informiert in Zusammenarbeit mit der RSVG – der regionale Bus- und Bahnverkehrsanbieter im Rhein- Sieg-Kreis –, am Samstag, den 16. September 2023 auf ihrem Mobilitätstag vor der Halle des Bürger- und Kulturzentrums „kabelmetal“ in Windeck-Schladern, Schönecker Weg 5, von 14-17 Uhr u.a. über das neue Busnetz in Windeck mit sieben neuen Linien unter Einbeziehung des Schülerverkehrs. Weitere Informationen unter: www.klimainitiative-windeck.de
Auch in Eitorf gibt es etwas Bewegung. Der Gemeinderat strebt im neu verabschiedeten Klimaschutzkonzept eine Verdopplung des Busangebots bis 2045 an. Zum 7. August gibt es erste, kleine Verbesserungen im Angebot (zum Beispiel die teilweise Umwandlung von AST in reguläre Busverbindungen, Taktung zum RE 9, Taktverdichtungen).
Zur Europäischen Mobilitätswoche
Der Klima-Treff möchte während der Europäischen Mobilitätswoche (16.-22.09.2023) gemeinsam mit dem VCD Bonn/Rhein-Sieg/ Ahr und dem Heimatverein Eitorf mit Aktionen den öffentlichen Nahverkehr vor Ort mehr ins Bewusstsein bringen und zu dessen Nutzung motivieren.
Hier sehen Sie das Veranstaltungsprogramm.
Ausführliche Informationen zu den Veranstaltungen auf www.klimatreff.info
Wir hoffen auf rege Beteiligung, gutes Wetter und viele anregende Erfahrungen!
Unter dem Motto „Fahr´mal Bus und hilf dem Klima“ werden fünf Veranstaltungen, die Busfahrten beinhalten, kostenfrei angeboten:
Sonntag, den 17. September
Wanderung mit Wanderführer Thomas Stellmacher von Obereip nach Eitorf Kooperation mit der Tourist Information Eitorf Strecke: 12 km mit Anstiegen, gewisse Grundkondition erforderlich. Festes Schuhwerk empfohlen. Treffpunkt: 11 Uhr vor dem Eitorfer Bahnhof Anmeldung: touristinfo@eitorf.de, Tel.: 02243/89-153
Montag, den 18. September
Qi Gong Workshop in der Natur mit Monika Stuhldreier, Yogazentrum Harmonie. Busfahrt bis Obenroth, Dauer inklusive Fahrten 3 Stunden, Absprache wegen Witterung.
Treffpunkt: 16 Uhr vor dem Eitorfer Bahnhof
Anmeldung: mo.stuhldreier@outlock.de, Tel. 02243/81688
Dienstag, den 19. September
Feierabendwanderung mit Thomas Stellmacher von Bitze nach Eitorf Kooperation mit der Tourist Information Eitorf Strecke: 4-5 km, Dauer 1,5 Stunden, festes Schuhwerk erforderlich.
Treffpunkt: 17 Uhr vor dem Eitorfer Bahnhof.
Anmeldung: touristinfo@eitorf.de, Tel. 02243/89-153
Mittwoch, den 20. September
Nordic Walking mit Sonja Thielen, Verein zur Gesundheitsförderung e. V. Von Rodder nach Obenroth. Dauer inklusive Busfahrt und Pausen 3 Stunden.
Treffpunkt: 16 Uhr vor dem Eitorfer Bahnhof
Anmeldung: dialog@klimatreff.info, Tel. 02243/83762 oder 0179/5347452 (AB)
Donnerstag, den 21. September
Kaffeefahrt nach Irlenborn in Kooperation mit der Seniorenvertretung Eitorf Menschen mit Bewegungseinschränkungen (zum Beispiel mit Rollator) werden unterstützt. Busfahrt bis Irlenborn, 15 Minuten Gehweg in ruhigem Tempo zum Café. Rückweg gleiche Strecke. Dauer einschließlich Busfahrten, Gehstrecken und Café-Besuch 3 Stunden, begrenzte Plätze
Treffpunkt: 15 Uhr vor dem Eitorfer Bahnhof
Anmeldung: dialog@klimatreff.info, Tel. 02243/83762 oder 0179/5347
Kommentar
Klimaplan versus IHK Bonn/Rhein-Sieg
Oftmals muss man sich die Augen reiben, wenn man die öffentlichen Äußerungen der Industrie- und Handelskammer Bonn/ Rhein-Sieg liest. „Kammer gegen Klimaplan“ schrieb der General-Anzeiger in seiner Ausgabe vom 04. August 2023.
Rainer Bohnet
Der Klimaplan der Stadt Bonn, der bis 2035 die Klimaneutralität Bonns anstrebt, ist ein ehrgeiziges und komplexes Werk, das alle Sektoren der Stadtgesellschaft fordert und einbezieht. Er umfasst die Verkehrswende, die Energiewende, die Bauwende und die Transformation der produzierenden Unternehmen der Industrie und des Handels. Aber selbstverständlich kann und muss auch jeder Einzelne daran aktiv mitwirken. Sich zu verweigern ist schlicht unverantwortlich.
Aber warum ist besonders die Industrie und Handelskammer (IHK) so skeptisch? Ihr ist zum Beispiel die Verkehrswende ein Graus, der aus ihrer Sicht zum Niedergang vieler Branchen führt. Auf der anderen Seite unterstützt die IHK trotzdem den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs, den Bau einer urbanen Seilbahn und die Expansion des Schienenverkehrs. D.h., sie ist einerseits pro Verkehrswende, aber andererseits kontra Verkehrswende, wenn sie den weiteren Aus- und Neubau von Autobahnen fordert. Wenn man das zu Ende denkt, wird der Klimaplan durch die Verweigerungshaltung der IHK negiert.
Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der aus der Historie der IHK resultiert. Sie ist ziemlich finanzstark, da alle Unternehmen dort per Zwangsmitgliedschaft ihre Beiträge zahlen. Insbesondere große Unternehmen zahlen pro Jahr mehrere Tausend Euro. Und sie ist eine öf-fentlich-rechtliche Institution mit zum Teil sogar hoheitlichen Aufgaben. Sie muss sich allerdings politisch zurückhalten und darf beispielsweise nicht zur Wahl einer bestimmten Partei aufrufen. Hinzu kommt, dass es jahrzehntelang keine Konflikte zwischen der IHK und der Politik gab. Man war sich einig, wenn „der Kamin rauchte“. Diese rückwärtsgewandte Politik ist endgültig Geschichte und irrational.
Der Primat für den Klimaplan ist die Politik, die ihn mehrheitlich beschlossen hat. Auf der Basis der Erkenntnis, dass Klimaneutralität auf allen staatlichen Ebenen angestrebt werden muss, was gerade in den Kommunen zu vielfältigen Mitwirkungsformaten für die Bevölkerung resultiert. Daran arbeitet insbesondere das Programmbüro für Klimaneutralität, das direkt der Oberbürgermeisterin unterstellt ist.
Die IHK hat durchaus Recht, wenn sie schnellere klimafreundliche Investitionen einfordert. Aber sie ist auf dem Holzweg, wenn sie den Klimaplan ablehnt. Stattdessen sollte sie sich konstruktiv an der Ausgestaltung der Transformationen beteiligen. Alle Umwelt- und Verkehrsverbände Bonns haben sich gefreut, die IHK im Kreise der Seilbahn-Unterstützer zu begrüßen. So können systemische Diskrepanzen zwischen Politik, Verbänden und der Stadtgesellschaft zugunsten der Klimaneutralität überwunden werden. Das ist dringend notwendig, weil Klimaneutralität für Bonn und die ganze Welt eine überlebensnotwendige Transformation ist.
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