Alles Garten oder was?


Dr. Manfred Fuhrich


Die Welt der Gärten ist bunt: Kleingärten, Hofgärten, Steingärten, Irrgärten, Klostergärten, Lustgärten, Blindengärten, Bauerngärten, Schrebergärten… Der Begriff ist definiert als ein abgegrenztes Stück Land, in dem Pflanzen gepflegt und kultiviert werden.

Foto: Manfred Fuhrich

Von Schottergärten bis Kleingärten

Angesichts dieser Fülle konzentriert sich das heutige Streiflicht auf jeweils zwei Gegenpole für den Begriff „Garten“. Besonders extrem ist der „Schottergarten“, der sich zum Entsetzen vieler Nachbar*innen und Naturschützer*innen einer zunehmenden Beliebtheit erfreut. Er gilt für die Eigentümer*innen als pflegeleicht, aber für andere als besonders hässlich. Zudem speichert er aufgrund der Abwesenheit von Pflanzen zusätzliche Wärme im Sommer, was wiederum abweisend auf Vögel wirkt. Ganz im Gegensatz zu „den Kleingärten“, sie sind intensiv gepflegt; mitunter so intensiv, dass Zweifel aufkommen, ob dies wirklich ein Gewinn für die Natur ist. Auf jeden Fall ist es ein beliebter Ort der Ruhe und Entspannung sowie ein möglicher Ort zur Selbstversorgung. Sie sind ein geeigneter Ort, den Einklang mit der Natur zu pflegen.

Foto: Manfred Fuhrich

Gärten – ganz privat

Auf privaten Flächen unterscheiden wir einerseits zwischen „Ziergärten“, die der Schönheit dienen, und andererseits „Nutzgärten“, die mit der Ernte belohnen. In Italien habe sie unterschiedliche Namen, nämlich „giardino“ für Zierpflanzen und „orto“ für Nutzgärten. Der Charakter von privaten Gärten kann also sehr unterschiedlich sein. Das Bundeskleingartengesetz regelt die kleingärtnerische Nutzung bereits recht detailliert, was in den bundesweit 15.000 Kleingartenvereinen noch weiter präzisiert wird. In Deutschland sind fast eine Million Menschen in Kleingartenvereinen organisiert. Liebevoll angelegte Gärten zeugen von leidenschaftlich motivierten Hobbygärtner*innen. „Kleingärten sollen der Erholung in der Natur dienen und Stadtbewohner*innen nach dem Vorbild alter Bauerngärten den Anbau von Obst und Gemüse ermöglichen. Es finden sich in diesen Gärten aber auch Zierpflanzen und Rasenflächen, insbesondere wenn die Erholung im Vordergrund steht.“ <Wikipedia>

Öffentliche Gärten für alle

Einen ähnlichen Kontrast wie auf privaten Grundstücken kann auch auf öffentlichem Gelände entdeckt werden. Da sind zum einen die attraktiven „Botanischen Gärten“, die wegen ihrer Vielfalt eine Augenweide für städtische Bewohner*innen bieten. Häufig werden diese auch als Parks bezeichnet.
Zudem sind solche öffentlichen Gärten Erholungsort für stressgeplagte Städter*innen und wirken zugleich als grüne Lungen in der Stadt. Es muss nicht immer eine Gartenschau sein, die optisch beeindruckt.

Foto: Manfred Fuhrich

Das ein ökologischer Effekt auch durch weniger menschlichen Gestaltungswillen und Schaueffekte erreicht werden kann, zeigen so manche vergessenen Orte, zumeist Brachen. Da gibt es nicht nur den Typ des „Bauerwartungslandes“, dessen Tage gezählt sind, sondern auch solche Orte, die bewusst von einer bauliche Nutzung verschont werden. Ein solch wunderbarer Ort befindet sich vor den Toren von Bad Godesberg: Es sind die „geheimen Gärten“ unmittelbar am Rhein in Oberwinter. Hier erlebt man was passiert, wenn die Natur sich selbst überlassen bleibt. Es ist ein Ort, der zum Meditieren einlädt und ein Paradies für Tiere, auch wenn er für manche ein wenig unordentlich erscheinen mag.

Englische Gärten gibt es nicht nur in Großbrittanien, sondern u.a. auch in München. Botanische Gärten finden sich in vielen Städten, so gibt es in Berlin sogar einen, der sich „Gärten der Welt“ nennt, jedoch war Berlin noch nie bescheiden. Einen Botanischen Garten zu haben wurde Mode für große Städte in Europa, alleine 90 hiervon gibt es in Deutschland. Vor allem in bedeutenden italienischen Städten gehörte dies bald zum Stadtbild. Diese historischen Städte leben heute noch von der Attraktion zur Schau gestellter Natur.

Fürst Pückler wurde bekannt durch das Eis mit drei Farbschichten, aber noch bedeutsamer war sein Einsatz für ambitionierte Gartengestaltung. Loki Schmidt machte sich einen Namen mit der Publikation „Die Botanischen Gärten in Deutschland“, Hamburg 1997. Gärten bis in die prominente Politik.

Garten – Ort der Freude und der Arbeit

Unter religiösen Aspekten wird der „Garten Eden“ als Paradies empfunden. Aus dem sind unsere angeblichen Vorfahren vertrieben worden. Warum? Weil sie einen Apfel gepflückt haben, was Gott ausdrücklich verboten hatte, denn es war ja sein Garten: „Eden = Garten Gottes“. Aus heutiger Sicht ist die Begründung der Strafe jedoch völlig unverständlich: Weil der Apfel als Frucht der Erkenntnis galt. Das gefiel Gott nicht. Heute freut sich jeder Hobbygärtner über reife, schmackhafte Äpfel – ohne Gewissensbisse.

Foto: Manfred Fuhrich

Die Erkenntnis, was ein guter Garten ist, füllt heute Bibliotheken. Der Garten liefert uns Freude, sei es als rein kulinarische Gaumenfreude für den Magen oder aus rein ästhetischen Aspekten für das Auge. Aber Vorsicht: die Verlockungen sind groß. So singt Knut Kiesewetter „Roter Mohn, rote Rosen sind so herrlich anzusehen, doch gib acht: pflück keine Blumen, die in Nachbars Garten stehn!“ Natur – auch die gepflegte – verlangt nach Respekt. Nicht vergessen!

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