Die Vorstellung der Überlegenheit des westlichen Denkens: Projekte zu Umwelt und Entwicklung aus aller Welt
Umweltpolitisch erfolgreiche Entwicklungsprojekte, die auch wirtschaftlich und gesellschaftlich nachhaltig wirken und unabhängig von den Ideen und den Hilfen der „entwickelten“ Welt entstanden sind? Die gibt es.
Esther und Andreas Reinecke-Lison
Ausgangslage
„Wenn die ganze Welt so wird wie „wir“, dann wird alles friedlich und gut sein.“ (St. Weidner)
Das Heilsversprechen des Westens, so Weidner, sei seit dem 18. Jahrhundert der Fortschritt. Daraus habe sich ein „dogmatischer Atheismus“ ergeben, der sich gegenüber allen Formen religiösen Glaubens als überlegen betrachte: Der „Westen“ sei aufgeklärt, aber auch entzaubert; der „Orient“ verzaubert, aber auch unaufgeklärt, vormodern, hinke hinterher.
Diese Ideologie des Westens mag laut Stefan Weidner materiell und ökonomisch noch gerechtfertigt sein, könne aber kulturell nicht mehr glaubwürdig vertreten werden, weil sie weltweit Probleme erzeugt habe, von Umweltproblemen bis zu weltanschaulichen Problemen, und weil sie keine Alternativen zur Entwicklung bereithalte.
Gibt es „Fortschritt“ jenseits der im westlichen Denken verankerten Vorstellung, der zu einer gemeinsamen Zukunft führen kann?
Es gibt beeindruckende Beispiele für Umwelt- und Entwicklungsprojekte, die zeigen, dass es umweltpolitisch erfolgreiche Initiativen und wirtschaftlich und gesellschaftlich nachhaltige Maßnahmen mit angepassten Technologien gibt, die lokal, unabhängig von Ideen und Hilfen der „entwickelten“ Welt entstanden sind – und funktionieren. Dabei macht es die globale Vernetzung nicht nur möglich, diese Projekte weltweit publik zu machen, sondern auch in andere entwicklungsbedürftige Regionen zu exportieren. Und so finden die Projekte auch Aufmerksamkeit der „entwickelten“ Welt und erhalten Hilfen von dort– aber diesmal unterstützend, nicht als vorgefertigte Hilfsprogramm-Pakete nach westlichem „Fortschritts“-Muster.
Brasilien
„We are transient beings here and one cannot just look at one’s own well-being. We cannot leave the country impoverished and poisoned, as it is happening now.” Benki Piyãko
Die indigenen Ashaninka („Geschwister“) im brasilianischen Bundesstaat Acre sind durch illegale Holzfäller und Drogenschmuggler existentiell gefährdet. Wenn sie sich ihnen entgegenstellen, werden sie bedroht oder getötet. Neuerdings gefährdet sie eine mögliche Erdölförderung auf ihrem Gebiet.
In seinem Überlebenskampf setzt das Volk moderne Kommunikationsmittel ein. Durch eine Initiative „Netz der Urwaldvölker“ der brasilianischen Regierung kann es seit 2003 mit Solarpaneelen, Satellitenschüssel und PC die Welt über E-Mail und soziale Netzwerke auf ihre Lage aufmerksam machen.
Im 2007 gegründeten Ausbildungszentrum „Yoreka Ãtame“ (Wissen des Urwaldes) wird gelehrt, den Urwald schonend zu nutzen, nicht zu schädigen oder zu zerstören. Schon in den ersten 2 Jahren wurden 2000 Jugendliche in Waldwirtschaft, Bienen- und Fischzucht, Obst- und Gemüseanbau unterrichtet, lernten aber auch, Computer und Internet zu nutzen. Das Bewusstsein über die Bedeutung des Regenwaldes soll gestärkt, der völkerverbindende Zusammenhalt der Jugendlichen gefördert werden.
Benki Piyãko, mehrfach mit dem Tode bedrohter Gründer und Leiter des Projekts, wurde im Dezember 2013 mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Weimar auszeichnet. Zu Beginn des UN-Klimagipfels COP23 hat er in Bonn 2017 für eine Klimapolitik geworben, die indigene Völker als gleichberechtigte Verhandlungspartner einbezieht.
“Today, people emigrating out of their countries in search of water to drink and food to eat. Soon we will be seeing the war for water and for food.“ Benki Piyãko
Südkorea
Hansalim bedeutet „alles Lebende schützen“. Als Reaktion auf Industrialisierung, Verstädterung und Umweltzerstörung des Landes begann 1986 Hansalim, in einem Laden in Seoul biologisch angebauten Reis zu verkaufen. Landwirte sollten einen „gerechten Preis“ und Verbraucher gesunde Nahrung erhalten, eine friedvolle und harmonische Koexistenz von Mensch und Natur wiederhergestellt werden.
Heute ist Hansalim die weltweit größte Genossenschaft solidarischer Landwirtschaft. 2.000 Höfe stellen Lebensmittel für 1,6 Millionen Menschen her, die durch 180 Bioläden erreicht werden. Die Landwirte verkaufen direkt an Hansalim und erhalten 75% des Verkaufspreises zurück, weil es keine Zwischenhändler gibt. Damit wandert kein Profit in private Taschen: eine Ökonomie für das Gemeinwohl ist möglich. Grundprinzip ist ein gegenseitiges Vertrauen zwischen Landwirten und Konsumenten: Landwirte verantworten die Gesundheit der Verbraucher und diese den Lebensunterhalt der Landwirte. Verbraucher besuchen regelmäßig die Landwirte, und die Nahrung auf ihren Tellern „bekommt ein Gesicht“ – das des Landwirts, der die Lebensmittel herstellt. Preise werden gesetzt unter Berücksichtigung der Herstellungskosten, orientieren sich nicht an Marktpreisen. Zu den Lebensmittelstandards gehören: kein Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngern, saisonales frisches Obst und Gemüse, kein Einsatz von Konservierungsstoffen, Farb-, Duft- und Süßstoffen, keine Antibiotika und Wachstumshormone. Es gibt in den Läden nur lokale Produkte für lokalen Verbrauch, keinen Kaffee oder Zucker, weil diese Produkte importiert werden müssten.
Auf sozialem Gebiet bewahrt Hansalim seine Werte auch als großer Verband. Es wird für kostenloses biologisches Schulessen geworben und für den Einsatz alternativer Energien statt Atomkraft. Spenden werden für die Opfer von Fukushima gesammelt.2010 unterstützten sie Erdbeben- und Flutopfer in Haiti und Pakistan.
Indien
„Everything is done for the poor and by the poor.”,
ist das Leitmotiv von Bunker Roy, der das „Barefoot College“ 1972 in Tilonia/Indien gründete. Sein Grundgedanke besteht darin, gewöhnlichen Dorfbewohnern zuzutrauen, mit ihren „collective skills“ Lösungen für ihre Probleme zu entwickeln, um Armut und Landflucht zu verhindern.
Bildung ist das wichtigste Element, um benachteiligte Bevölkerungsgruppen aus der Armutsfalle herauszuholen. Solar-Brückenschulen bringen abends von 18 bis 21 Uhr überwiegend Mädchen eine Basis-Schulbildung bei: Lesen, Schreiben, Rechnen. Auch wichtige praktische Kenntnisse werden vermittelt: Wie funktioniert eine Post, warum ist sauberes Trinkwasser wichtig. In einem „Kinder-Parlament“ lernen sie die Bedeutung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit kennen, begreifen die Macht der Stimmabgabe und verstehen, Kandidaten nicht nach Kaste, Glauben oder Geschlecht zu wählen. Dadurch verändert sich bei allen das Bewusstsein über die Bedeutung von Bildung, speziell für Mädchen.
Die Lebens- und Arbeitshaltung von Mahatma Gandhi wird hier realisiert. Man isst, schläft, arbeitet auf dem Boden. Es gibt keine schriftlichen Verträge, so dass man jahrelang bleiben oder morgen gehen kann.
„Frag die Menschen selbst, was sie brauchen und was gut für sie ist, geh nicht hin und schreib es ihnen vor.“,
meint Vasu, der seit über 30 Jahren im college lebt. „Die Ärmsten der Armen wissen um ihre gegenseitige Abhängigkeit, sie wollen nicht noch eine Abhängigkeit von außen. Sie haben keinerlei Ressourcen außer ihren Fähigkeiten“, ihren collective skills.
Zu den Grundsätzen der Gemeinschaft gehören:
• Alphabetisierung ist keine Voraussetzung für eine fachliche Ausbildung. Jeder kann lernen, auch ohne gemeinsame Sprachkenntnisse. Wissen wird durch Wiederholung, Zeichensprache und Darstellung mit Puppen vermittelt.
1986 wurde ein college-Gebäude prämiert, dass von Absolventen gebaut wurde, die nicht lesen und schreiben konnten. Weil man ihnen das nicht glaubte, gaben sie den Aga-Khan-Preis zurück.
• Der eigene Lebenslauf ist flexibel, selten wird ein Beruf lebenslang ausgeübt. Jeder kann sich weiterentwickeln. „paper qualifications“ haben keinen guten Ruf. Hier werden Kompetenzen ausgebildet, keine Theorien vermittelt. Jeder wird per se für qualifizierbar und lernfähig gehalten. Dieser positive Ansatz motiviert die Menschen stark, insbesondere die Frauen. Sie glauben an sich selbst und sind stolz auf ihre Fähigkeiten.
• Diskriminierung wegen Kastenzugehörigkeit, Religion, Geschlecht oder Behinderung gibt es nicht.
Die Gemeinschaft hält eng zusammen, ist vielfältig und sehr werteorientiert. Besucher haben den Eindruck, dass man dem im Westen gelebten Wertesystem weit voraus ist.
Solarmütter
„In meinem Dorf haben wir keinen Strom. Ich bin hierher gekommen, um Licht zu erzeugen. Das wird sehr viel in meinem Dorf verändern.“
sagt Margarita Ortiz aus Guatemala über ihre Ausbildung zur Solaringenieurin. Ein Schwerpunkt des colleges ist die Nutzung der Sonnenenergie. Das Barefoot College bildet seit 1997 Frauen, die aus armen Ländern stammen und über wenig oder keine Lese- und Schreibfähigkeiten verfügen, in einer sechsmonatige Ausbildung darin aus, Solarenergie für ihre Dörfer nutzbar zu machen. Danach sind sie in der Lage, Laternen, Lampen, Solarkocher oder Wassererhitzer zusammenzubauen, zu warten und zu reparieren. Es werden nur Frauen ausgebildet. Denn Männer würden in die Städte ziehen, damit ginge das Wissen für ihre Dörfer verloren. Durch die Qualifikation als Solar-Ingenieurin erhalten Frauen Ansehen in ihrer Gemeinde und sie verbessern die Lebensqualität aller Dorfbewohner. Um Frauen aus aller Welt die Ausbildung zu ermöglichen, nutzt das College ein weltweites Netzwerk von NGOs und indischen Botschaften. Für die Frauen aus den verschiedensten Ländern ist es anfangs sehr mühsam, weil man sich sprachlich untereinander nicht verständigen kann. Ingenieurswissen, geschweige denn der Aufbau eines Stromkreises etc. ist ihnen kein Begriff. Doch nach sechs Monaten Ausbildung arbeiten die Frauen konzentriert, sind hochmotiviert und treten sicher auf. Bisher wurden über 740 Frauen aus 72 Ländern zu Barefoot College Solar Engineers bzw. zur „Solarmutter“ ausgebildet, u. a. aus Guatemala, Madagaskar und Afghanistan. Sie haben zusammen Licht und Strom in ungefähr 40.000 ländliche Haushalte weltweit gebracht und können selbst weitere Solaringenieurinnen ausbilden.
Bunker Roy rechnet vor, dass die sechsmonatige Ausbildung einer Solaringenieurin weniger kostet als eine Woche UN-Engagement in Afghanistan.
Ghana
„Alle haben mir gesagt: Was du vorhast, ist unmöglich – und es hat trotzdem geklappt!“ Salma Abdulai, Gründerin von UQE
„Unique Quality Product Enterprise“ (UQE) aus Ghana betreibt den Anbau von Foniohirse – ein „Urgetreide“, das lange von der lokalen Bevölkerung als Nahrung genutzt wurde, durch die Einführung von Reis und anderen Getreidesorten aber in Vergessenheit geriet. Dabei verfügt es über viele gesunde Nährstoffe und einen essentiellen Vorteil gegenüber herkömmlichem Getreide: Es ist klimaresistent: Weder Dürren noch Überschwemmungen können ihm etwas anhaben. Dadurch können Hunger und Armut der Bevölkerung gemindert werden. Zudem wird die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen gefördert, da sie traditionell kein eigenes Land besitzen und bewirtschaften dürfen und daher besonders leicht von Armut betroffen sind. Salma Abdulai, Gründerin von UQE, musste lange mit lokalen Anführern verhandeln, um Frauen Zugang zu brachliegendem Gemeindeland zu verschaffen. Heute können Frauen auf ungenutzten Landflächen Foniohirse anbauen und an UQE verkaufen. „Die Kultur und die Tradition sind nach wie vor da, aber Frauen haben jetzt Zugang zu Land“, so Abdulai.
Uganda
Tierärztin Gladys Kalema-Zikusoka gründete „Gorilla Conservation Coffee“ als Zweig ihrer NGO „Conservation Through Public Health“ (CTPH), durch die Wildtiere vor Menschenkrankheiten bewahrt werden sollen. Im Bwindi Nationalpark mit dicht bewaldeten Hügeln sind mehrere Gorillagruppen beheimatet. Zu geringe Produktionserlöse zwangen die Kaffeefarmer, dort nach Nahrung und Feuerholz zu suchen, aber so das Leben der Gorillas zu gefährden.
Damit Menschen und Tiere koexistieren können, arbeitet CTPH arbeitet zusammen mit nationalen und lokalen Behörden, um Bildung, Gesundheit und Lebensbedingungen zu verbessern. Die Bauern werden in besseren Anbaumethoden ausgebildet unter Verwendung der Arabica-Bohne, die von höherer Qualität ist. Gorilla Conservation Coffee zahlt $0.50/Kilo über dem Marktpreis. Ein Ergebnis ist auch die bessere Einstellung der Kaffeebauern zu Wildtieren: Touristen bilden einen Großteil ihres Absatzmarktes – und die kommen v. a. wegen der Gorillas.
Äthiopien
Kaffee ist Äthiopiens wichtigstes Exportprodukt. Auf die Bohnen entfallen nur 15 Prozent der Frucht. Die restlichen 85 Prozent wäre verrottender Abfall. Aber die „African Briquet Factory“ nutzt diese Biomasse und presst daraus Briketts, so wie auch aus Schalen von Reis, Sesam oder Erdnüssen, Pflanzenresten, Elefantengras. Als „grüne Kohle“ werden die Briketts zum Kochen oder in der industriellen Produktion eingesetzt und ersetzen Kohle, Feuerholz oder Diesel. In Äthiopien werden die Abfälle der landwirtschaftlichen Produktion verwendet – im Gegensatz zu Europa, wo Pflanzen gezielt für den Energieverbrauch angebaut werden und es zu Konflikten mit der Nahrungsmittelproduktion kommt.
Vorteile für die Umwelt: Biomasse Briketts haben einen höheren Brennwert als Feuerholz und Holzkohle. Für sie muss kein Baum gefällt werden. Mit dem Einsatz von 1 t Briketts können 1,5 t C02 kompensiert werden. Äthiopische Unternehmen steigen zunehmend von Dieselbrennern auf Briketts um. Denn die „grüne Kohle“ ist auch billiger als fossile Brennstoffe. Für die Herstellung der Briketts werden keine chemische Zusatzstoffe oder Bindemittel verwendet. Gesellschaftlich positive Effekte: Alle 50 Mitarbeiter sind Äthiopier. Sie tragen wesentlich zum Haushaltsauskommen ihrer Familien bei und unterstützen damit mindestens weitere 100 Personen. Biomasse-Briketts bieten schließlich eine zuverlässige Energiequelle, weil es im Land häufig Stromausfälle gibt.
Palästina-Jordanien-Israel
Umweltaktivisten aus Israel, Palästina und Jordanien gründeten 1994 Friends of the Earth Middle East, später EcoPeace Middle East/EME, mit Büros in Amman, Bethlehem und Tel-Aviv. EME setzt sich nach dem Scheitern des Oslo-Abkommens 1998 für nachhaltige ökologische, sozio-kulturelle und ökonomische Entwicklung ein und will durch diese „environmental peacebuilding“ Bedingungen für einen dauerhaften Frieden in der Region herstellen. Die Grassrootbewegung schafft kommunale Partnerschaften zwischen Gemeinden aus den drei Ländern dieser konfliktreichen Region, um über Dialoge und Zusammenarbeit das Bewusstsein für gemeinsame Umweltprobleme zu erhöhen und um zusammen Lösungen zu entwickeln. Bildungsprogramme für Erwachsene und Jugendliche wie z. B. „water trustee“ sollen das Umweltverhalten der Menschen stärken, aber auch als vertrauensbildende Maßnahmen das Bewusstsein einer gemeinsamen Region entwickeln und so politische Grenzen überwinden. Darüber hinaus werden mehrere „Eco Parks“ betrieben, um regionale Artenvielfalt und -schutz zu unterstützen und zum Umweltschutz anzuregen. Schließlich werden seit 2007 „Neighbors Paths“ und seit 2015 zusammenhängende Wander- und Radtouren durch Gebiete Palästinas, Jordaniens und Israels angeboten, um Einheimischen und Touristen das gemeinsame kulturelle und landschaftliche Erbe nahezubringen und auf die regionalen Umweltprobleme und -kooperationen aufmerksam zu machen.
EcoPeace unterstützt fest eine 2-Staaten-Lösung, durch die Israel und Palästina friedlich Seite an Seite leben können und nichts wichtiger wäre, als sich um die Ökosysteme gemeinsam über alle Grenzen hinweg zu kümmern.
Good Water Neighbors
Ecopeace will das Wasser des Jordan als wichtigste Gut der Region schützen – und eine gerechte Verteilung. Das 2001 initiierte Projekt „Good Water Neighbors“ (GWN) ist das größte Kooperationsnetzwerk auf lokal-regionaler Ebene im Nahen Osten, von 11 auf heute 28 Gemeinden angewachsen. Sie befinden sich entlang des Jordanflusses und um das Tote Meer herum. Jede GWN-Gemeinde ist mit einer Gemeinde auf der anderen Grenzseite verbunden. Die Kooperationen zielen darauf ab, die lokalen und grenzüberschreitenden Wasserressourcen zu bewahren und Wasserprobleme zu reduzieren. Unterstützt wird das GWN-Projekt finanziell aus der EU, den USA, Kanada, Australien, Japan, technisch durch Ingenieur*innen aus Norwegen.
Regionaler Wasser-Energie-Nexus
Seit 2015 kooperiert die Konrad-Adenauer-Stiftung mit EME. Sie haben eine Machbarkeitsstudie für einen trilateralen Wasser-Energie Nexus erarbeitet, die aufzeigt, dass ein großangelegter Austausch der Ressourcen aller drei Länder realisierbar und für alle wirtschaftlich sinnvoll ist. Schon heute zählen die Palästina, Jordanien und Israel zu einer der wasserärmsten Regionen der Welt, was sich durch den Klimawandel noch verstärkt. Rasches Bevölkerungswachstum und Flüchtlingsbewegungen drohen die Versorgungssicherheit in der krisengeschüttelten Region weiter zu verschärfen. Der Wasser- und Energiesektor wird zunehmend zu einem maßgeblichen Faktor in der Sicherheitsstruktur der Region.
Dieser Entwicklung könnte mit Kooperation im Einsatz von Technologie, aber vor allem in der Politik entgegengewirkt werden. Jordaniens Wüstenflächen bieten beste Voraussetzungen für die Herstellung von Solarenergie. Diese kann nach Palästina und Israel für den Betrieb von Meerwasser-Entsalzungsanlagen exportiert werden. Auch die Küste von Gaza könnte sich künftig als Investitionsort für Entsalzungsanlagen anbieten. Das aus dem Meer gewonnene Wasser kann dann wiederum nach Jordanien fließen. Diese potentiellen Vorteile werden von der Politik auch wahrgenommen, und die Erarbeitung der Studie mit staatlichen Akteuren zeigte deren grundsätzliche Bereitschaft zu einer tieferen Auseinandersetzung mit der Thematik. Die politischen Spannungen in der Region erschweren allerdings die Zusammenarbeit. Verhandlungen und beiderseitige Zugeständnisse sind jedoch im Nahen Osten für eine friedliche Entwicklung unverzichtbar. Daher ist es ein gutes Signal, dass 2017 eine Delegation aus Palästina, Jordanien und Israel nach Brüssel und Berlin kam, um die Studie vorzustellen und um für institutionelle, politische und finanzielle Unterstützung zu werben. Zudem soll in einem Pilotprojekt auf jordanischem Boden eine Photovoltaikanlage errichtet werden, die erneuerbare Energien über die Grenze hinweg in das israelische Netz einspeist.
“Fresh water can flow and peace is possible.“ Gidon Bromberg, Co-Direktor von EME
„Wir von EcoPeace glauben, dass wahrer Friede durch regionale Kooperationen zustande kommen kann“, führt Bromberg weiter aus. „Nach all den negativen Berichten, die es in der Welt über unsere Landstriche gibt, sind wir stolz, der Welt die besseren Seiten des Nahen Ostens enthüllen zu können.“
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