Oh Fichtenbaum, oh Fichtenbaum
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Der festlich geschmückte Weihnachtsbaum gehört auch in Öko-Haushalten ebenso zu den Festtagen wie Weihnachtsgans und Geschenke. Bei deutschlandweit 23 Millionen Weihnachtsbäumen jährlich lohnt es sich, auch in diesem Bereich auf die Produktionsbedingungen zu achten – ob es sich bei dem angesungenen Baum nun tatsächlich um eine Tanne oder, wie in den meisten Fällen, eine Fichte handelt.
Der Großteil der deutschen Weihnachtsbäume stammt aus eigens angelegten Weihnachtsbaumkulturen; etwa ein Viertel der Bäume wird importiert, vor allem aus Dänemark, aber auch aus den Niederlanden, Irland, Österreich oder Polen. Bei der Produktion hat die Chemie ihre Hand im Spiel. Störender Unterwuchs in den Plantagen wird in den seltensten Fällen von Hand entfernt – meist werden Herbizide eingesetzt. Hinzu kommen Breitband-Insektizide gegen Käfer und Läuse sowie reichlich Mineraldünger, damit am Heiligabend das „wie grün sind deine Blätter“ zu einem echt begeisterten Jauchzen wird. Doch abgesehen davon, dass der Weihnachtsbaum lieber ätherische Öle als Pestizide ausdünsten sollte, ist ein massiver Chemie- Einsatz im Wald genauso wenig umweltfreundlich wie auf dem Acker.
Während allerdings im Nahrungsmittelsektor Bioprodukte nicht mehr aus den Regalen wegzudenken sind, fristet der ökologische Weihnachtsbaumanbau leider noch ein Schattendasein. Hier werden die zur Neupflanzung vorgesehenen Flächen nicht mit Herbiziden kahl gespritzt, sondern mechanisch vom Aufwuchs befreit. Schafe halten die Gräser zwischen den Bäumchen kurz, weil sie durch ihr wählerisches Fressverhalten die Bäume nicht gefährden, und ihre Ausscheidungen sorgen für zusätzliche Düngung. Weil im Biolandbau keine Pestizide eingesetzt werden, überleben auch die nützlichen Insekten, die in der Lage sind, einen Schädlingsbefall wirksam einzudämmen. Totalverluste wie in konventionellen Baumschonungen gibt es daher nicht. Bäume aus ökologisch bewirtschafteten Weihnachtsbaumkulturen erkennt man am FSC-, Naturland- oder Bioland- Siegel. Das FSC-Siegel ist kein Öko-Siegel, doch es wird von den meisten Umweltorganisationen als Mindeststandard einer verantwortbaren Forstwirtschaft akzeptiert. Pestizidfreiheit wird garantiert. Die noch konsequenteren Naturland- Richtlinien beinhalten darüber hinaus den Verzicht auf Kahlschlag, Düngungen und Entwässerungsmaßnahmen sowie auf das Pflanzen nicht heimischer Bäume. Wer in seiner Umgebung keine zertifizierten Öko-Weihnachtsbäume findet, sollte beim Weihnachtsbaumhändler oder beim Förster nach Bäumen fragen, die in der Region bei der Durchforstung angefallen sind. In der Regel handelt es sich dabei um Fichten, die zur Auflichtung und Verjüngung der Bestände eingeschlagen werden. Auch mit diesen Bäumen lässt es sich mit gutem Öko-Gewissen Weihnachten feiern. Übrigens: auch wenn die Weißtanne, der Baum des Jahres 2004, zu den gefährdeten Baumarten in Deutschland gehört, spricht nichts gegen eine forstliche Nutzung dieser Art, auch als Weihnachtsbaum. Die Gefährdung rührt vielmehr von der Luftverschmutzung (Saurer Regen) und den vielerorts zu hohen Wildbeständen her. Die Entscheidung zwischen Weihnachtstanne und Weihnachtsfichte ist also eine reine Geschmackssache.
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