Ökologisches Zentrum anstatt Bauruine
Unbekannte*r Autor*in
Wir bitten zu beachten, dass es sich hierbei um einen Artikel aus dem Jahre 2004 handelt!
Es ist noch nicht mal ein Jahr her, als der Rat der Stadt Bonn nach langer Diskussion offiziell beschloss, die Stadtgärtnerei auf dem Dransdorfer Berg stillzulegen. Ein halbes Jahr später war es dann soweit: Die Tore wurden geschlossen und kurze Zeit später wurde das Gelände eingezäunt und das Glas der Gewächshäuser aus Angst vor Vandalismus entfernt. Seit der Kommunalwahl steht das Thema „Stadtgärtnerei“ und eine eventuelle Neueröffnung wieder auf der Tagesordnung.
Ausschlaggebend waren möglicherweise die Erfahrungen der Nachbarstadt Köln, die aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus jetzt einzelne Aufgaben ihrer ehemaligen Stadtgärtnerei wieder in städtische Hand legt. Vielleicht hat aber auch das Ausbleiben williger Investoren den letzten Anstoß dazu gegeben, dass ein Antrag von Bündnis 90 Die GRÜNEN, die Nutzung als „Ökologisches Zentrum mit Stadtgärtnerei“ zu prüfen, jetzt bis zur Ratsentscheidung durchgedrungen ist. Wenn die Bonner Umwelt Zeitung erscheint, wird der Rat bereits beschlossen haben, ob wir wieder die Hoffnung auf eine Stadtgärtnerei hegen dürfen. Derzeit bietet das ehemalige Gärtnereigelände einen trostlosen Anblick. Dabei standen bereits spannende Zukunftsvisionen in Aussicht: Einige werden sich sicherlich noch an die Pläne des Architekten Prof. Dieter Schempp erinnern, der zusammen mit Franz Asbeck als Investor eine Wohnlösung „im Gewächshaus“ realisieren wollte. Genauere Temperaturberechnungen ergaben jedoch, dass sich die Wohnungen bei einer solchen Nutzung der Gewächshäuser zu stark aufheizen würden. Nun steht das „entglaste“ Gerippe des Gewächshauses am Rande des Messdorfer Feldes und wartet auf neue Nutzungsvorschläge. Für Leben sorgen auf dem Gelände derzeit nur die Biostation und die Veranstaltungen auf dem angrenzenden Expo-Gelände „Aus Hecken werden Häuser“. Grund genug für die Bezirksvertretung Hardtberg, einen Beschlussentwurf an den Hauptausschuss weiterzuleiten, in dem die Verwaltung beauftragt werden soll, ein Konzept zu erstellen, wie das im städtischen Besitz befindliche Gelände der bisherigen Stadtgärtnerei unter Einbeziehung der Biologischen Station und des EXPO-Projektes zu einem „Ökologischen Zentrum mit Stadtgärtnerei“ entwickelt werden kann. Es sollen neue Perspektiven für das Gelände entwickelt werden, Ideen gibt es sicherlich genug: So sieht die FDP-Fraktion einen klaren Bedarf bei der Universität, die derzeit auf Flächen außerhalb Bonns ausweichen muss. Bereits vor Jahren wurde zudem vom Rat beschlossen, Teile des Geländes für die Schaffung eines „internationalen Gartens“ als mulitkulturelles Projekt bereitzuhalten. Auch das EXPOProjekt hat weiteren Flächenbedarf angemeldet. Derart gibt es zahlreiche gut kompatible Nutzungsmöglichkeiten, die überwiegend bereits während eines Workshops im letzten Jahr durch die verschiedenen Akteure rund um das Feld gesammelt und festgehalten worden sind. Auch die Verwaltung hat zwischenzeitlich Überlegungen angestellt, wie das Gesamtareal einer neuen Nutzung zugeführt werden kann. Derzeit wird konkret geprüft, welche finanziellen Konsequenzen eine Verlagerung der Stützpunkte des Servicebetriebes Stadtgrün auf das Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei nach sich ziehen würde und in welcher Größenordnung Verkaufserlöse des jetziges Standorts des Servicebetriebes zu erwarten wären. Auch muss natürlich geprüft werden, welche vertraglichen Verpflichtungen seitens der Stadt nach der Schließung der Stadtgärtnerei bereits eingegangen worden sind, um beispielsweise die Aufgabe der Pflanzenaufzucht aufrecht zu erhalten. Sehr interessant wäre in diesem Zusammenhang auch eine Gegenüberstellung aller relevanten Kosten mit und ohne Stadtgärtnerei. Eine solche Rechnung ist bisher entweder nie aufgestellt oder nie veröffentlicht worden. Auch wenn die Entwicklung eines „Ökologischen Zentrum mit Stadtgärtnerei“ ergänzt durch zahlreiche noch schlummernde Projektideen/Nutzungsideen noch nicht heute oder morgen Realität wird, bleibt die Hoffnung, dass die derzeitige Trostlosigkeit des weitläufigen Gärtnereigeländes keine Dauerlösung ist, sondern in naher Zukunft wieder mit Leben gefüllt wird.
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