BNE-Check in der Bundeskunsthalle
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sollte in den deutschen Bildungsinstitutionen inzwischen angekommen sein. Zu diesen Lernorten zählen auch Museen wie die Bonner Bundeskunsthalle, die nicht nur mit der aktuellen Ausstellung „Save Land. United for Land“ mit gutem Beispiel vorangeht.
Carmen Planas
„Ich habe schon bessere Tage gesehen, aber mit eurer Hilfe kann ich mich wieder erholen!“ Wer die Ausstellung „Save Land. United for Land“ in der Bonner Bundeskunsthalle besucht, kommt an

Interaktive Bodenprojektion
“Ländliche Gebiete – Die große Ernte“, 2024
© dform/Bildwerk, Wien
diesen Worten nicht vorbei. Auf einem vermüllten Erdhaufen liegt ein „Bildschirm-Gesicht“, das aus dem tiefen Erdreich zu uns spricht: „Es ist an der Zeit etwas zu ändern.“ Ein großer interaktiver Globus verrät uns, warum. Die Fakten, die man hier abrufen kann, sind erdrückend. Über die Landwirtschaft wird etwa gesagt: Die moderne Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und den umfangreichen Einsatz von Chemikalien führe dazu, „dass wir gesundes und produktives Land aufbrauchen und zerstören“. Es sei gerade diese Landwirtschaft, die für die Hälfte der globalen Bodendegradation (Landverödung) verantwortlich sei. Hiermit bedrohe sie weltweit unsere Ernährungs- und Wassersicherheit.
Zum Handeln inspirieren
Mit „Bodendegradation“ ist die verminderte Qualität von Boden gemeint, im Hinblick auf Fruchtbarkeit und Produktivität. Bis

Weizenfeld – Eine Konfrontation,1980er-Jahre, Video
© Agnes Denes, Courtesy Leslie
Tonkonow Artworks + Projects
zu 40 Prozent der weltweiten Landflächen gelten derzeit als verödet (degradiert). Wie steht es um die Böden in den Städten und auf dem Land? Gibt es noch unberührte Natur auf der Welt? Was können wir tun, um unsere Böden zu schützen? Die Bundeskunsthalle will mit der Ausstellung „Save Land“ Antworten geben und zum Handeln inspirieren. Ihre Kooperationspartner: die Global Land Initiative der G20, deren Ziel es ist, bis 2040 die Zahl der verödeten Bodenflächen um die Hälfte zu reduzieren und das Sekretariat der UNCCD (Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung).
Nachhaltigkeitsziel „Leben an Land“
„Leben an Land“ heißt eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen (UN).

Liam Young, Planet Stadt, 2021
© Regie und Design: Liam Young with VFX Supervisor Alexey Marfin
Hier wird unter anderem ausdrücklich das Ziel benannt, die Boden-degradation zu beenden und umzukehren. Eng verbunden mit den 17 Nachhaltigkeitszielen ist die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), eine UN-Bildungskampagne, die einen wesentlichen Beitrag dazu leisten will, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Allen Menschen soll es möglich gemacht werden, zukunftsfähig zu denken, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Dieses Bildungsverständnis kommt in der Ausstellung „Save Land“ in hohem Maße zum Ausdruck. „Es war uns ein Anliegen mit dieser Ausstellung einen Beitrag für eine nachhaltigere Lebensweise zu leisten und ein Zeichen gegen unsere Entfremdung von der Natur und die Ausbeutung von Land zu setzen. Und zuletzt, um unsere Wahrnehmung zu sensibilisieren für eine der wichtigsten Lebensgrundlagen – unseren Boden“, schreibt Intendantin Eva Kraus im Vorwort zum Ausstellungskatalog.
Fürs Thema sensibilisieren

Jan Hostettler, Füße, über 3000 km zu Fuß, Winter, Frühling und Sommer, 2016 / 2019
Foto: Jan Hostettler
Land, Boden, Erde – „Save Land“ will die Besucher*innen für das wichtige Thema sensibilisieren. Dafür haben sich die Verantwortlichen einiges einfallen lassen. Ein Panoramakino zeigt die Schönheit verschiedenster Landschaften wie Wälder oder Polarregionen. Es gibt interaktive Bodenprojektionen etwa zum Thema Ressourcenverbrauch, so dass wir auch mit unseren Füßen in die Thematik eintauchen.
Spektakulär ist der Film „Planet City“ von Liam Young. In einer futuristischen Mega-Stadt lebt die gesamte Weltbevölkerung, so dass der Rest des Planten renaturiert werden kann und sich erholt. Auf einer großen interaktiven Wand kann man Drehschalter betätigen, um sich über die Bedeutungen von Land zu informieren.
Gefühle fürs Land

JIna Sistig-Heuken, Natura Morta, 2016
Foto: JIna Sistig-Heuken
Land bedeutet zum Beispiel „Boden“, der unter anderem aus Humus besteht, der fruchtbaren Erdschicht, die ungefähr 100 Jahre braucht, um einen Zentimeter zu wachsen. Land bedeutet aber auch Gefühle unterschiedlichster Art. Dazu zählt etwa das Gefühl, den Boden unter unseren Füßen als dreckig zu empfinden und ihn nicht berühren zu wollen. Das Kopf-Kino wird eingeschaltet und schon ist man inmitten einer Auseinandersetzung, die der Frage nachgeht, was „Boden“ für einen selbst bedeutet.
„Take Action“
Was man tun kann oder was bereits getan wird, zeigt der Ausstellungsraum „Take Action“. Hier kommen beispielsweise die „Land-Heroes“ zu Wort, die 2024 vom in Bonn sitzenden Sekretariat der UNCCD ausgezeichnet wurden. Dazu zählt etwa Billie Dumaliang aus den Philippinen, die ein Renaturierungsprojekt im Raum Manila leitet. Und man erhält viele Tipps, wie man sich selbst einbringen kann. Auf großen Scheiben liest man etwa: „Ernähren Sie sich mehr pflanzenbasiert.“ „Reparieren Sie Dinge, kaufen Sie Gebrauchtes.“
Checkliste für Nachhaltigkeitsziele
Die Bundeskunsthalle verfügt nach eigenen Angaben über eine Checkliste, mit der sie überprüfen kann, welche Nachhaltigkeitsziele in ihren Ausstellungen angesprochen werden können. Wenn man solch eine Checkliste rein inhaltlich auf die Ausstellung „Save Land“ anwenden würde, dann findet man Berührungspunkte zu weiteren Nachhaltigkeitszielen. Dazu zählt zum Beispiel das Ziel „Maßnahmen zum Klimaschutz“, da gesunde Böden eine signifikante Menge an Kohlenstoff binden können. Auch die Ziele „Kein Hunger“ und „Sauberes Wasser …“ sind betroffen, denn fruchtbare Böden sind maßgeblich für eine Nahrungs- und Trinkwassersicherheit verantwortlich.
Themenjahr „ökologische Nachhaltigkeit“

Selber handeln mit Stickern aus der Sticker-Maschine oder unter saveland.art
„Ökologische Nachhaltigkeit“ heißt das Themenjahr 2025 der Bundeskunsthalle und „Save Land“ ist in diesem Rahmen die erste Ausstellung. Das Thema „Nachhaltigkeit“ und die dazugehörige Bildung für nachhaltige Entwicklung sind als gesamtgesellschaftliche Aufgabe bei der Bundeskunsthalle angekommen.
Welche zahlreichen weiteren Anstrengungen das Museum in diesem Bereich unternimmt, das kann man auch online nachlesen.
Die Marschrichtung: „Wir vermitteln Kultur mit dem Wissen unserer Zeit und begreifen Nachhaltigkeit als zentrale Aufgabe der Menschheit. Mit unserem Programm und Handeln zeigen wir, wie Nachhaltigkeit gelingen und Kultur ein Motor sein kann.“
Es folgt eine Anzeige unserer Unterstützer*innen/in eigener Sache.
Werbung in der Bonner Umweltzeitung? Unsere Mediadaten

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