Demokratie für morgen

1. Mai 2019 | Rezension | 0 Kommentare

Rezension zu Karl-Martin Hentschels Buch

Für diesen Text bediene ich mich bei der Arbeit von Werner Rätz, der eine Rezension dieses Buches auf dem Attac Theorieblog am 20. Januar 2019 veröffentlichte. Außerdem lief am 5. Dezember 2018 im freien Radio Neumünster zum Schwerpunkt Politik ein Interview mit Herrn Hentschel zur Buchvorstellung.

Tobias Landwehr

„Wir müssen die Demokratie bereit machen für die zukünftigen Aufgaben.“, ist Hentschels Einleitungssatz im Interview und auch in seinem Buch startet er damit und taucht in die Historie ein: „Was wir heute an Demokratie praktizieren stammt von Montesquieu aus dem 18. Jahrhundert. Das ist 250 Jahre her. Damals kämpfte die Demokratie gegen Adel und Könige.“

Jetzt, im Informationszeitalter und im Zeichen der Globalisierung, gelten neue Maßstäbe und so sei unsere Demokratie veraltet. Grund genug, mal beim Abstauben selbigen aufzuwirbeln und ein Buch zu schreiben. Dachte sich wohl der laut Rätz „allerbestens vernetzte“ Autor. In der Tat liest sich seine Vita mit all seinen Aktivposten wie ein Buch: Grüner Landtagsabgeordneter in Schleswig-Holstein, Mitglied im Bundesvorstand von Mehr Demokratie e. V., aktiv in der AG Finanzmärkte und Steuern bei Attac Deutschland und im Vorstand des Netzwerks Steuergerechtigkeit.

Rätz erwähnt das deswegen, weil „… das ganze Buch davon geprägt ist. Karl-Martin Hentschel geht es darum, zu zeigen, dass für alle wichtigen Probleme und Herausforderungen, vor denen Politik aktuell steht, Lösungen da sind.“

Für viele Baustellen gebe es Beispiele: Bildungspolitik in Finnland, Umweltschutz in Japan, Renten in den Niederlanden, Energiewende in Dänemark, Bahnsystem in der Schweiz, Kinderbetreuung in Frankreich oder Unternehmenssteuerrecht in Kanada. Mit der These, der Kapitalismus – und damit dann auch die Wachstumsgesellschaft – ende in
diesem Jahrhundert, sieht Hentschel der Gleichgewichtsgesellschaft entgegen. So nennt er im Interview seine Vorstellung einer Gesellschaftsform nach der 300-jährigen „Transformationszeit“ in der wir uns nun grade befänden. „Darauf muss sich die Demokratie einstellen, sonst sagen uns Trump, Google und China, wo es langgeht.“ „Obwohl der Kapitalismus sehr erfolgreich war, hat er in den letzten Jahren zu einer Spaltung zwischen Arm und Reich geführt.“, führt Hentschel im Interview weiter aus. Die Bevölkerung sei verunsichert, weil sie der Regierung – zum Beispiel bei der Klimapolitik (siehe Dieselfahrverbote) – die Handlungsfähigkeit abspräche.

So glaubten mittleiweile 60 %, dass die Wirtschaft mehr Einfluss hat als die Politik. „Das ist bedrückend.“ Darum sei es wichtig, dass jeder einzelne letztlich selbst entscheiden kann. Das führe zwar nicht immer zu den besten Entscheidungen, aber die Menschen bekämen so das Vertrauen in den Staat zurück.

Rätz beschreibt in seiner Rezension einen streitbaren Autor, bei dem Leserin und Leser „sehr gut einschätzen können, woran sie sind.“ Er verbinde „bisher isolierte Elemente“ auf interessante und neue Weise miteinander. Zwar gelte bei vielen Punkten, dass man nicht all seine Konzepte und Ideen teilen müsse. Aber „jeder wird etwas darin finden können.“

Für alle interessierten Demokrat*innen empfehle ich das Buch wärmstens. Und mindestens genauso warm möchte ich Ihnen ans Herz legen, den Autor persönlich bei einer seiner Lesungen kennen zu lernen.

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