Chinesischer Lebensmittelexport

3. April 2023 | Ausgabe 2 / 2023 China, Umwelt | 0 Kommentare

Unser Essen von den Feldern Chinas


Julia Oberdörfer


Wenn wir im Supermarkt verpackte Lebensmittel kaufen, ahnen wahrscheinlich die Wenigsten, welche Geschichte die Tomaten, Mandarinen oder Pilze darin hinter sich haben. Auf den Dosentomaten steht „italienischer Herkunft“, dann wird es wohl auch stimmen, oder? Dass das in den meisten Fällen allerdings nicht der Fall ist, weiß kaum jemand. Denn viele unserer verarbeiteten Lebensmittel stammen ursprünglich aus China.

China ist Rekordanbauer was Obst, Gemüse und Pilze angeht. Ob Äpfel, Erdbeeren oder Mandarinen, China steht weltweit an der Spitze. Bei Pilzen sind es laut Verbraucherzentrale Bayern weltweit 74 Prozent, die in China produziert und von dort in Teilen ins Ausland exportiert werden. Bei Spargel sind es sogar ganze 88 Prozent.
Vor allem bei Produkten, die verarbeitet, beispielsweise tiefgefroren, im Glas oder in der Dose angeboten werden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass diese aus China kommen. Allerdings lässt sich das nur selten erkennen. Die Regeln zum Kennzeichnen des Ursprungslandes von Lebensmitteln sind verschachtelt. Für einiges gelten bestimmte Vorschriften, für vieles aber auch nicht.

Verwirrende Regelungen

Frisches Obst und Gemüse muss, bis auf wenige Ausnahmen, gekennzeichnet sein. Auch bei Eiern, unverarbeitetem Fleisch oder Fisch muss in der Regel ein Herkunftsland angegeben werden. Doch schon hier stellen sich die genauen Vorgaben als kompliziert heraus.
Sind die Lebensmittel verarbeitet, fällt jegliche Regelung weg und die Verbraucher*innen werden im Dunkeln gelassen. Nur bei irreführender Herkunftsvermittlung, z.B. beim Abbilden von Flaggen oder Erwähnen eines Landes, ist der Hersteller dazu verpflichtet, die wahre Herkunft der primären Zutat im Produkt anzugeben. Allerdings reicht dann die Angabe „Nicht-EU-Land“. Der genaue Ursprung des Lebensmittels bleibt ungewiss.
Betrachtet man das Beispiel der Dosentomaten, wird oft Italien als Herkunftsland vermittelt. Dass diese Tomaten tatsächlich von dort stammen, heißt das aber nicht. Auch bei Angaben wie „Hergestellt in Italien“ ist Vorsicht geboten, denn das Wort „Hergestellt“ bezieht sich nur auf die Weiterverarbeitung, nicht aber den Ursprung des Inhalts.

Die Probleme mit dem Import aus China

Allein der hohe CO2 Ausstoß durch die langen Lieferwege ist ein enormes Umweltproblem, wenn über den Import aus entfernten Ländern gesprochen wird. Doch die Probleme fangen auch schon in China selbst, auf den Feldern und in den Fabriken an.
Die Arbeiter*innen, die beispielsweise unsere Mandarinen schälen, zerteilen und abpacken, erhalten selbst für chinesische Verhältnisse einen geringen Lohn. In den Fabriken sind lange Arbeitsschichten Pflicht und die Arbeitsbedingungen sind oft schwierig.
Weiter ist China ein Land mit einer äußerst hohen Bevölkerungsdichte und einer Industrie, die rasant und stetig wächst. Das Land hat 9 Prozent der weltweit zu Verfügung stehenden Ackerflächen inne, aber einen Bevölkerungsanteil von 22 Prozent (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft). Diese Umstände führen zu einer höchst intensiven Landwirtschaft, die in Folge einer breiten Masse an wenig ausgebildeten Landwirt*innen und einem hohen Produktionsdruck äußerst unachtsam betrieben wird.
Die wenigen Äcker, die das Land für den hohen Bedarf stellen kann, sind überall dort, wo nackter Boden entbehrt werden kann. Auch wenn dieser direkt im Industriegebiet liegt. Besonders dort, aber auch anderswo, ist die Schadstoffbelastung der Böden, des Wassers und der Luft in China extrem hoch. Dazu kommen ein hoher Pestizid- und Düngereinsatz, was eine überdurchschnittliche Ernte gewährleisten soll, und eine intensive Nutzung des Bodens. All das führt immer weiter zur Degradation der Ackerflächen und damit zu immer schlechteren Ernten. Um diese schlechte Ernte zu verhindern, wird wieder mit hohem Pestizid- und Düngereinsatz gearbeitet. Auch mit Mitteln, die in Deutschland und der EU lange verboten sind. Sie landen in Massen und ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen für die Anwender*innen auf dem Feld und damit in den Früchten, den Gewässern und der umliegenden Umwelt. Der zu hohe Düngereinsatz kann dazu führen, dass sich der positive Effekt umkehrt. Wird zu viel gedüngt, fängt der Nährstoffüberfluss an, der Pflanze zu schaden. Es kommt zu problematischen Nährstoffansammlungen im Boden und damit letztlich auch im Abwasser.
In der Landwirtschaft entsteht ein Teufelskreis aus Düngen und Spritzen, bei dem die Landwirt*innen und die Umwelt nur verlieren können.

Was können wir tun?

Die Verbraucherzentralen fordern schon lange ein Gesetz zur Verpflichtung der vollständigen Angabe der Herkunft aller Lebensmittel in einem Produkt. Vor allem die Kennzeichnung, ob etwas aus der EU stammt oder nicht, wird scharf kritisiert, denn sie hat so gut wie keine Aussagekraft.
Als Verbraucher*in steht man schnell vor einem großen Fragezeichen. Zu identifizieren, was in Wahrheit aus China kommt, ist so gut wie unmöglich. Allerdings lässt sich auf Verpackungen erkennen, wenn etwas definitiv nicht aus China, sondern aus einem ganz bestimmten anderen Land stammt. Greifen wir das Beispiel der Dosentomaten wieder auf, schreiben manche Hersteller etwas wie „100 Prozent aus Italien“ oder „mit italienischen Tomaten“ auf ihre Dosen. Diese Aussagen dürfen nicht gelogen sein. Steht jedoch das Stichwort „Nicht-EU-Land“ auf der Dose, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass China dahinter steckt.

 

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