Ein Ungeheuer in Grün
Zeige mir fünf Grundstückshecken in deiner Nachbarschaft, irgendwo im Raum Bonn oder Rhein-Sieg-Kreis, und ich wette mit dir, dass es sich bei mindestens drei davon um Kirschlorbeer handelt. „Der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) ist eine hervorragende, immergrüne Heckenpflanze, die einen optimalen Sichtschutz bietet“, wirbt eine große Gartencenter-Kette. Schnell wachsend und winterhart. Genauer: so schnell und hart wachsend, dass man ihn, einmal in die Erde gesetzt, kaum je wieder los wird.
Uli Krause
Über die letzten Jahre wurde zudem mehr und mehr über den mindestens zweifelhaften ökologischen Wert von Kirschlorbeer bekannt. Zumindest hier, in unseren Breiten, da er keine heimische Art ist und damit auch keine Funktion in unseren Ökosystemen hat. Ok, er bringt also keinen besonderen Nutzen, könnte man nun meinen – aber kann er dann damit Schaden anrichten, wie er sich so schön grün ausbreitet, Schatten spendet und doch sicher auch Sauerstoff abgibt? Und was genau definiert überhaupt eine „heimische Art“?, fragte jüngst ein Artikel im Generalanzeiger. Sind denn nicht auch jene adretten grünen Halsbandsittiche, die angeblich vor Jahren mal aus dem Kölner Zoo ausgebüchst sein sollen und sich seither in unseren Breiten gemütlich eingerichtet haben, damit schon fast heimisch geworden?
Harte Schale – giftiger Kern

„Nahezu unkompostierbar“ – und dazu noch unkaputtbar
Foto: Uli Krause
Anders als bei den Halsbandsittichen werden die unmittelbaren Folgen einer uneingeschränkten Ausbreitung des Kirschlorbeer jedoch immer unübersehbarer. So warnt zum Beispiel der NABU Berlin davor, dass die stark Wasser ziehende und aus Vorderasien stammende Pflanze hochgiftig sei, seine blausäurehaltigen Blätter nahezu „unkompostierbar.“ Und weiter: „Fatal für die Natur wird es eigentlich erst, wenn Vögel die Samen des invasiven Gewächses in Naturschutzgebiete tragen, oder wenn Grünschnitt unsachgemäß entsorgt wird. Weil die Blätter auf dem Komposthaufen so schlecht verrotten, werden sie gern am Waldrand oder anderswo in der Natur entsorgt. Zwar ist das verboten, aber leider zu einer beliebten Unsitte geworden. Das hat fatale Folgen für Ökosysteme wie den Wald. Dort verdrängt die Lorbeerkirsche dann schnell heimische Pflanzen, die Nahrung für die Insekten bieten. Sein Umfeld verarmt und wir werden bald mit großem Aufwand Schadensbegrenzung leisten müssen.“
Unkontrolliertes Austragen von Kirschlorbeersamen am Waldrand in einem Landschaftsschutzgebiet – und nun kommt es… – , genau mit diesem „worst case“ sah sich bis vor kurzem ausgerechnet die BUND-Kreisgruppe Bonn konfrontiert. Nämlich auf jenem Gartengrundstück in Oberholtorf, welches ihr 2021 pachtfrei von einer Erbengemeinschaft anvertraut wurde, um nicht zuletzt Vögeln und Insekten neuen Lebensraum zu bieten. Genau dort hatte bereits zum Zeitpunkt der Übergabe ein Kirschlorbeergewächs das Ausmaß eines mächtigen Baumes angenommen, der über die Jahre immer breiteren Raum einnahm. Die Fläche befindet sich in einem ausgedehnten Landschaftsschutzgebiet des Landschaftsplanes Ennert und sollte sich also bevorzugt mit ökologischem Mehrwert in seine sensible Umgebung einfügen…
Der BUND – legt die Axt an… Bäume?

Ungetüm in grün: der Kirschlorbeer des BUND Foto: Karin Rinne-Funteh
Spätestens nachdem die Schweiz den Verkauf von Kirschlorbeer landesweit zum 1.9.2024 verboten hatte und die ersten deutschen Bundesländer in Erwägung zogen, dem Beispiel zu folgen, schrillten auch beim BUND in Bonn alle Alarmglocken. Auch lokale ExpertInnen, wie zum Beispiel Ulrike Aufderheide, die erfahrene Landschaftsgärtnerin vom naturnahen Wachtberger Schaugarten, warnten eindringlich vor einer weiteren Verbreitung der Kirschlorbeer-Samen im Ennert.
Eine Weile noch haderte und sträubte sich der eine oder andere Aktive der Bonner Gruppe, der „sein Leben lang Bäume geschützt“ hatte. Doch dann kam der Tag, an dem man sich endlich zu einer schweren Entscheidung durchrang: Der Koloss musste weichen, dem Kirschlorbeer wurde – mit amtlicher Fällgenehmigung vom Umweltamt der Stadt Bonn, versteht sich – der Garaus gemacht. Beauftragt und mit schwerem Gerät angerückt, benötigten die Kollegen von der Biostation Bonn / Rhein-Erft gleich mehrere Tage, um seiner schieren Masse Herr zu werden. Dabei stellte sich heraus, dass es sich nicht nur um eine – am Anfang vermutlich zierliche – Pflanze gehandelt hatte, die derart gewuchert war, sondern eher um deren fünf. (Die Biostation bezifferte seine gesamte Blattfläche von oben im Nachgang auf eine Fläche von 250 qm.)
Und nun?
Aus den Augen, aus dem Sinn: So einfach verabschiedet sich ein Kirschlorbeer eben nicht. Zum einen konnte er mit dem vorgesehenen Aufwand und Werkzeugeinsatz vorerst nur bis auf seine Stümpfe gekappt werden; zum Ausgraben seines weit verzweigten Wurzelsystems wäre viel schwereres und teureres Gerät erforderlich.
Zum anderen hatten sich diese Wurzeln sogar bereits bis auf ein Nachbargrundstück vorgearbeitet. Schnell wurde so klar, dass man die „Ausbreitungswut“ dieses Kirschlorbeers dauerhaft im Auge behalten und weiter bekämpfen werden muss.
Ein ebenso wichtiger wie konsequenter Schritt ist nun aber getan, und die BUND-Gruppe freut sich darauf, die so gewonnene freie Fläche, zum Beispiel als Blühwiese, nutzen zu können – ganz im Sinne des Naturschutzes und damit der Ziele der Erbengemeinschaft. Das wäre sozusagen die gute Nachricht. Die ungleich schlechtere: Auch im Raum Bonn sollte spätestens jetzt niemand mehr bezweifeln, dass der Klimawandel „real“ ist – wenn sich hier sonnenverwöhnte Papageien vergnügen und er die Ausbreitung wärmeliebender Pflanzen begünstigt. In einer Studie von 2024 über Entwicklungen im Kottenforst, an der Wissenschaftler*innen der Universität Bonn beteiligt waren, wurde belegt, dass Kirschlorbeer sich auch in dem Waldgebiet selbständig vermehrt und vom Klimawandel profitiert.
Siehe: https://www.mdr.de/wissen/umwelt-klima/kirschlorbeer-breitet-sich-in-deutschen-waeldern-aus-100.html
BUND Kreisgruppe Bonn stellt sich vor
Frühlingsmarkt und Tag der Artenvielfalt
Es hat schon fast Tradition: Seitdem es in Bonn den Frühlingsmarkt gibt, ist die BUND-Kreisgruppe Bonn mit dabei. Diesmal auch wieder in bewährter Zusammenarbeit mit der BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg. Am 10. Mai von 10-17 Uhr präsentieren wir unsere Arbeit auf dem Frühlingsmarkt der Öffentlichkeit. Zwei Wochen später findet der Tag der Artenvielfalt im Botanischen Garten der Uni Bonn statt – und auch hier werden wieder beide BUND-Gruppen vertreten sein.
Dr. Uwe Lipke
Wer sich in Bonn und Umgebung mit naturnahem Gärtnern beschäftigt, kommt an diesen beiden Terminen nicht vorbei. Frühlingsmarkt und Tag der Artenvielfalt.
Am 10. Mai ist es wieder soweit: Der Frühlingsmarkt lädt von 10 bis 17 Uhr alle Naturbegeisterten im Bonner Raum dazu ein, sich wieder mit Jungpflanzen, Saatgut und umfangreichen Informationen zu Grün in der Stadt und auf dem Land zu versorgen. Und natürlich darf dabei auch der Informationsstand der BUND-Kreisgruppen Bonn und Rhein-Sieg nicht fehlen. Der Umweltbildungsbus der BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg wird insbesondere für Kinder und Jugendliche wieder spannende Themen bereithalten. Die Bonner Kreisgruppe informiert unter anderem über ihre Betreuungsgebiete im Stadtgebiet. Kommen Sie doch vorbei und mit uns ins Gespräch.
Falls es am 10. Mai nicht klappt – wir sind auch am 25. Mai beim Tag der Artenvielfalt von 10 bis 18 Uhr im Botanischen Garten der Universität Bonn wieder mit von der Partie – allerdings dann wahrscheinlich ohne Umweltbildungsbus, da dieser für die engen Zufahrten zum Botanischen Garten zu groß ist. Dennoch werden wir ein breites Informationsangebot bereithalten. Wir freuen uns auf Sie/Euch.
Mitgärtner*innen gesucht!
Wir haben für diese Saison wieder eine Parzelle bei meine ernte in Buschdorf im Norden von Bonn gepachtet und freuen uns über Mitgärtner*innen. Anders als in den früheren Jahren ist in dieser Saison die Fläche komplett frei für eigene Ideen. Es können also Lieblings-Gemüse und -Kräuter angebaut werden oder auch Blumen ganz nach Wunsch der Beteiligten. Wir müssen uns nur absprechen, was wir wo pflanzen oder säen möchten, damit es zu guten Pflanzengemeinschaften kommt, die sich gegenseitig unterstützen und nicht stören.
Saisoneröffnung ist dieses Jahr am Freitag, 02.05. um 18.00 Uhr, d.h. da können wir das Feld übernehmen. Eine Vorbesprechung findet am Dienstag, 29.04., um 17.00 im Café Klein an der U-Bahn-HaltestelleTannenbusch statt. Wer Interesse hat, meldet sich am besten unter bund.bonn@bund.net, Stichwort „meine ernte“, ruft an unter 0176-80239537 (Karin) oder kommt einfach vorbei.
Die BUND–Kreisgruppe Bonn
trifft sich jeden zweiten
Mittwoch im Monat
um 19:00 Uhr im Ökozentrum Bonn,
Friesdorfer Straße 6, 53173 Bonn
(U-Bahn Plittersdorfer Straße).
Aktiventreffen in nächster Zeit
sind am14.05. und
am 11.06.2025!
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