Ein tropisches Virus gefährdet heimische Vögel
Susanna Allmis-Hiergeist und Ralf Wolff
Sie lesen im Rahmen unserer Nostalgiereihe einen Artikel aus unserer Zeitung vom Oktober / November 2012
Das im Sommer 2011 am nördlichen Oberrhein im Grenzgebiet von Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg aufgetretene Amselsterben hat möglicherweise auch unsere Region erreicht.
Hervorgerufen wird der gehäuft auftretende Amseltod von einem tropischen Krankheitserreger, dem Usutu-Virus, das von Hausmücken übertragen wird. Auch andere Vögel und sogar Säugetiere können auf diese Art infiziert werden, aber die Amselbestände sind aus bisher unklaren Gründen am stärksten betroffen.
Mit 16 Millionen Brutpaaren und 50 bis 60 Millionen Exemplaren nach der Brutzeit stellen Amseln in unserem Land die am weitesten verbreitete Vogelart dar.
Zirka 300 000 Amseln sind in 2011 dem Virus zum Opfer gefallen, wie Experten des Naturschutzbundes Deutschlands (NABU) aus Vogelzählaktionen errechnet haben, was zeigt, dass die Krankheit bundesweit nicht bestandsgefährdend ist; regional können jedoch deutliche Rückgänge spürbar werden.
Auch in Bonn hat der NABU bereits kranke Amseln registriert.. Symptome für den Virusbefall sind apathisches und unkoordiniertes Verhalten sowie kahle Stellen am Kopf und im Halsbereich. Die letztgenannten Anzeichen sind jedoch nicht eindeutig, denn Gefiederdefekte können auch genetisch oder verletzungsbedingt entstehen.
Tote Amseln sollten nur mit Gummihandschuhen geborgen werden, auch wenn die Krankheit nicht vom Vogel auf den Menschen übertragen werden kann. Das schließt nicht aus, dass Menschen direkt durch Mücken infiziert werden. Bei virologischen Untersuchungen wurden in wenigen Fällen bereits Antikörper gegen Usutu auch in menschlichen Proben entdeckt.
Machen Sie auch bei der Aktion „Stunde der Wintervögel“ des NABU mit
(www.nabu.de/aktionenundprojekte/
stundederwintervoegel). Die Bilanzierung des Amselbestands im Vergleich zur Vorjahresaktion in Kombination mit der Anzahl der gemeldeten toten Amseln mit nachgewiesenem Usutu-Virus wird dann eine Einschätzung ermöglichen, inwiefern sich die Usutu-Epidemie bis nach Bonn ausgebreitet hat .
Virologische Untersuchungen führt das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg (BNI), Bernhard-Nocht-Straße 74 in 20359 Hamburg durch.
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