Spirituelle Orte in Bonn

Unser Reporter Jürgen Huber hat diesmal verschiedene mystische Orte in Bonn besucht und stellt sie vor.

 

Jürgen Huber

 

Diesmal sind meine Sohlen ganz schön strapaziert worden. Ich habe mich auf den Weg zu meines Erachtens spirituellen Orten in Bonn gemacht. Wohl jede Kirche in Bonn ist ein Ort der Ruhe und Besinnung. Dabei ist nicht allen die Kreuzkirche präsent, die auf der Spitze des Kreuzberges steht. Schon die Wanderung zu ihr kann je nach Startpunkt den Kopf ganz schön frei machen. Seid ihr dann am Ziel, merkt ihr sofort die Stille und Ruhe, die von diesem Ort ausgeht. Die Schwere im ganzen Körper, besonders in den Beinen, fühlt sich dort angenehm an. Seid nicht enttäuscht, wenn es mal nicht so ist, denn nicht immer verweilt ihr allein an diesem Ort.

Wenn ihr den jährlichen Pützchens Markt besucht, kommt ihr in den meisten Fällen auch am Adelheidis-Brunnen vorbei. Er liegt links am Zugangsweg des Marktes. Die Heilige St. Adelheid soll dort der Überlieferung zufolge vor gut tausend Jahren während einer Dürreperiode ihren Äbtissinnenstab in den Boden gestoßen haben, worauf an dieser Stelle Wasser aus der Erde kam. Zu späterer Zeit wurde diese auf freiem Feld liegende Quelle eingefasst. Noch später wurde nahe des Brunnens die Adelheidiskapelle errichtet.

Im Jahre 1688 übernahm der Karmeliterorden die Wallfahrtsstätte und wenig später wurde das Karmeliterkloster erbaut. Um 1800 verließen die Karmeliter das Kloster. Zunächst wurde daraus eine „Besserungsanstalt für verkommene Weibspersonen“, später eine „Irrenanstalt“. Heute befinden sich im Klostergebäude Büros und Wohnungen. Bei Augenleiden erhoffen sich die Menschen noch heute Heilung vom Wasser dieser Quelle. Außer zu Pützchens Markt ist der Platz vor der Kirche eine Stätte der Entspannung, an der auf einer Bank sitzend dem Plätschern der Quelle gelauscht werden kann.

Die Abgelegenen Orte

Aber es bedarf gar nicht solcher konkreten Anlaufstellen, um Geist und Körper ein wenig zu entspannen. Mein absoluter Favorit sind die alten Kopfbuchen auf dem Venusberg in der Nähe der Waldau. Schon als Kind bin ich auf diesen Buchen herumgeklettert. Das geht heute nicht mehr, denn wie ich sind auch sie gealtert und schwach geworden. Ihre Bezeichnung „Gespensterbuchen“ kommt vor allem in der Dämmerung zur Geltung, insbesondere bei leichtem Nebel. Auf leisen Sohlen dahinschleichend könnt ihr den Waldgespenstern in ihren wabernden Gewändern beim Tanzen zusehen. Es hat allerdings wenig mit Entspannung zu tun, mehr mit einem wohlig gruseligen Gefühl.

Von Bad Godesberg aus könnt ihr auch sehr schön durch das Marienforster Tal wandern. Der meist schmale Godesberger Bach schlängelt sich zu Tale. Das frei gespülte Wurzelwerk der Bäume weiß manche Geschichte über nicht zu vermutende Hochwässer zu erzählen, wenn ihr genau zuhört. Nicht ganz so gruselig geht es im Annatal zu, welches von Rommerdorf aus zu erreichen ist. Durch ein romantisches Fachwerkdorf eingestimmt geht ihr stetig bergan zum Annatal, welches vom Annabach „zerschnitten“ wird. Wenn nicht gerade an einem warmen Sonntag, seid ihr recht einsam und könnt dem hinplätschernden Flüstern des Baches zuhören, der euch die Erlebnisse der Nacht erzählt. Im Gasthaus Löwenburger Hof könnt ihr in rustikalem Flair entschleunigen.

 

 

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