Von Grünschnitt bis Kamelle

1. März 2018 | Ökologie, Interview | 0 Kommentare

Interview mit bonnorange AöR

Damit unsere Städte auch nach Großveranstaltungen schnell wieder glänzen, sind, oft unbemerkt von Feiernden oder zu nachtschlafender Stunde, hunderte Müllsammelnde am Werk. Ein wichtiges Rädchen im Bonner Entsorungsgetriebe ist bonnorange.


Kathrin Schlüßler & Paulina Kempkens


Für welche Abfallsparten ist bonnorange zuständig? Mit welchen Unternehmen kooperiert bonnorange?

Die bonnorange AöR sammelt im Bonner Stadtgebiet die Fraktionen Restmüll, Papier, Kartonagen & Pappe, Biomüll und Sperrmüll.
Zusätzlich unter halten wir Container für Altkleider und Schuhe, Kartonagen und Grünschnit.
Schadstoffe, Holz, Bauschutt, Brennbare Abfälle, Elektrogroß- und Kleingeräte, Toner und Kartuschen können in unseren Wert- und Schadstoffsammelstellen abgegeben werden. Weiterhin gibt es für Elektrokleingeräte mehrere Abgabestellen in Bürogebäuden und an öffentlichen Gebäuden, die über das Stadtgebiet verteilt sind.

Was ist der Picobello-Tag?

Der Picobello-Tag findet seit 2017 in der europaweiten Woche der Abfallvermeidung „Let´s clean up Europe“ statt; in diesem Jahr vom 11. bis 13. Mai.

Somit liegt er genau in der Vogelbrutzeit. Der BUND Bonn und der NABU Bonn beteiligen sich daher nicht mehr am Picobello-Tag. Inwiefern berücksichtigen Sie diese Kritik bei Ihren Aufräumaktionen?

Die bonnorange AöR hat in ihrer Planung der Umverlegung mit dem NABU und der Unteren Landschaftsbehörde eine Vorgehensweise festgelegt. Wir weisen auf der Homepage, diversen Flyern und persönlich auf die Brutzeit und die Frühblüher hin. Im Zweifel werden Sammelwünsche abgelehnt und Alternativen geboten, falls diese in Schutzgebieten liegen.

Wie können die Bonner*innen, Umweltengagierte oder Leute, die aus Eigeninitiative Müll sammeln, ihre Ideen zu Abfallentsorgung und Straßenreinigung einbringen?

Die Menschen können sich über eine Meldung an unseren Kundenservice einbringen. Wir statten auch außerhalb von Bonn Picobello Freiwillige mit Materialien aus und veranlassen Abholungen.

Können Sie uns etwas zu dem Pilotprojekt eines Entrümpelungsservices sagen?

Für zwei Jahre testet bonnorange seit Anfang dieses Jahres in einem Pilotprojekt das Angebot eines Entrümpelungsservices. Dazu wird die Sperrmüllabholung für rund 20 Prozent der Haushalte in Bonn umgestellt. Statt der gewohnten vier festen Termine wird Sperrmüll nun nach Voranmeldung individuell abgeholt.

Ist es geplant, das System auf das ganze Bonner Stadtgebiet auszuweiten?

Zuerst einmal wird das Pilotprojekt über zwei Jahre getestet und die Ergebnisse sorgfältig ausgewertet. Diese werden anschließend dem Verwaltungsrat vorgelegt. Erst danach kann die weitere Vorgehensweise beschlossen werden.

Flächendeckende Straßenreinigung ist nicht bezahlbar. Über das Internet können die Bonner ‚Wilde Müllkippen‘ melden. Weiten Sie Ihre Reinigungsarbeiten für Orte mit gehäuften Meldungen aus?

Die Reinigungsfrequenzen der Straßen des Bonner Stadtgebiets sind über die Reinigungsklassen im Straßenverzeichnis festgelegt. Die Satzung wurde hier erst angepasst. Um eine optimale Reinigungsfrequenz ermöglichen zu können, werden in diesem Jahr Qualitätsmessungen bezüglich der Stadtsauberkeit durchgeführt und die Ergebnisse nach einem Jahr ausgewertet. Die Resultate werden dem Verwaltungsrat und dem Rat der Stadt Bonn vorgelegt. Eine Anpassung der Reinigungshäufigkeit könnte das Ergebnis der Messungen sein.

Wie fällt Ihre Bilanz zur Karnevalssaison aus?

Wir waren am Rosenmontag mit 120 Mitarbeiter*innen und 50 Fahrzeugen (Kehrmaschinen, Doppelkabinen und Pressmaschinen) unterwegs. Dabei haben wir 52 Tonnen Müll entsorgt. Auch letztes Jahr kamen 52 Tonnen zusammen, wobei da der Müll witterungsbedingt sehr nass war. Tendenziell ist somit in dieser Saison mehr Müll angefallen.
Direkt im Anschluss an den Rosenmontagszug wurden die Hauptstrecken gereinigt; die Arbeiten auf den Nebenwegen werden in den nächsten Tagen abgeschlossen (Stand: 14.02.2018).
Wir entsorgen den Abfall als Restmüll, da eine Trennung zu dem Zeitpunkt nicht mehr möglich ist. Hauptbestandteile des Müll sind Papp- und Plastikverpackungen von den Umzugswagen, die von den Kamellewerfenden direkt auf der Straße landen.

bonnorange

Am 1. Januar 2013 wurde bonnorange zu einer Anstalt des öffentlichen Rechts ernannt. Seitdem ist das Unternehmen für die Stadtreinigung und die Abfallwirtschaft in Bonn zuständig. Sie reinigen Straßen, holen Sperrmüll ab und leeren Bio-, Papier- und Restmüllbehälter.
Der Betrieb beschäftigt 350 Mitarbeitende, die sich sowohl um den Abfall der Bonner Bürger*innen und die Straßenreinigung, als auch um den Winterdienst kümmern.

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