Dem Naturschutz verpflichtet
Sie lesen einen Artikel aus der BUZ 06-2013
Zwischen 1981 und 1989 gab die Kreisgruppe des BUND Bonn/Rhein-Sieg eine eigene Vereinszeitung mit dem Namen “Die Brennnessel” heraus. Sie war sozusagen der Vorgänger unserer heutigen Bonner Umwelt Zeitung (BUZ). Als deren Herausgeber kam 1985 das Ökozentrum hinzu. Im Jahr 1990 wurde dann die erste BUZ gedruckt.
Claria Weber und Ralf Wolff
“Die Brennnessel”
Brennnesseln können lästig werden und breiten sich stark in nitrathaltigen Böden aus. Wer sie in seinem Garten ohne Handschuhe ausrupfen möchte, der wird mit einem schmerzhaften Brennen “bestraft”. An diese unangenehme Eigenschaft dachten auch die Herausgeber der 1. Auflage der Brennnessel. Dort war zu lesen: “Wir hoffen durch unsere Arbeit und ihre Unterstützung eine Brennnessel für alle Verplaner und Interessengruppen zu sein, die den vermeintlichen Fortschritt als die einzige Lebensqualität ansehen.” Die erste Ausgabe der Brennnessel erschien Anfang 1981. Sie wurde zunächst dreimal im Jahr gedruckt und kostete zwei Deutsche Mark, war zeitweise aber auch gratis zu haben. Ab 1984 erschien sie vierteljährlich.
Im Gegensatz zur heutigen Bonner Umweltzeitung war die Brennnessel damals eine Mitgliederzeitung des BUND, wandte sich aber ausdrücklich auch an alle interessierten Nichtmitglieder. Die Artikel sollten in “druckreif getippter Schreibmaschinenschrift” verfasst werden; für uns etwas gewöhnungsbedürftig, wenn wir an den professionellen Druck unserer heutigen Zeitung denken. Wie bei der heutigen BUZ sollten regionale Ereignisse im Mittelpunkt stehen, aber auch überregionale Geschehnisse sollten nicht vernachlässigt werden. Ausgesprochene Schwerpunktthemen gab es noch nicht. Während in den ersten Jahren der reine Naturschutz wichtig war, wurde die Zeitung mit dem Auftreten des Ökozentrums als zusätzlicher Herausgeber politischer. Auch das Interview wurde regelmäßiger Bestandteil der Zeitung. 1987 wurde Joschka Fischer, damals Umweltminister in Hessen, zum Thema Landwirtschaft und Energie befragt.
Wer finanzierte den Druck der Zeitung? Reklame findet man noch keine. Die Herausgabe der Zeitung wurde durch großzügige Spender ermöglicht. In der zweiten Ausgabe sind aber schon Kleinanzeigen zu finden, die für fünf deutsche Mark von jedem aufgegeben werden konnten. In der dritten Ausgabe stößt man dann schon auf größere Anzeigen, wie wir sie aus der BUZ kennen.
Welche Themen waren aktuell in den achtziger Jahren? Säureregen durch Schwefeldioxid und das Waldsterben – darüber liest man in den heutigen Medien kaum noch etwas. Nach Ansicht des BUND ist das Problem deshalb aber nicht gelöst. Das Schwefeldioxid hat man heute zwar im Griff, Stickstoffemissionen, die ebenfalls sauren Regen bilden, spielen aber immer noch eine große Rolle.
Wer kennt heute den Namen “Wackersdorf” noch? Dort sollte eine Wiederaufarbeitungsanlage gebaut werden. Die Brennnessel druckte in ihrem ersten Heft von 1986 eine lange Liste von radioaktiven Stoffen, die auch im Normalbetrieb der Anlage in wesentlich höherer Konzentration abgegeben werden als bei einem Kernkraftwerk. Nach heftigen Protesten wurden die Bauarbeiten eingestellt. Abgebrannte Brennelemente wurden in den darauffolgenden Jahren zur Wiederaufarbeitung nach Frankreich (La Hague) und nach England (Sellafield) gebracht. 1988 brachte die Brennnessel einen Artikel über das antarktische Ozonloch. Die verursachenden Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) sind heute weitgehend durch andere Stoffe ersetzt worden. Was heute als Tatsache angesehen wird, hatte damals noch hypothetischen Charakter. Das Thema ist aber immer noch aktuell, da die FCKW stabile Verbindungen sind, die sich noch lange in den oberen Atmosphärenschichten aufhalten und ihr Unwesen dort treiben werden.
“Bonner Umwelt Zeitung (BUZ)”
Ökozentrum Bonn und der BUND Bonn / Rhein-Sieg starteten im Juni 1990 mit der ‘Nullnummer’ der BUZ einen Versuchsballon. Die Erstausgabe folgte im Oktober 1990. Als weiterer Herausgeber kam der VCD Bonn dazu. Ziel war es, mit Infos und Kommentaren zur Mülltrennung bzw. zur Kommunalpolitik auf das Umweltverhalten und Engagement vor Ort einzuwirken, damit Naturzerstörung erst gar nicht geschieht. Überregionale Themen traten zunächst zurück. Es ging u. a. um die MVA, die ICE-Trasse oder den Viktoriatunnel. Der Planungsstand wurde mit der Kolumne “Ausschuss” kritisch hinterfragt – zum Beispiel wurde das Zurückhalten von Kartenmaterial zum Klimagutachten des Wetteramts Essen angekreidet. Die Kolumne “Volles Korn” informierte über gesunde Ernährung. Themen mit überregionaler Wirkung oder Bezug wurden über Beilagen / Sonderseiten kommuniziert, zum Beispiel gegen den Flughafenausbau in die Wahner Heide hinein, von Anti-Atom, Eine Welt und Agenda 21.
Bis 1994 wurden die Texte und Abbildungen der BUZ in akribischer Handarbeit mittels Lichttisch gesetzt und die Druckvorlagen zur Druckerei gebracht. Ab der Ausgabe November/ Dezember 1994 erhielt die BUZ dank besonderer Layoutprogramme ein neues Gesicht. Die Produktionszeit wurde stark verkürzt und das Gesamtkonzept hin zu klar erkennbaren ‘Verbandsfenstern’ weiterentwickelt. So ist mit der heutigen Struktur kurz vor dem 25. Jahrgang die Unabhängigkeit des ehrenamtlichen Redaktionsteams von den Verbänden besser gewährleistet.
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