Kinder in die Natur locken
Spazieren gehen? Eine kleine Wanderung? Ab einem bestimmten Alter fängt der Nachwuchs an zu murren. Spätestens dann sollte man gute Ideen haben, um die Kinder in
die Natur zu locken. Eine von diesen guten Ideen ist sicherlich der Walderlebnispfad im Siegelsknippener Wald von Siegburg.
Carmen Planas

Zwitscherkiste: Kräftig kurbeln, dann gibt es Infos.
„Hallo und willkommen auf dem Walderlebnispfad“, tönt es aus der Zwitscherkiste. An der ersten Station kann man sich einen ersten Überblick verschaffen – über die weiteren fünf Stationen des Erlebnispfades und über das Ökosystem des Waldes. Die Informationen der Audio-Station muss man sich allerdings erarbeiten. Nur wer fleißig an der Kurbel dreht, produziert den notwendigen Strom, der die Kiste sprechen lässt.
Klopfen und lauschen

Die Klangholz-Station
Die Baumtelefon-Station ist ein großer Baumstamm. An einem Ende wird geklopft und am anderen gelauscht. Die Klopfgeräusche sind überaus gut zu hören, denn Holz ist ein hervorragender Schallleiter. Für viele Tiere wie etwa das Eichhörnchen ist das eine beruhigende Alarmanlage, denn Fressfeinde werden auf diese Weise rechtzeitig angekündigt.
Wie klingt das Holz der Linde oder der Edelkastanie oder der Douglasie? Das kann man an der Klangholz-Station herausfinden, wo dicke Äste von sieben unterschiedlichen Bäumen hängen. Mit einem Holzschlägel schlägt man die Hölzer. Die Traubeneiche etwa klingt scheppernd und dumpf, die Bergulme hat eine tiefe, sonore Stimme. Denkt man an die vielen Musikinstrumente aus Holz, dann weiß man: die Musik kommt aus dem Wald!
Über Jahresringe und die Baumrinde
Bei einer dicken Baumscheibe kann man sich schlau machen über die Jahresringe und die unterschiedlichen Schichten des Baumstammes. Und an der Baumhölzer-Station wird das Aussehen der Baumrinde von fünf Baumarten präsentiert.
Wie sieht sie genau aus und wie fühlt sie sich an? Die präparierten Baumstämme lassen sich aufklappen, so dass auch das sehr individuelle Innenleben begutachtet werden kann.
Ein besonders schönes Insektenhotel mit unterschiedlichen Unterschlupf- und Nisthilfen ist die letzte Station des Erlebnispfades. Hier können alle sehr genau sehen, welche Löcher verdeckelt sind oder bereits geöffnet wurden.
Und mit etwas Glück kann man zum Beispiel Wildbienen beobachten. Eine Infotafel erzählt, was dieses Hotel mit der Artenvielfalt zu tun hat.

Detail: das Insektenhotel

Die Jahresringe entdecken.
„Bäume des Jahres“ entdecken
Auf dem Gelände wurden viele junge Bäume gepflanzt, die eine Auszeichnung als „Baum des Jahres“ erhalten haben. Über ihre Eigenschaften gibt es interessante Infos, zum Beispiel, dass die Edelkastanie 1000 Jahre alt werden kann oder dass der Feld-Ahorn Umweltbelastungen und Trockenheit besonders gut aushält. Kinder und Erwachsene können den Erlebnispfad einfach durchlaufen und alles ausprobieren. Besonders spannend wird es jedoch, wenn man sich vorher ein kleines Quiz ausgedacht hat. So kann dieser Ort auch für schöne Kindergeburtstagsfeiern genutzt werden, denn Platz und Sitzgelegenheiten für ein leckeres Picknick gibt es auch.
Wie sieht der Wald der Zukunft aus?
Der Walderlebnispfad steht im engen Zusammenhang mit dem Zukunftswald, der in unmittelbarer Nähe entstehen soll. „Da das Ökosystem ‚Wald‘ eine immer wichtigere Rolle in Zeiten des Klimawandels spielt, sollen hier vor allem Kindern spielerisch Themen rund um den Wald nahegebracht werden“, heißt es auf der Infotafel „Wie sieht der Wald der Zukunft aus?“. 4,1 Hektar – das sind knapp sechs Fußballfelder – hat das Zukunftswald-Projekt auf dem Gelände des Wahnbachtalsperrenverbandes (WTV).
Traubeneichen und Weißtannen
Im Februar 2022 ging es los. Insgesamt werden 6.000 Traubeneichen und 6.000 Weißtannen gepflanzt.
Beide Baumarten waren schon einmal „Baum des Jahres“, die Weißtanne im Jahr 2004 und die Traubeneiche zehn Jahre später. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt des Siegburger Energieunternehmens Rhenag und des WTV. Wissenschaftlicher Partner ist die Technische Universität München mit ihrem Lehrstuhl für Waldwachstumskunde. Wie können Wälder dem
Klima widerstehen? Um diese Schlüsselfrage geht es. Sie ist von entscheidender Bedeutung, denn als Luftfilter, Wasserspeicher, Sauerstoffspender, Holzlieferant und Lebensraum sind gesunde Wälder überlebenswichtig.

Die Weisstanne (Ilustration)
© Illustr.: Thomé, O. W.: Prof. Dr. Thomé’s Flora von D, A und CH in Wort und Bild. Gera. 1885.
An der Wahnbachtalsperre, von der die Stadt Bonn hauptsächlich ihr Trinkwasser bezieht, ist der Wald zudem besonders bedeutsam für den Schutz der Trinkwasserressource. „Mit dem Zukunftswald soll das langfristige Zusammenwirken zweier Baumarten im Hinblick auf Kohlenstoffbindung, Resilienz und Diversität untersucht werden.
Die Ergebnisse werden in Empfehlungen für den Waldumbau an der Wahnbachtalsperre und darüber hinaus in der Rhein-Sieg-Region und dem nördlichen Westerwald münden“, erklärt eine weitere Infotafel.

Laubblätter – Eicheln der Traubeneiche
CC BY-SA 2.5, Quercus petrea, Nicanos
Entdeckungstour auf Erlebniswegen

Der Walderlebnispfad — mitten im Wald
Wer den Walderlebnispfad besuchen möchte, kann zum Beispiel am Siegburger Bahnhof die Buslinie 511 bis zur Haltestelle „Franzhäuschen“ (B 56) nehmen. Dort findet man gleich den Weg, der zum Wanderparkplatz Siegelsknippen führt. Vom Parkplatz aus folgt man dem Wegweiser für den Mönchweg und die Wahnbachtalsperre. Nach ungefähr 200 Metern ist der Erlebnispfad dann zu sehen.
Der Mönchweg ist übrigens ein überaus lohnenswerter Rundweg von 8,3 Kilometern. Es geht durch Wald und Acker, vorbei an einer ehemaligen Klosteranlage und mit einem großartigen Blick von der Staumauer der Wahnbachtalsperre auf den Stausee. Der Weg gehört zu dem Programm „Erlebniswege Sieg“, das auch zahlreiche auf Kinder zugeschnittene Wanderrouten bereithält. Sie heißen Auenlandweg oder Eichhörnchenweg und machen Appetit darauf, sich in der Natur zu tummeln.
Mehr Informationen gibt es im Internet unter naturregion-sieg.de
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