Eine Schneise der Zerstörung
Die Bonner Autobahnen A565 und A59 quer durch Bonn und Beuel sollen auf insgesamt 8 Streifen ausgebaut werden: 6 Fahr- und 2 Standstreifen sowie Abbiegestreifen. Das bedeutet: Vollständiger Verlust der Gehölzbestände an den Böschungen, die mindestens 40.000 Bäume an den Bonner Autobahnen A565 und A59 sollen gefällt werden. Und jetzt: Menschen werden ihre Wohnungen verlieren beim Neubau der Nordbrücke: Die 6-streifige Nordbrücke „Friedrich-Ebert-Brücke“ soll abgerissen, der Neubau sogar insgesamt 11 Streifen bekommen. Wohn- und auch Geschäftshäuser sollen dafür abgebrochen werden; für einen Radweg sieht die Autobahn GmbH keine Möglichkeit. Ein Milliardengrab!
Raimund Gerber

Flächeninspruchnahme der neuen Nordbrücke „Friedrich-Ebert-Brücke“ in Rot. Beschriftung / Einzeichnung: R. Gerber nach Plänen der Autobahn GmbH v. 17.03.2025
Quellenvermerk Foto: © GeoBasis-DE / BKG (2024) CC BY 4.0
Graurheindorf/Castell/Auerberg: Am 28.8.2025 fuhr die „Critical Mass“ unter lautmöglichstem Geklingel unter der Nordbrücke durch und wurde an der Römerstraße mit noch lauterem Krach aus Kochtöpfen, Topfdeckeln, Kazoos und Trommeln begrüßt. Sie fuhr an schönen alten Häusern Richtung Innenstadt, bis ihnen nach 30 Metern ein Schild auffiel, auf dem stand „Brückengrenze“.
Sachstand Nordbrücke und persönliche Schicksale
Einige dieser Häuser zwischen Römerstraße und Graurheindorfer Straße werden nach Plänen der Autobahn GmbH in circa 10 Jahren nicht mehr stehen. Sie stehen der Verbreiterung der Nordbrücke von 6 auf 11 Streifen im Weg. Sie sind Teil eines Abrissplans, der, wie wir zählten, bis zu 24 Häuser und 140 Wohnungen betrifft. Ihre Bewohner, die oft seit mehreren Generationen dort wohnen, werden aus ihren Wohnungen und Häusern vertrieben. Zwangsräumung, Enteignung und Abriss drohen! 4.300 Quadratmeter des Römerbades mit 37 zu fällenden Bäumen sollen mit der neuen Nordbrücke überbaut werden. 164 Bäume zwischen den besagten Häusern müssten gefällt werden. Die Autobahn GmbH hält genaue Daten zurück.
Da wird eine Milliarde verbaut und ein paar Tausend Euro stehen nicht für ein MODELL bereit, das die Menschen verstehen? Die Autobahn GmbH will wohl nicht, dass die Bürger*innen verstehen! Auch eine Vielzahl weiterer Reihenhäuser und Wohnblocks mit hoher Wohndichte zwischen Graurheindorfer und Kölnstraße in Castell und Auerberg werden in Zukunft noch mehr von Lärm, Luftverschmutzung und weniger Grün betroffen sein. Die Betroffenen erhalten immer noch keine detaillierten Informationen auf ihre Nachfrage, was mit ihnen passiert.
Hintergrund der Autobahnbaumaßnahmen
Der Auftrag zur A565 ergibt sich aus dem Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP 2030), Bundesfernstraßengesetz (FStrG) und Fernstraßenausbaugesetz (FStrAbG). Die A565 ist geplant als transnationale Verkehrsachse bzw. Fernautobahn mitten durch das Stadtgebiet Bonn über den Rhein. Sie verbindet den Südwesten mit dem Nordosten, also die A61 mit A555, A 59, A3, A 4 und dem Südkölner Raum. Das „Bauziel“ ist „E6“: Dies bedeutet 6 Fahrstreifen.
Die Dimensionen
Die bestehende Nordbrücke hat auf der Strombrücke eine Gesamtbreite von 36,30 Metern bei 6 Fahrstreifen. Die neue Nordbrücke soll aus zwei (!) Brücken, für jede Fahrtrichtung eine, bestehen, die einen Abstand von 10,50 m haben sollen. Für den sogenannten 6-streifigen Ausbau plant die Autobahn GmbH gemäß Ihrer „Infomesse“ vom 17. März 2025 für die Strombrücke: 6 Fahrstreifen, 3 Einfädelungsstreifen, 2 Standstreifen, so dass man auf 11 Streifen kommt, mit einer Gesamtbreite von 65,95 m. In den Auffahrtbereichen und Wohngebieten soll die Breite sogar 70,15 m betragen.
Bäume, Naturschutz, Klimaschutz
Rechtsrheinisch entstehen Grünflächenverluste westlich von Geislar und südlich der jetzigen A565 mit circa 50.000 Quadratmetern. Die beidseitigen zirka 15 Meter breiten Grünstreifen und das Landschaftsschutzgebiet werden überbaut: Die Autobahn wird auf das Landschaftsschutzgebiet gebaut.
Linksrheinisch bedeutet die Verbreiterung circa 70.000 Quadratmeter Überbauung von Grünflächen und mit Wohnungen bebauten Flächen. Der Neubau Nordbrücke reicht bis zur Kölnstraße!
Die Stadt Bonn bestätigt auf ihrer Website am 02. Juli 2025:
Der Ausbau der A565 wirkt sich negativ auf das Stadtklima aus, führt zu einer Zunahme der Lärmbelastung, werde zu einem weiter steigenden Verkehrsaufkommen führen, anstatt einer Entlastung.
Warum die massive Verbreiterung?
Heute fahren auf der Bonner Nordbrücke, über den Tag verteilt, circa 105.000 Autos. Gemäß BVWP sollen es errechnete 112.000 Autos inklusive Schwerverkehr werden. Dies ist Grundlage für die Dimensionierung der Nordbrücke und der angrenzenden Autobahnabschnitte. Die Berechnungen sind durch uns nicht nachvollziehbar, die Untersuchungen sind nicht veröffentlicht. Maßstab für die Anzahl und die Breite der Streifen sind die „Richtlinien für die Anlage von Autobahnen“ RAA. Die Autobahn GmbH hält sich an den größtmöglich dort aufgeführten Querschnitt RQ 36, Entwurfsgeschwindigkeit 130 km/h. Kleinere Querschnitte und Geschwindigkeit von 80 km/h wurden nicht untersucht, auch nicht der Wegfall der Standstreifen, wie sogar der designierte Oberbürgermeister Déus forderte. Unserer Meinung nach rechtfertigen die tatsächlichen Verkehrsverhältnisse bei Analyse von googlemaps oder verkehr.nrw die Erweiterungen nicht, sind unwirtschaftlich.
Radweg auf der neuen Nordbrücke A565?
Trotz aller Milliardenausgaben plant die Autobahn GmbH für die neue Nordbrücke keinen Radweg, keinen Fußweg, nur einen „Betriebsweg“ mit 3 m Breite. Die Forderungen der Stadt Bonn nach Rad und Fußweg: für die Südseite ein 4 m breiter Radweg plus 2,50 m breiter Gehweg, für die Nordseite ein 3 m Betriebsweg für Fuß und Radverkehr freigegeben (Beschlussvorlage 241968). Gemäß Bonn.de vom 28.8.2025 teilte die Autobahn GmbH der Stadt Bonn mit, „dass nach fachlicher und juristischer Prüfung eine Verbreiterung der Betriebswege des Ersatzneubaus weder in das Planverfahren noch in Bau oder Unterhaltung integriert werden könne“. Der Amtsschimmel wiehert. Weder die Stadt Bonn noch der Rhein-Sieg-Kreis wollen das so stehen lassen. Oberbürgermeisterin Katja Dörner und der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Sebastian Schuster, setzen sich in gemeinsamem Schreiben an Bundesverkehrsminister Schnieder für einen attraktiven, überregionalen Radschnellweg im Zuge des Neubaus der Bonner Nordbrücke ein.
Fazit/Appell
Die tatsächlichen Verkehrsverhältnisse erfordern keine Erweiterung der Bonner Autobahnen. Massive Zerstörung von Wohnbebauung, Verlust von Landschaftsschutz- und -überschwemmungsgebiet, Vergrößerung der Schneise durch die Stadt, Verschlechterung des Stadtklimas: STOP den Milliardenprojekten A565 und A59! Maß halten, Finanzen nicht verschleudern, Klima, auch in Bonn, retten! Wir fordern Bundesverkehrsminister SCHNIEDER, die Bundestagsabgeordneten Katrin UHLIG (Grüne) und Prof. Hendrik STREECK (CDU) sowie den designierten OB Guido DÉUS auf, dieses Wahnsinnsprojekt „Nordbrücke Bonn A565“ zu stoppen.
Bürgerinitiativen im Kontext Nordbrücke / A565
Die Bürgerinitiative „Wir Für Vier“ setzt sich insbesondere für die Beibehaltung der Nordbrücke als Stadtautobahn sowie ihres Wohnraums im Zuge des Nordbrückenneubaus ein.
Die Bürgerinitiative „Moratorium A565“ setzt sich gegen die Erweiterung der Autobahnen im Bonner Raum ein.
Der VCD e.V. tritt für die Verkehrswende ein.
Weitere Daten/Fakten /Infos
https://wirfuer4-nordbruecke-bonn.org
https://www.moratorium-a565.de
https://nrw.vcd.org/der-vcd-in-nrw/bonn-rhein sieg-ahr
Website der Autobahn GmbH https://bonnbewegt.de/
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