Atommüll schneller einlagern?


Susanna Allmis-Hiergeist


Im August dieses Jahres schaffte es das Thema Endlagersuche wieder einmal in die Schlagzeilen. Der aktuell anvisierte Zeitrahmen für einen Standortvorschlag zwischen 2046 und 2068 solle immer noch zu knapp bemessen sein. Bei einer Prozessanalyse des Ökoinstituts wurde klar, dass bei optimalem Verlauf eine Entscheidung frühestens im Jahr 2074 möglich sei. Was war geschehen? Die Wissenschaftler hatten naheliegenderweise der technischen Standortfestlegung die notwendigen Prüf-, Verwaltungs- und Gesetzgebungsschritte hinzugefügt. Braucht man dazu eine teure Studie?

Dafür wurde es beim 3. Forum Endlagersuche am 22./23. November in Würzburg richtig spannend. Gemäß Untersuchungsbericht Teilgebiete der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) aus dem Jahr 2020 schien etwa die Hälfte der Fläche Deutschlands für ein Endlager geeignet zu sein. Was ist seitdem passiert? Immerhin arbeiten allein bei der Bundesgesellschaft in etwa 120 Expert*innen an dem Projekt. Eine Antwort auf die Frage versucht ein neuerlicher Teilgebietsbericht zu geben, der am 4.11.2024 veröffentlicht wurde. Er beschäftigt sich mit dem Arbeitsstand der repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen (rvSU). Dabei werden verschiedene Prüfschritte durchlaufen und die Hürden bei jedem Schritt etwas höher gelegt. Gebiete, die eine Hürde nicht übersprungen haben, werden nicht weiterbearbeitet. So konnten Bereiche identifiziert werden, die sich als Kategorie D (ungeeignet) und C (weniger geeignet) erwiesen haben.

Allerdings bezieht sich der veröffentlichte Arbeitsstand lediglich auf 13 der 90 identifizierten Teilgebiete. Und auch in den 13 vorgestellten Gebieten befinden sich noch Teilflächen, die sich bei den weiteren schärferen Prüfungen als A (sehr gut geeignet) oder B (gut geeignet) erweisen könnten. Rechnet man die aktuell bestimmten C- und D-Flächen aus den 54 Prozent heraus, kommen immer noch 44 Prozent von Deutschland potentiell für ein Endlager in Frage.

Zu beachten: Auch die C- und D-Gebiete sind nicht sofort aus dem Rennen, da erst 2027 ein Standortvorschlag für die übertägige Erkundung von voraussichtlich fünf bis sechs Regionen vorliegen wird.

Ein wesentliches Thema beim 3. Forum Endlagersuche war die Frage, wie die Standortsuche beschleunigt werden kann – auch vor dem Hintergrund der problematischen Zwischenlager. Ein Vertreter der Geschäftsführung der Schweizer Endlagergesellschaft Nagra warb dafür, sich noch konsequenter auf die nach jetzigem Kenntnisstand aussichtsreichsten Gebiete bei der Evaluation zu konzentrieren. Für viel Wirbel sorgte ein Vorschlag der Entsorgungskommission, kristallin geprägte Teilgebiete wegen der Undichtigkeit bei zerklüftetem Felsen ganz aus dem Verfahren herauszunehmen. Bayerns Presse jubelte.

Die beim Forum anwesenden Vertreter der Gebietskörperschaften bewegte aber vor allem die Frage, was der neue Bericht der BGE für die bisher noch nicht kategorisierten Flächen bedeutet. Wurden sie einfach noch nicht detaillierter angesehen oder sind sie sogar gut bis sehr gut geeignet? Direkte Antworten gab es nicht. Die nächsten Arbeitsstände werden Ende 2025 veröffentlicht.

Bis dahin wird Sie das Portal www.endlagersuche-infoplattform.de auf dem Laufenden halten. Über einen interaktiven Navigator (www.bge.de/navigator) gelangen Sie mit der integrierten Postleitzahl-Suchfunktion direkt zu Informationen über den Status Ihres Wohnorts.

 

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