Ein Bericht aus der BUZ 3/06
Bodenschutz fängt im Garten an. Hier kann jeder Gartenbesitzer mithelfen. Pestizide und Torf sollten tabu sein. Ein Mulchdecke schützt vor Feuchtigkeitsverlusten und leichtes Aufharken bringt Sauerstoff in den Boden. Als guter Dünger bietet sich Kompost an. Ansonsten sollte eine Düngung nur gezielt erfolgen. Hier kann jede*r Gartenbesitzer*in mithelfen.
Claria Weber
Endlich ist der Sommer da! Wer jetzt seinen Garten auf Vordermann bringen möchte, sollte beim Boden anfangen. Behandelt man ihn pfleglich, dann wird man auch entsprechend ernten.
Was versteht man eigentlich unter Boden? Zunächst besteht Boden aus verwittertem Gesteinsmaterial, dem mineralischen, anorganischen Untergrund. Darüber findet sich eine Humusschicht, die aus abgestorbenen Pflanzen und Tieren, also hauptsächlich aus organischen Stoffen, besteht. Diese werden von Bodenorganismen langsam verändert und teilweise zu Mineralstoffen (wie beispielsweise Nitrat) abgebaut, die lebende Pflanzen dann wieder verwerten können. Eine unübersehbare Vielfalt von Kleintieren tummelt sich im Boden. Hierzu gehören Regenwürmer, Asseln, Spinnen, aber auch Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze. Sie alle tragen dazu bei, dass im Boden ein ständiges Recycling stattfindet. Regenwürmer lockern zudem die Erde auf, indem sie sich metertief hineingraben. Sie fressen die Erde und scheiden kleine Humushäufchen wieder aus. Die dunkle Färbung des Humus wird durch sogenannte Huminstoffe hervorgerufen. Obwohl schwer abbaubar, tragen sie trotzdem zur Bodenfruchtbarkeit bei, da sie Nährstoffe und Wasser binden können und mit ihrer Krümelstruktur für eine gute Durchlüftung sorgen.
Nach der Größe der Bodenteilchen unterscheidet man schwere Tonböden (sehr kleine Teilchen), Schluff (mittlere Teilchengröße) und leichte Sandböden (große Teilchen). Tonböden sind sehr dicht, halten aber Wasser und Nährstoffe gut fest. Sandböden dagegen sind zwar gut durchlüftet, Wasser und Nährstoffe sickern jedoch leicht hindurch.
Viele Gartenbesitzer beginnen im Frühjahr ihre Gartenarbeit mit dem Umgraben des Bodens. Diese Tätigkeit ist nicht nur unangenehm und schweißtreibend, sondern bringt auch das Bodenleben durcheinander. Auf diese Weise kommen solche Bodenbakterien, die normalerweise ohne Sauerstoff leben, mit Luft in Berührung. Regenwürmer können durch den Spaten verletzt werden. Einen schweren tonhaltigen Boden lockert man am besten mit einer Hacke auf. Vorher sollte man etwas Sand und Kompost unterpflügen.
Irrtum Torf
Wer glaubt, er tue seinem Boden und seinen Pflanzen etwas Gutes, indem er Torf verwendet, ist auf dem Holzweg. Torf enthält kaum Nährstoffe. Er wird aus Mooren gewonnen, die extrem nährstoffarm sind. Dort gedeihen deshalb halb nur ganz bestimmte Pflanzen, die an diesen Boden angepasst sind. Da es kaum noch Moore gibt, sollten diese geschützt werden, das heißt man sollte auch aus diesem Grund auf den Kauf von Torf verzichten. Ein weiterer Nachteil ist die saure Bodenreaktion bei der Verwendung von Torf. Nur wenige Pflanzen (zum Beispiel Rhododendron und Heidekraut) sind darauf eingestellt. Bestimmte Nährstoffe, wie beispielsweise Calcium, werden bei zuviel Säure leicht ausgewaschen. Günstig ist es, wenn der Boden im leicht sauren bis neutralen Bereich liegt. Mit pH-Papier kann auch der Laie das einfach nachprüfen. Mit dem pH-Wert gibt man die Säure- oder Laugenstärke einer Lösung an. Ist der Boden auch ohne Torf zu sauer, dann sollte man kalken. Aber auch hier muss man vorsichtig sein, denn wenn das pH-Papier einen alkalischen Wert anzeigt, dann werden Spurenelemente von den Pflanzen schlechter aufgenommen.
Lebendige Mulchdecke
Was tun gegen zuviel Unkraut im Garten? Einem Biogärtner bleiben da nur drei Alternativen: Entweder ausrupfen, mulchen oder sich mit einigen Unkräutern anfreunden. Im Augenblick sieht man in vielen Gärten und auf öffentlichen Rasen den blau blühenden Gundermann. Eigentlich ist er viel zu hübsch, um ihn auszurupfen. In Gemüsebeeten kann Unkraut jedoch sehr lästig sein. Hier ist es sinnvoll zu mulchen, das heißt man deckt den Boden mit Pflanzenmaterial, wie zum Beispiel Blätter oder getrocknetem Rasenschnitt, ab. Bei Erdbeeren nimmt man auch gerne Stroh. So bleiben die Früchte trocken. Eine Mulchdecke hält den Boden feucht und warm, sodass sich die Bodenlebewesen wohlfühlen. Im Ziergarten sind Rindenschnitzel aus ästhetischen Gründen besser geeignet. Praktisch und gleichzeitig schön anzusehen ist eine lebendige Mulchdecke aus niedrigen Bodendeckern.
Ein leidiges Thema ist auch das Düngen. Immer wieder liest man, dass nicht nur landwirtschaftliche Flächen, sondern auch Privatgärten überdüngt sind. In Norddeutschland hat eine Untersuchung ergeben, dass viele Gärten zu hohe Phosphor- und Kaliumgehalte aufweisen. Aber auch Stickstoff, der als Nitrat von den Pflanzen für den Aufbau von Eiweißen benötigt wird, wird häufig in diesem Zusammenhang genannt. Wird Nitrat direkt in Form von Mineraldüngern zugeführt, dann besteht die Gefahr der Auswaschung ins Grundwasser, da Nitrate gut wasserlöslich sind. Nitrat selber ist zwar nicht gefährlich, es kann aber zu giftigen Stoffen, zum Beispiel Nitrit umgebaut werden. In Gemüsegärten kann es sich auch besonders in Blattgemüse, anreichern. Bei Verwendung von Mineraldüngern muss daher genau beachtet werden, welche Mineralstoffe fehlen. Auf keinen Fall darf die auf der Packung angegebene Menge überschritten werden. Eine Überdüngung stellt nicht nur ein Problem für das Grundwasser dar, bestimmte Mineralstoffe im Überschuss können auch das Wachstum oder die Widerstandskraft der Pflanzen einschränken.
Düngen mit Kompost
Ein Biogärtner düngt bevorzugt mit Kompost. Am besten stellt man ihn selber her. Im Komposthaufen laufen ähnliche Prozesse ab wie in der Humusschicht des Bodens: Kleintiere und Mikroorganismen zersetzen die Pflanzenreste. Der Komposthaufen muss deswegen Kontakt zum Boden haben. Auch andere organische Dünger, wie zum Beispiel Horn-oder Knochenmehl, können verwendet werden. Sie können bei Stickstoffmangel eingesetzt werden. Diese Dünger haben den Vorteil, dass sie zunächst von den Bodenorganismen zu Mineralstoffen umgesetzt werden müssen. Das braucht Zeit. Auf diese Weise kommt es nicht so schnell zu einer Überdüngung. Auch das Bodenleben wird hierdurch angeregt. Trotzdem muss man auch hier darauf achten, welche Nährstoffe gebraucht werden und in welcher Menge er aufgebracht werden soll. Werden die organischen Stoffe bei feucht-warmem Wetter und gut durchlüftetem, leichtem Boden schnell abgebaut, dann ist auch hier eine Überversorgung des Bodens möglich.
Es kostet nicht unbedingt mehr Zeit oder Geld, auch im Garten einige ökologische Zusammenhänge zu bedenken und entsprechend zu handeln. Nach getaner Arbeit kann man sich dann mit ruhigem Gewissen auf die Terrasse legen.
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