„Die Natur muss gefühlt werden“

1. Januar 2020 | Interview, Ökologie, Susanna Allmis-Hiergeist | 0 Kommentare

– sagte Alexander von Humboldt

Nach zweijähriger Umbaupause ist das Haus der Natur an der Waldau wieder für kleine und große Besucher*innen geöffnet. Wir fragten Heike Hückesfeld von der Stadt Bonn, welches Konzept der Neugestaltung des Gebäudes und der Ausstellungsräume zugrunde liegt.


Heike Hückesfeld / Susanna Allmis-Hiergeist


„Bei der Neugestaltung wurde darauf geachtet, den alten Charme des Hauses der Natur zu erhalten und dennoch das Haus in ein modernes Umweltbildungszentrum zu verwandeln“, betont die Leiterin der Einrichtung. Es biete nun Platz für einen Dauerausstellungsraum, zwei Seminarräume und einen Wechselausstellungsbereich. Damit sei es zum einen außerschulischer Lernort für Bildung für nachhaltige Entwicklung und diene andererseits allen Aktiven der Umweltbildung als regionale Plattform.

Waldöffner machen Besucher*innen Lust auf Wald

Die Dauerausstellung zum Thema „Großstadtwald“ wurde so konzipiert, dass sich Jung und Alt an verschiedenen Stationen u. a. über die kulturhistorische Nutzung des Kottenforstes, die Artenvielfalt des Stadtwaldes, den Wald im Klimawandel und über weltweite Waldprodukte informieren können. „Unser Wunsch war es, mit diesen Modulen sogenannte Waldöffner zu schaffen, um den Besucherinnen und Besuchern Lust darauf zu machen, nach draußen zu gehen und den Wald zu erforschen“, erklärt Heike Hückesfeld. „Außerdem sollen bereits die Kleinsten die Möglichkeit haben, durch sinnliches Erleben, die Tier- und Pflanzenwelt ihrer unmittelbaren Umgebung kennenzulernen.“

Natur zum Anfassen für Kinder

Sehr beliebt bei den Kindern sei es beispielsweise, die im Themenbereich „Artenvielfalt“ gezeigten Frosch- und Krötennachbildungen per Knopfdruck zum Quaken zu bringen. So lernten die Kinder spielerisch die Vielfalt der Amphibien kennen, und dass sich diese nicht nur optisch, sondern auch anhand des Quakens voneinander unterscheiden lassen. Aber auch Riechdosen, Lupen und Fühlboxen regten den Forscherdrang der Kinder an.

Dadurch, dass der lokale Bezug gestärkt wird, sollen die Kinder darin fit gemacht werden, auch globale Zusammenhänge besser zu verstehen und auch entsprechend handeln zu können. In Ergänzung bietet der Wechselausstellungsraum eine Möglichkeit, die Themen der Dauerausstellung mit aktuellen Bezügen zu vertiefen. Auch lokale Künstlerinnen und Künstler finden hier einen Platz, ihre Arbeiten mit Naturbezug zu zeigen.

Mit Workshops raus in den Wald

Bei einer Bildungseinrichtung ist die Frage naheliegend, an welche Zielgruppen sich die Angebote wenden. Das umweltpädagogische Programm richte sich sowohl an Kindergärten, Grund- und weiterführende Schulen wie auch an Förderschulen, erläutert Frau Hückesfeld. Workshops wie „Der Wald und die Jahreszeiten“, „Unser Wald – Unsere Lebensgrundlage“ und „Forschungsreise: Von der Wurzel bis zur Krone“ seien zielgruppenorientiert entwickelt worden und fänden hauptsächlich draußen im Wald statt. Die Kinder und Jugendliche sollten die Möglichkeit haben, Rinde und Moos anzufassen, das Rascheln der Blätter zu hören, wenn der Wind durch die Baumkronen weht, und den typischen Geruch von Waldboden einzuatmen.

Heike Hückesfeld führt ein Zitat von Alexander von Humboldt (1848) an: „Die Natur muss gefühlt werden.“ Und gerade, wenn im Wildschweingehege die kleinen Frischlinge zu sehen seien oder der Rothirsch im Herbst mit seinem imposanten Geweih laut röhrte, wären Besuche mit Kindern bei den Tiergehegen immer wieder eine Attraktion. Und dass diese umweltpädagogischen Programme für Bonner Institutionen kostenlos sind, ist der Leiterin des Hauses der Natur eine besondere Freude.

Ausstellung mit wechselnden Themen: Bis März können sich Besuchende zum “Wolf” informieren

Als nächstes interessiert uns der Wechselausstellungsbereich. Im laufenden Jahr ist dort eine temporäre Ausstellung dem Leben der Wölfe gewidmet. Wir fragen, wie die Themen gewählt werden, und ob es schon einen Schwerpunkt/Schwerpunkte für das kommende Jahr gibt.

Die Wechselausstellungen sollen die Bereiche „Wald“ und „Nachhaltigkeit“ u.a. auch vor dem Hintergrund aktueller Brennpunktthemen beleuchten, berichtet Frau Hückesfeld. „Deshalb ist die Wolfsausstellung, die durch das Waldhaus Freiburg konzipiert wurde, noch bis Ende März zu Gast. Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland ist ein sehr emotionsgeladenes Thema. Viele Menschen fühlen sich nicht ausreichend informiert und sind entsprechend skeptisch, ob ein so großes Raubtier überhaupt bei uns leben kann. Mit unserer Ausstellung wollen wir diese Informationslücken füllen und mit den Besucherinnen und Besuchern über die Rückkehr dieses faszinierenden Tieres diskutieren.“

Foto- und Mitmach-Ausstellung

Im nächsten Jahr sollen die verschiedenen Wechselausstellungen den Wald mit all seinen Facetten zeigen. Passend zum Frühling wird eine Fotoausstellung zu bewundern sein, die die Schönheit und Vielfalt heimischer Blüten und Blätter zeigt. Außerdem wird es eine Mitmachausstellung geben, bei der alle Besucherinnen und Besucher eingeladen sind, den Wald in kreativer Art und Weise ins Haus der Natur zu holen und so die Ausstellung mitzugestalten.

Zum Schluss erfahren wir, dass die Seminarräume auch für Veranstaltungen gebucht werden können, wenn sie sich mit den Themen „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, „Naturschutz“ oder „Nachhaltigkeit“ befassen. Gemeinnützigen Bonner Institutionen wird dabei ein Rabatt auf die Raummiete gewährt. Das Haus der Natur soll eben auch ein Ort sein, an dem man sich informieren kann, welche Umweltbildner und -verbände es in der Region gibt und in welcher Form man sich engagieren kann. Das Ökozentrum Bonn wird davon Gebrauch machen.

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