Aktionskunst für eine plastikmüll- und fossilfreie Zukunft

12. August 2021 | Ökologie, Nachhaltigkeit | 0 Kommentare

Kreativer Parcours zum Weltumwelttag

„An diesem Wendepunkt für die Menschen und den Planeten brauchen wir Kunst und Kreativität, um den Wandel zu inspirieren, den wir in unseren Gesellschaften sehen wollen”, sagt Marina Ponti, Direktorin der in Bonn ansässigen UN SDG Action Campaign. Das war auch der Gedanke hinter der lokalen Gemeinschaftsaktion zum Weltumwelttag 2021, der unter dem Motto Wiederherstellung von Ökosystemen stand.

Sandra Prüfer

Am 5. Juni um 12 Uhr begann das neue Zeitalter. Denn genau zu diesem Zeitpunkt wurden am Beueler Rheinufer die fossilen Brennstoffe dahin zurückgebracht, wo sie hingehören, beerdigt unter die Erde. Während Frank Abschlag als EU-Klimapakt-Botschafter (Kölle4Future) die Eröffnung moderierte, tönte Mitorganisatorin Saskia Meyer (Ernährungswissenschaftlerin und Gründerin der Initiative FOODerstand) durch ein Megafon: „Schluss mit den fossilen Energien! Ende mit der Kohle!“
Die Beerdigung, begleitet von schwerer Cello-Musik, begann. Die vier Sargträger und ein Haufen Kohle hatten zwar nur einen symbolischen Charakter, doch am Rheinufer wurde es dann ganz konkret. Nach der Performance unweit des Hiroshima-Mahnmals wurde Bonn aufgefordert, als erste deutsche Stadt die globale Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty Initiative zu unterstützen.
Die Stadt Bonn solle sich dem Vertrag zur Nichtverbreitung fossiler Energien anschließen, auch um als Zentrum der globalen Klimadiplomatie ein weiteres Zeichen für den dringend benötigten Klimaschutz durch nicht-fossile Energiequellen zu setzen. „Dazu werden wir einen entsprechenden Bürgerantrag einreichen“, kündigte Sven Harmeling, der bei P4F Bonn aktiv ist, an.

Interaktiver #ForNature Parcours

Zur Feier des 50. UN-Weltumwelttags hatten über 20 lokale Initiativen und Künstlerinnen eine kreative Gemeinschaftsaktion organisiert, um sich für den Umweltschutz stark zu machen und für eine lebenswerte, plastikmüll- und fossilfreie Zukunft. Entlang eines interaktiven, Corona-konformen Parcours — vom China-Schiff bis zum Limpericher Ufer — zeigten sie an Ständen auf, wie die Transformation in eine sozial und klimagerechte Welt gelingen kann. Bonnerinnen jeden Alters konnten sich an einer „Rhein Clean-Up“-Aktion beteiligen und über Wege der Müllvermeidung informieren.
Dazu gab es Aktionskunst und die Möglichkeit, sich an Stationen zu unterschiedlichen Themenbereichen auszutauschen wie nachhaltige Ernährung, Mobilitätswende, Energiewende, Urban Gardening und Biodiversität. Auf den Rasenflächen dazwischen waren bunte Parachutes for the Planet (Spielfallschirme) ausgelegt, bemalt von lokalen Schulen und der Artists4Future-Bonn/Rhein-Sieg-Gruppe.

Aufstehen oder Aussterben

Ein Höhepunkt war die Dance Performance von Extinction Rebellion zu dem Bee-Gees-Disco-Klassiker Staying Alive mit einem anschließenden Die-In. Die in Tierkostümen verkleideten Aktivist*innen wollten damit auf den Verlust der Artenvielfalt aufmerksam machen. Laut dem Weltbiodiversitätsrat sind von acht Millionen Tier- und Pflanzenarten eine Million vom Aussterben bedroht.
Stellvertretend für diese waren auf dem Kunst-Banner im Hintergrund acht bedrohte Tierarten abgebildet: Sumatra Orang-Utan, Berggorilla, Südchinesischer Tiger, Saola, Jangtse Glattschweinswal, Spitzmaulnashorn, Karettschildkröte und Sumatra Elefant. Der Bonner Künstler Sean Ziethen hat das Gemälde mit dem Titel Atempause 2020 gemalt als Beitrag zu dem öffentlichen Kunstprojekt Den Blick heben der Bonner Stiftskirche, das sich auf unsere Erfahrungen im Hinblick auf die Corona-Zeit bezog.
„Dadurch, dass die Wirtschaft durch die tragische Covid-19-Pandemie stark zurückfahren musste, hatte immerhin die Natur die Chance, sich etwas zu erholen. Keine Abgase, kein Kerosin und viele Werke standen still. Faktoren, die selbst uns die Luft zum Atmen nehmen”, so Ziethen.
In der Speaker-Corner ermutigte Prof. Nikolaus Froitzheim das Publikum nach der Dance Performance zum Aufstehen und raschen Handeln gegen die Klima- und die ökologische Krise. „Heute im Jahr 2021 haben wir noch eine Chance, den Albtraum abzuwenden”, sagte Froitzheim, der am Institut für Geowissenschaften der Universität Bonn lehrt. Froitzheim ist bei Extinction Rebellion und SF4 engagiert und hat mit den Students4Future die öffentliche Ringvorlesung Aspekte der Erderwärmung der Uni Bonn initiiert.
Eine musikalische Vertonung von 133 Jahren Erderwärmung, die auch im Logo von S4F visualisiert ist, hatte zuvor Dietrich Kolk (GreenDrinks Bonn) vorgetragen. Das Cello-Stück A Song of our Warming Planet wurde von Daniel Crawford komponiert, ein Geologiestudent von der University of Minnesota.

Let’s #TurnItAround in Bonn

Mit dabei an dem Tag war auch der Rhein Ranger, eine von dem Schauspieler Daniel Breitfelder geschaffene Kunstfigur zur Einweg-Müll-Bekämpfung und Weltrettung. Er war auch einer der Speaker des virtuellen #TurnItRound TEDx Bonn am 8. Juni. Zum Ausklang des Aktionstags gab es eine offene Mother Earth Music Jam und ein Pop-Up-Konzert der Alten VHS House Band.

Erschienen in BUZ 4_21

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