Bäume nah und fern bewahren
Jährlich macht uns der/die Baumkönig/in einen interessanten Baum bekannt. 2024 wird mit der Mehlbeere der Zukunftsbaum für die Stadt vorgestellt. Ansprechendes Aussehen, Vorliebe für offene Standorte und Resistenz gegenüber längerer Trockenheit sprechen dafür. Sicherlich brauchen wir klimastabile Bäume – den vorhandenen aber zu pflegen, zu bewahren, dazu können Sie sich in dieser Ausgabe Anregung holen. Werden Sie selbst Baumkönig/in mit Ihrer Verantwortung für unsere Bäume!
Ralf Wolff
Wir leben in einer Zeit, in der über Bäume zu reden oder zu schreiben schwer fällt, weil es viel größere Probleme zu lösen gilt. Doch auch der Umgang mit Bäumen muss uns beschäftigen – trotz alledem. Der Zwischenruf (12.2.24) wagt diesen Spagat einer emotionalen Wertschätzung und des Missbrauchs durch Greenwashing. Die Anerkennung der klimatischen Leistungen der Bäume ist unverzichtbar für unser Überleben und damit auch für unseren Frieden.
Dank eines riesigen weitverzweigten Pilzgeflechts erhalten Baumwurzeln auch bei ungünstigen Bedingungen Nährstoffe und Wasser. Seit zirka 25 Jahren sehen Wissenschaftler*innen in dieser Symbiose auch Vorteile für das Überleben der Baumgesellschaft, indem stärkere Bäume die schwächeren über dieses Geflecht stützen.
Kunst trifft Natur — Natur trifft Kunst
Vom Leben der Pilzmyzele im Boden und dem Wirken des Theaterprojekts MYZEL des Bonner fringe ensemble im Stadtraum berichten unsere Autorinnen auf Seite 12, für uns am 19.2.24. Wie sich die Pilze über ihr feinfädiges Myzel mit dem Wurzelwerk von Bäumen vernetzen und austauschen, soll in der künstlerischen Arbeit gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren der Stadtgesellschaft ein perspektivenreiches Bild von Mensch-Natur-Vorstellungen entstehen. Den Auftakt bildete im Oktober ‘23 ein Schul-Workshop an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule. Die Uraufführung des Sing-Klang-Sprechwerks ist im Rahmen des Beethovenfestes 2024 geplant.
Auf unseren Wegen interessieren wir uns für bestimmte Bäume und würden gerne mehr über diesen oder jenen Baum wissen. Im Bonner Baumkataster können wir Auskunft erhalten, auch wenn es nur Eckdaten sind.
Baumkataster
Am 8.1.24 prüft unser Redakteur, inwiefern das Baumkataster umfassende Auskunft über den Bonner Baumbestand geben kann. Auskünfte, die wir benötigen, um Entwicklung und Leistungsfähigkeit des Baumbestands im Hinblick auf die Klimaresilienz einschätzen zu können. Bewahren und Pflege des Baumbestands sollten im Vordergrund stehen.
Baumschutzrecht
Für den Erhalt und die Entwicklung des Bonner Baumbestands braucht es rechtliche Regelungen, die den Baumerhalt stützen statt Ersatzpflanzungen ermöglichen. In Anbetracht des radikalen Kahlschlags auf der Bonner Straße im Kölner Süden ist bemerkenswert, dass die Stadt Köln eine zeigenswerte Baumschutzsatzung hat. Unsere Autorin vergleicht sie mit der aktuell in den Bonner Ratsgremien debattierten Neufassung der aus dem Jahr 2000 stammenden Satzung. Dabei ist die Kölner Version in Teilen bei wichtigen Kenngrößen wie Stammumfang und Zahl der Ersatzpflanzungen strenger gefasst. Die Übersicht auf Seite 3 (15.1.24) verschafft Ihnen einen guten Einstieg in den Beitrag unserer Gastautorin aus dem Bonner Aktionsbündnis „StadtGRÜN erhalten!“ auf Seite 4 (22.1.24).
Bonner Baumschutz neu fassen
Die Engagierten im Aktionsbündnis „StadtGRÜN erhalten!“ kümmern sich im Vorfeld von Baumaßnahmen und Planungen um den Baumschutz, damit möglichst wenige Fällgenehmigungen erteilt werden. So hat das Aktionsbündnis die vorgeschlagene Neufassung der Bonner Baumschutzsatzung sehr genau analysiert. Mit dem Beitrag auf Seite 4 (22.1.24)haben Sie den aktuellen Stand des zivilgesellschaftlichen Diskurses um die Neufassung der Baumschutzregelungen gut im Blick. Sehr erfreulich ist, dass künftig Obstbäume auch satzungsgeschützt sein sollen!
Obstbäume erhalten
„Wieder mehr bewährte Obstbaumsorten in Gärten, auf Streuobstwiesen, in der Landwirtschaft und wo immer möglich zu halten, ist aufgrund der globalen Umweltprobleme wichtiger denn je – und sichert auch den Fortbestand unserer alten Sorten!“, so der Appell unseres Interviewpartners Markus Radscheit (25.12.23). Über ein Buchprojekt zu seinem YouTube-Kanal ‚Der Gartencoach‘ kam unsere Redakteurin mit ihm über historische und ausgefallene Obstsorten ins Gespräch, wie die der „Poppelsdorfer Schwarze“. Neben Witzenhausen bei Kassel ist hier in Bonn-Poppelsdorf ein Forschungsstandort zur Erforschung und Pflege von Nutzpflanzen, darunter viele historische und ausgefallene Obstsorten.
Sind letztere durch unbedachten Umgang oder die Klimaextreme auf dem Rückzug, können manch andere Bäume – wie Olivenbäume aus mediterraner Umwelt –Wurzeln schlagen.
Olivenbäume sind imposante Gewächse. Viele kennen sie aus dem Urlaub in mediterranen Gefilden. Doch auch bei uns kann man immer mehr dieser wertvollen Bäume sehen. Die Klimakrise wird diese Entwicklung noch beschleunigen. Unsere Gastautorin Rebecca Borgo aus der Toskana zeigt uns die Vorteile des Olivenbaums auf Seite 12 (24.2.24).
Der Autor dieses Leitbeitrags möchte hier mehr dem Appell des Interviewpartners Markus Radscheit (siehe oben) folgen, indem er seinen
Malus sylvestris mittels Aufpropfen vermehren wird.
Historische Nutzpflanzen und Baum- und Waldwirtschaftskonzepte sind durch die Erderwärmung nicht mehr so umzusetzen wie einst. In zukünftigen Wäldern sind ‚Klimastabile Arten‘ gefragt.
Vom Baum zum Klimawald
Auf der Seite 5 vermitteln wir Ihnen die Diskussion rund um die künftige Waldentwicklung. Wie können wir dauerhaft Holz aus dem Wald gewinnen, ohne an ihm Raubbau zu betreiben? In Anbetracht der klimatischen Veränderung in unseren Breiten können althergebrachte Wirtschaftskonzepte der Nieder- oder Mittelwaldwirtschaft nicht mehr zum nachhaltigen Holzertrag beitragen. Konzepte wie Klimawald oder Zukunftswald deuten an, dass die Anreicherung mit klimastabilen Bäumen wie beispielsweise Hainbuchen, Buchen und Flaumeichen oder Douglasien und Robinien wichtig ist, um den Wald dauerhaft nutzen zu können. Als Zukunftsbaum für die Stadt ist die Echte Mehlbeere (Baum des Jahres 2024, (siehe Beitragsfoto) geeignet. Mit ihrem tiefen Wurzelsystem erträgt sie trockene Perioden bestens. In Zukunft wird sie bei der Begrünung von Städten und als Alleebaum eine noch größere Rolle spielen. Im Folgenden einige Beispiele für Ihre Walderfahrung und unsere globale Waldverantwortung.
Wald erfahren nah und fern
Jürgen nimmt Sie mit auf seinen Waldspaziergang durch das Marienforster Tal bis auf den Heiderhof. Die bewaldeten Hänge bieten hier zu jeder Zeit ein schön anmutendes Schauspiel der jahreszeitlichen Naturaspekte. Aus eigener Erfahrung berichtet er auch über die Schattenseiten des Umgangs mit Bäumen, wenn sie bei der Umsetzung von Bauprojekten stören. So empfiehlt Jürgen nicht nur den Bauwilligen seine Wanderung, damit alle die Bäume von ihrer schönen Seite erfahren und sie mehr und mehr nicht nur als ein störendes Objekt ansehen (17.2.24).
Die Bonner Sektion des Deutschen Alpenvereins ist dieses Mal auch wieder im Verbandsteil der BUZ vertreten. Passend zum Schwerpunkt stellt Ihnen der Naturschutzreferent Björn Langer das Waldschutzgebiete des Nationalparks Eifel vor. (6.1.24)
Am 1.1.24 gibt es einen Tipp für einen Film über den Nationalpark Bayerischer Wald. Mit seinen zahlreichen Informationen über das „Experiment, Natur Natur sein zu lassen“ und tollen Bildern macht er Lust auf eine Wandertour in einem besonderen Wald.
Tropische Regenwälder sind einzigartige Lebensräume, für die wir alle Verantwortung tragen. Auf Seite 5 (5.1.24) haben wir einige Zahlen und Fakten aus dem Jahr 2023 zusammengestellt, die uns dabei helfen, den Regenwald zumindest ein wenig im Blick zu behalten.
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