Äthiopien-Projekt eines Startups in Bonn

22. August 2025 | Ausgabe 4 / 2025 Wir sind BONN, Carmen Planas, Gesellschaft, Meinung, Nachhaltigkeit, Ökologie | 0 Kommentare

Mit Kocher, Klos und Kompost

Zahlreiche bekannte Organisationen in Bonn setzen sich für Nachhaltigkeitsziele im Globalen Süden ein. Die Bonner ClimEtSan-OnTheGround GmbH ist nicht so bekannt, wirbt jedoch zurzeit mit einer überzeugenden Idee, die von 2017 bis 2021 während eines Projekts des Forschungszentrums Jülich entwickelt wurde.
Mithilfe von Öko-Klos, Pyrolyse-Kocher und Pflanzenkohlekompost soll ein kreislauforientiertes Klimaschutzprojekt zunächst in Äthiopien entstehen.


Carmen Planas


Ein Öko-Toilettenhaus in Äthiopien bauen, das will das in Bonn ansässige Startup-Unternehmen
„ClimEtSan-OnTheGround“, ein Spin-off aus dem Forschungszentrum Jülich. Um die Finanzierung zu ermöglichen, wurde im Mai ein Crowdfunding unter www.startnext.com gestartet. 34.000 Euro müssen zusammenkommen, um den Bau einer öffentlichen, ökologischen Sanitäranlage zu ermöglichen. „Über 90 Prozent aller Menschen in Äthiopien haben keinen Zugang zu sicherer Sanitärversorgung“, wird unter startnext.com erklärt. „Das wollen wir gemeinsam mit euch ändern! Zusammen mit unseren lokalen Partnern bauen wir ein öffentliches Öko-Toilettenhaus, mit Trockentoiletten für eine Community von über 2000 Menschen“.

Kompostieranlage für effektvollen Dünger

Foto: K. Werner

Entstehen soll ein Gebäude mit mehreren Toiletten, auf denen statt mit Wasser mit Sägespänen gespült wird. Es ist eine einfache, hygienische und preiswerte Lösung, insbesondere in Ländern mit fehlender Infrastruktur und knappen Wasservorräten.
Kombiniert werden soll die Toilette mit einer Kompostieranlage, um organische Düngemittel zu produzieren. Es geht um eine thermophile Kompostierung von Toilettenabfällen, Pflanzenkohle und anderen organischen Abfällen. Hierbei wird die Mischung auf bis zu 75 Grad Celsius erhitzt, sodass krankheitserregende Stoffe oder Organismen abgetötet werden und ein sicherer, nährstoffreicher Humusdünger entsteht.

Pyrolyse-Kochöfen für Pflanzenkohle

Die Pflanzenkohle erhält das Projekt unter anderem von den Pyrolyse-Kochöfen, die ClimEtSan-
OnTheGround seit 2024 in Äthiopien produzieren lässt. Es sind energiesparende, rauchfreie Öfen, die zum Kochen genutzt werden und als Abfallprodukt Pflanzenkohle erzeugen.
Öko-Toilette, Heißkompostierung, Pyrolyse-Kochöfen – das sind die drei Produkte, die eine Kreislaufwirtschaft in Schwung bringen sollen – für fruchtbare Böden, eine sichere Sanitärversorgung, fürs Klima.

Ausgelaugte Böden können sich erholen

Foto: K. Prost

Es ist eine zukunftsweisende Idee für Länder wie Äthiopien, in denen nur wenige Menschen Zugang zu hygienischen Toiletten haben, in denen sehr viel Holz fürs Kochen mit viel Rauchbildung genutzt wird und wo ungereinigte Abwässer die Umwelt stark belasten. Ausgelaugte Böden können sich mit dem Pflanzenkohle-Dünger erholen, sodass die Ernteerträge besser werden, der Boden wieder als guter Kohlenstoffdioxid-Speicher aktiv wird und das Land weniger von Überflutungen oder Erosionen bedroht wird. Denn nur ein fruchtbarer Boden bindet in großen Mengen Kohlenstoffdioxid, speichert ausreichend Regenwasser, beugt Überschwemmungen vor und versorgt die Pflanzen beständig mit Wasser und Nährstoffen. Die Resilienz der Landwirtschaft gegenüber Dürren und Starkregen soll so entscheidend gefördert werden.

Dringend gebraucht: humusaufbauende Düngemittel

„Wenn wir unsere Art Landwirtschaft zu betreiben nicht ändern, um den Humus unserer Böden aufzubauen, werden bis 2050 neunzig Prozent aller Böden ausgelaugt und unfruchtbar sein“, warnt die Wahlbonnerin Katharina Prost, Geschäftsführerin von ClimEtSan-OnTheGround. „Was wir daher dringend brauchen, sind humusaufbauende Düngemittel. Gleichzeitig haben weltweit 1,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu verbesserter Sanitärversorgung. Und in vielen Ländern gelangen Abfälle aus Toiletten unbehandelt in die Umwelt“. In Zukunft will die
ClimEtSan-OnTheGround GmbH ihre Lösungen mithilfe von Klimaschutzgeldern finanzieren. Doch dafür sei erst eine angemessene Infrastruktur aus Öfen, Toiletten und Düngemittelproduktion notwendig. Katharina Prost: „Schritt für Schritt möchte unser Team diese Vision realisieren. Ihr könnt uns dabei helfen, unser Projekt zu realisieren, das als weltweites Vorbild für eine nachhaltige, umweltfreundliche und nährstoffrecycelnde Sanitärversorgung dienen kann“.

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