Tourismus vs. Umweltschutz

1. Juli 2018 | Gesellschaft, Ökologie | 0 Kommentare

Der Kampf um die Schönheit der Natur

Die Tourismusbranche boomt. Bereits 1998 löste der internationale Tourismus mit Einnahmen in Höhe von 504 Milliarden US-Dollar die Automobilindustrie als größte Exportindustrie der Welt ab. Rechnet man noch die Touristen hinzu, die im eigenen Land Urlaub machen, ergeben sich Gesamteinnahmen der Tourismusbranche von etwa 1,7 Billionen US-Dollar jährlich. Dabei sind gerade wenig entwickelte Länder wie z.B. die Inseln der Karibik oder der Malediven oft stark abhängig von der erfolgreichen Vermarktung ihrer natürlichen Schönheit. Der Tourismus ist ihre wichtigste Einnahmequelle und wird daher stark gefördert, doch die Urlauber bringen nicht nur Geld auf die Inseln, sondern auch jede Menge Probleme. Der Massentourismus und mit ihm Müll, Abwasser, Lärm und Luftbelastung schädigen langfristig die einheimische Flora und Fauna und zerstören dadurch gerade das, weswegen die Touristen ja kommen.


Tobias Landwehr


Selbstzerstörung des Tourismus

Ein trauriges Beispiel hierfür bietet der indonesische Inselstaat Bali, dessen wachsende Beliebtheit bei den westlichen Touristen für zunehmende Wasserknappheit, immer größer werdende Müllberge und Luftverschmutzung durch Verkehr und Müllverbrennung sorgt. Gerade auf kleineren Inseln und in trockenen Gebieten führt der erhöhte Wasserbrauch zu einem regelrechten `Kampf ums Wasser‘. Oftmals werden weit entfernte Trinkwasserreservoirs angezapft oder Stauseen und Ableitungen von Flüssen und Bächen genutzt, um den erhöhten Bedarf zu decken. Dies führt zur Senkung des Grundwasserspiegels und somit langfristig zur Austrocknung der einheimischen Landwirtschaft. Abwässer von Hotels und Gastronomie, die mitunter ungeklärt in Bäche, Flüsse und Meere geleitet werden, verschlimmern die Situation zusätzlich.

Hinzu kommt der erhöhte Verbrauch an den Ressourcen Energie und Land. Großzügige Hotelanlagen zerstören nicht nur das natürliche Landschaftsbild, sie verringern auch die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen und bringen die betroffenen Gebiete dadurch immer stärker in die absolute Abhängigkeit vom Tourismus. Außerdem versiegeln die Bauten und entsprechend notwendigen Straßen und Parkplätze einen Großteil der Bodenfläche, die dadurch ihre natürliche Schutzfunktion, z.B. durch Aufnahme von Wasser bei Starkregen, nicht mehr erfüllen kann.

Fahren oder Fliegen?

Ein weiteres Problem, das der Tourismus mit sich bringt, ist die erhöhte Schadstoffbelastung der Luft, die v.a. während der An- und Abreise entsteht. Ganze 55% der in Deutschland gefahrenen PKW-Kilometer werden im Rahmen von Urlaubsreisen und Freizeitaktivitäten zurückgelegt. Die dabei entstehenden Kohlendioxid-Emissionen treiben die Erderwärmung weiter voran und die ausgestoßenen Stickoxide fördern das Waldsterben. Außerdem führen die vermehrten Abgase langfristig zu Atemwegserkrankungen und Allergien und der erhöhte Verkehrslärm verursacht Stress, bei Mensch und Tier.

Wer jedoch glaubt er hilft der Umwelt, indem er fliegt, irrt sich gewaltig. Die oberen Schichten der Atmosphäre reagieren nämlich viel sensibler auf die ausgestoßenen Schadstoffe, sodass der Flugverkehr die Erderwärmung weitaus stärker vorantreibt, als sein Anteil an der Gesamtemission von Klimagasen vermuten lässt. Noch problematischer sind Kreuzfahrtschiffe, denn diese dürfen ganz ohne Katalysator und Rußpartikelfilter fahren und belasten die Umwelt dadurch umso mehr. Ein Schiff stößt dabei im Schnitt so viele Abgase aus wie etwa 5 Millionen PKW auf gleicher Strecke. Hinzu kommt, dass sie auf hoher See mit Schweröl betrieben werden, ein stark umwelt- und gesundheitsschädlicher Kraftstoff, der an Land sogar verboten ist. Im Hafen laufen die Schiffsmotoren daher im Dieselbetrieb, dies jedoch nonstop. Die Belastung für die Küstenregionen ist enorm, ebenso der Energieverbrauch der Schiffsgiganten, der in etwa dem einer Kleinstadt entspricht.

Urlaub in Deutschland – eine Alternative?

Im Sommer an die Nordsee, im Winter in die Alpen. Wer lieber in Deutschland oder dem nahgelegenen Ausland Urlaub macht, spart sich zwar lange Reisewege, trägt jedoch mitunter trotzdem zur Belastung der Umwelt bei. Gerade der Wintersport ist hier kritisch zu sehen. Neben den Eingriffen in die Landschaft bei der Erschließung neuer Skigebiete in Form von Waldrodungen, Planierungen, Hotel- und Straßenbauten, die die Lebensräume von Pflanzen und Tieren verringern, ist v.a. die künstliche Beschneiung der Pisten umstritten. Für diese werden nämliche enorme Wassermassen benötigt, die teilweise nur noch durch Anzapfen des Grundwassers zu decken sind. Dieses ist aber zu warm und muss daher zunächst gekühlt werden. Die Schneekanonen wiederum werden beheizt, damit sie nicht einfrieren. Energieverschwendung par excellence und am Ende der Saison sind die Almwiesen so zerstört, dass sie nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden können, besonders wenn beim künstlichen Schnee mit chemischen Substanzen nachgeholfen wurde.

Sanftes Reisen

Natürlich ist Reisen nicht nur schlecht. Neben den positiven wirtschaftlichen Effekten in den Touristenorten und dem Erholungswert für den Reisenden bringt dieses schließlich auch unterschiedliche Kulturen zusammen und fördert so letztendlich die Völkerverständigung. Ebenso ist auch das Erleben von Natur zentral für unser Wohlbefinden, sowie für die Wertschätzung und den verantwortungsvollen Umgang mit ebendieser. Befürworter des Öko-Tourismus führen außerdem an, dass dieser auch zum Erhalt von kulturell oder ökologisch wertvollen Gebieten, z.B. durch Schaffung von Nationalparks und Naturschutzgebieten, beitragen kann. Wer beim Reisen also ein paar Regeln beachtet, kann weiterhin guten Gewissens Urlaub machen:
• Fernreisen und unnötige Flüge vermeiden (wer nur mal kurz Sonne tanken möchte, muss dafür nicht ans andere Ende der Welt fliegen)
• Wo es geht Bahn und Rad nutzen, statt Flugzeug und Auto
• Kreuzfahrten vermeiden oder sonst auf moderne Schiffe mit angepasster Abgastechnologie zurückgreifen
• Ressourcen wie Wasser und Energie nicht verschwenden, ggf. sogar sparsamer sein als zuhause, wenn es die lokalen Gegebenheiten erfordern
• Müll vermeiden und ordentlich entsorgen
• Fremde Orte mit Respekt behandeln

Zudem gibt es die Möglichkeit, nicht vermeidbare Flüge über Initiativen wie Atmosfair zu kompensieren. Diesen zahlt man Geldspenden entsprechend der geflogenen Entfernung, die dann wiederum in nachweislich klimaschützende Projekte in Entwicklungsländern investiert werden, durch die letztendlich die gleiche Menge Kohlendioxid eingespart wird. Auch bei der Hotelwahl kann der Tourist positiv Einfluss nehmen auf die Ökobilanz seiner Reise. Z.B. indem er sich an Tourismussiegeln wie Earthcheck oder Green Globe orientiert oder auf unkonventionelle Varianten wie die Möglichkeit des Wohnungstauschs zurückgreift. Weitere Tipps zum umweltbewussten Reisen bieten die Verbraucherratgeber des Umweltbundesamts, sowie das Projekt des Verkehrsclubs Deutschland „Mit Kindern unterwegs – ökologisch und entspannt“.

Und für alle, die sowieso viel lieber zuhause bleiben, bieten die zahlreichen Badeseen NRWs, deren Wasserqualität auch in diesem Jahr wieder überwiegend mit der Bestnote ausgezeichnet wurde, genügend Raum für Erholung, Wassersport und Strandfeeling.

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