Schwerpunkt: Rohstoffe

3. Juli 2023 | Ausgabe 4 / 2023 Rohstoffe, Gesellschaft, Ralf Wolff | 0 Kommentare

Rohstoff- und Ressourcenwende

Ralf Wolff


Energiewende, Verkehrswende und Agrarwende haben das in Paris von der Weltgemeinschaft vereinbarte Klimaziel fest im Blick. Jedoch musste eigentlich eine Wende ganz am Anfang stehen, nämlich die Rohstoffwende.
Denn wo und wie, ökologisch und sozial, sollen beispielsweise die benötigten Rohstoffe für die Vervielfachung der Digitaltechnik und Elektromobilität herkommen? Diese Schlüsselfragen wie auch der nachhaltige und schonende Umgang mit Rohstoffen in der Kreislaufwirtschaft sowie mit der Naturressource Boden sind Thema der Beiträge dieser BUZ.

Im März 2023 hat die EU-Kommission eine Strategie zur Versorgung mit sogenannten „Critical Raw Materials (CRMs)“ vorgelegt. Darin werden Rohstoffe als kritisch eingestuft, wenn sie unverzichtbar für die heutige industrielle Produktion sind und gleichzeitig ein hohes Risiko hinsichtlich Versorgungsengpässen besteht. Der Kommissionsvorschlag formuliert einen Rechtsrahmen mit Zielvorgaben für eine eigenständigere Rohstoffversorgung innerhalb der EU. Parallel wurde ein Maßnahmenkatalog entwickelt, um die Ziele im globalen Umfeld durch internationale Partnerschaften und Handelsabkommen zu sichern. Lesen Sie mehr zum Thema und wie fair es dabei zugeht auf Seite 3.
Unser Interviewpartner PowerShift bündelt Perspektiven des Umwelt- und Menschenrechtsschutzes und tritt gemeinsam mit anderen Nichtregierungsorganisationen, z. B. mit dem Arbeitskreis Rohstoffwende, in Richtung Politik und Fachöffentlichkeit auf. Lesen Sie auf Seite 2, wie PowerShift den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Rechtsrahmen zur Rohstoffversorgung beurteilt.
Die meisten kritischen/strategischen Rohstoffe liegen hierzulande nicht in Abbauqualität und -menge vor. Wenn sich die Explorationsfrage stellen würde, wie zum Beispiel bei Lithium aus dem Oberrheingraben, soll die Genehmigung künftig innerhalb von 24 Monaten erteilt werden. Dies könnte beispielsweise mit der Standortsicherung für die identifizierten Gebiete der Atommüllendlagersuche kollidieren.
Unser Kolumnist Jürgen schaute sich an, wie sich die Nutzung eines kritisch/strategischen Rohstoffes, dem Lithium, im ÖPNV zeigt. Er erklärt Ihnen wie viel Lithium und Wasser für die Produktion der E-Busse und Wasserstoffbusse benötigt wird. Aus seiner Sicht ist das Transportsystem umweltfreundlicher, wenn schienengebundene Fahrzeuge, wie Bahnen oder Oberleitungsbusse zum Einsatz kommen.
Wenn wir über Rohstoffe sprechen, ist das zentrale Thema die „Kreislaufwirtschaft“. Drei Fachleute des BUND, des BDE und des VCI haben im ‚Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung‘ ihre Thesen zur Thematik vorgelegt, die wir auf Seite 6 zusammenfassen. Bestenfalls hält man zur Vermeidung von Abfällen die Produkte lange in Betrieb.
Rohstoffe nehmen in der Kreislaufwirtschaft nach und nach an Wert ab. Die Recyclingprodukte sind meist nicht von der Qualität, welche mit dem Primärrohstoff zuvor möglich war.
Für eine schonende Verwertung mahnt der Zwischenruf einen intelligenten und phantasievollen Umgang mit Rohstoffen an.
In Materialien/Abfällen gebundene Rohstoffe wieder in den Kreislauf zu integrieren, erfordert mindestens das sortenreine Sortieren.
Das Bild des Wertstoffhofs Südstraße aus der Vogelperspektive zeigt, wie der Entsorgungsfachbetrieb der bonnorange AöR an den Wertstoffhöfen die Abfallfraktionen im Kreis dem Recycling zuführt. Ausgewählte Fraktionen der auf Seite 6 angegebenen Mengen werden für ein Treibhausgas-spezifisches Beurteilungsinstrument (sog. THG-Matrix) erfasst, um deren Klimarelevanz zu beurteilen. Mit den Ergebnissen lässt sich der abfallwirtschaftliche Vorgang des Verwertens intelligent steuern.
Stellvertretend für einen intelligenten phantasievollen Umgang mit Ressourcen und Nutzung von Rohstoffen in der Landwirtschaft beschäftigen sich drei Artikel über diesbezügliche Forschungsprojekte:
Zum Einen wird auf dem Campus Klein-Altendorf der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn in Kürze ein spezielles Gewächshaus gebaut, bei dem es um die Forschung rund um eine nachhaltige und ressourceneffiziente Gewächshausproduktion geht.
Des Weiteren erforscht das Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz das Süßgras Miscanthus als nachhaltige Alternative zu sonstigen Brenn- und Baustoffen. Diese Pflanze kommt ursprünglich aus Japan, kann aber auch hierzulande hervorragend als Rohstoff verwendet werden. Die Forschung rund um diese Pflanze eröffnet immer wieder neue Möglichkeiten. So beabsichtigt das Forscherteam die Ressourceneffizienz des Gewächshauses (s. o.) zu verbessern, indem es mit Häcksel/Pellets aus dem nebenan angebauten Miscanthus beheizt wird.
Zum Dritten stellen wir Ihnen auf Seite 12 ein multidisziplinäres Forschungsprojekt zur dezentralen Versorgungssicherheit in der Landwirtschaft vor: einen „Agri-PV-Obstbaubetrieb“. Die Agri-Photovoltaik (Agri-PV) bezeichnet ein Verfahren zur gleichzeitigen Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Nahrungsmittelproduktion und die PV-Stromerzeugung.
Der Erhalt des Bodens als Naturressource verlangt einen angepassten sparsamen Umgang. Bodenbörsen können dies unterstützen. Sie dienen dazu, spezifische Bodenqualitäten anzubieten/zu suchen, was sich derzeit schwierig darstellt. Bodenkundliche Baubegleiter können hier Rat geben, wie man dennoch zum Ziel Bodenschutz auf seinem Grundstück kommt.
Der Schutz des Bodens, in dem wertvolle Flächen nicht dem Siedlungsdruck preisgegeben werden schlägt schließlich auch den Bogen zu einem weiteren Thema. Unsere Autorin befasst sich mit der Biophilie, der Wirkung von Natur auf das Wohlbefinden des Menschen. Gehen wir mit dem Siedlungsdruck nicht bodenschonend um, erfüllen die Naherholungsgebiete nicht mehr das, was wir von ihnen erwarten.
Last but not least möchten wir Ihnen noch das diesjährige Beethovenfest im September ans Herz legen. Unter dem Motto „Musik über Leben“ wird das aktuelle Programm das Verhältnis des Menschen zur Natur befragen und kommentieren und darüberhinaus Wege zu einem nachhaltigen Festivalbetrieb aufzeigen

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